Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
höchstens eins von zehn Worten, die seine Begleiterin an ihn richtete. Er versuchte, aufmerksam zu wirken, und lachte oder nickte gelegentlich, wenn es ihm passend erschien, während er aus den Augenwinkeln Desirée beobachtete. Er war sehr stolz darauf, wie sie sich heute hielt. Niemand, der sie in ihrem burgunderroten Seidenkleid tanzen sah, würde erraten, dass dies ihr erstes großes Fest war. Ihren Kopf hielt sie hoch erhoben, und nichts erinnerte mehr an die Frau, die bei ihrer ersten Begegnung auf dem Dach ihr Gesicht vor ihm versteckt hatte. Nur gelegentlich wirkte sie ein wenig scheu, was bei so vielen Fremden indes völlig normal war.
Nicht, dass er etwa das Recht hatte, stolz auf sie zu sein. Noch hatte er nicht das kleinste Anzeichen dafür entdeckt, dass sie es bedauerte, ihn abgewiesen zu haben. Abgesehen von wenigen Ausnahmen, war ihr Verhalten ihm gegenüber ungefähr so warm und herzlich gewesen wie die ersten Herbstfröste.
„Ihr müsst mir mehr über Schweden erzählen, Colonel“, sagte seine Begleiterin und beugte sich so geschickt vor, dass sie dabei ein wenig mehr von ihrem Busen entblößte. „Es muss dort sehr schön sein.“
„Ja, das ist es“, sagte er und erinnerte sich unzufrieden an das erste Mal, als er Desirée in einem tief ausgeschnittenen Kleid gesehen hatte.
Ihr neues burgunderrotes Kleid stand ihr sogar noch besser als das blaue von Athena. Unglücklicherweise betonte das nach der letzten Mode geschnittene Kleid ihre Reize nicht nur in seinen Augen, sondern auch für alle anderen männlichen Gäste. Jakob hatte sich sehr zurückhalten müssen, um nicht quer durch den Raum zu einem von Halross’ älteren Nachbarn zu gehen und ihm einen Fausthieb zu verpassen, weil dieser ständig Desirées Brust angestarrt hatte, während er angeblich mit ihr tanzte.
Er wusste nicht, ob er auf Desirée wütend war oder auf sich selbst, weil er zugelassen hatte, dass ihm diese Situation so vollkommen aus den Händen glitt. Immer hatte er gewusst, wie er sich benehmen musste, doch jetzt schien alle natürliche Selbstsicherheit ihn verlassen zu haben. Zwei Meilen war er neben ihr hergegangen – und nicht in der Lage gewesen, über etwas Aufregenderes zu sprechen als den Zustand der Straßen. Jedes Mal, wenn er zu einer persönlicheren Bemerkung angesetzt hatte, war ihm eingefallen, wie vollkommen ihm der Heiratsantrag missraten war, und er hatte verlegen geschwiegen. Mit jedem Schritt hatte er sich unbehaglicher gefühlt, bis die Furcht, sich wieder zum Narren zu machen, ihn daran gehindert hatte, überhaupt noch etwas zu sagen. Kein Wunder, dass Desirée ihn so kühl hatte stehen lassen, nachdem sie endlich das Haus erreicht hatten.
Er hätte sie sich über die Schulter werfen und zu irgendeinem abgeschiedenen Ort bringen sollen, wo sie ihre Missverständnisse hätten beilegen können. Ganz bestimmt wäre sie da nicht kühl gewesen! Er erinnerte sich daran, wie temperamentvoll sie sich auf ihn gestürzt hatte, als er sie vom Dach geholt hatte. Noch mit gefesselten Händen und Füßen hatte sie mit ihm gestritten. Aber es war beinah einen Monat her, seit sie ihn anders als mit „Sir“ oder „Colonel“ angesprochen hatte. Er hasste es, wenn sie das tat.
För bövelen! Er war ein Dummkopf. Er hatte immer geglaubt, im Umgang mit Worten geschickt zu sein – zumindest bis zu dem schrecklichen Antrag –, aber Desirée war nie besonders beeindruckt gewesen von dem, was er ihr sagte. Seine Erklärungen für die Entführung hatte sie bezweifelt, seiner Verbindung zu Kilverdale misstraut, seine Anschuldigungen gegenüber Arscott in Frage gestellt…
Dennoch – er hatte sie beeindruckt. Die Erinnerung daran verlieh ihm neues Selbstvertrauen. Was er tat, hatte sie beeindruckt. Nie hatte sie ihn zurückgewiesen, wenn er sie geküsst oder in die Arme genommen hatte. Offensichtlich war sie nicht mit schönen Worten zu gewinnen, sondern nur durch eine etwas deutlichere Werbung. Seine Zuversicht erlitt einen kurzfristigen Rückschlag, weil er daran dachte, dass er in dieser Hinsicht auch nicht immer erfolgreich gewesen war. Sein ehrenhafter Versuch, in der Nacht ihres Albtraums das Richtige zu tun, hatte dazu geführt, dass sie ihn später abwies. Doch er könnte sich entschuldigen. Er war ganz begierig darauf, sich zu entschuldigen!
Neue Kräfte durchströmten ihn. Er sah sich um und suchte nach Desirée, fest entschlossen, seine Pläne sofort in die Tat umzusetzen. Er entdeckte sie nicht, wohl
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