Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
trat sie um sich und versuchte, mit ihren Knien sein Gesicht zu treffen.
Fluchend gelang es ihm schließlich, sie festzuhalten. Halb blind, weil ihr das Haar ins Gesicht hing, ertrug Desirée den entwürdigenden Umstand, dass er ihre Beine untersuchte und feststellte, dass sie nur minimal verbrannt waren.
„Der viele Stoff muss Euch geschützt haben“, erklärte er endlich. „Euer Hemd ist nicht einmal versengt. Wie es aussieht, habt Ihr keinen ernstlichen Schaden erlitten.“
„Das habe ich doch gesagt!“ Desirée war außer sich vor Wut. „Wie könnt Ihr es wagen…“
Er sprang beiseite, gerade noch rechtzeitig, um einem Hieb auszuweichen, mit dem sie auf seine Lenden gezielt hatte.
Dann packte er ihre Handgelenke und zog sie mit einer einzigen Bewegung auf die Füße.
„Ich hätte Euch fester verschnüren sollen!“, erklärte er.
„Ihr Widerling! Ich bin eine Dame!“
„Aber anders als alle anderen, denen ich bisher begegnet bin.“ Er zerrte sie hinter sich her. „Ihr hättet es uns beiden wesentlich leichter machen können, wenn Ihr Verstand genug besessen hättet, bei meinem Anblick in Ohnmacht zu fallen.“
„Ich falle niemals in Ohnmacht!“
„Wie schade!“
Im Bootshaus fand Jakob ein Stück Seil, das er Desirée um die Knie wickelte, direkt über ihre schmutzigen, nassen Röcke.
„Ihr werdet hängen!“, erklärte sie ihm von ihrer unwürdigen Position am Boden aus. „In Tyburn werdet Ihr dafür hängen!“
Jakob antwortete nicht. Da er nicht länger von Desirées Widerstand behindert wurde, gelang es ihm innerhalb kürzester Zeit, ein Ruderboot zu Wasser zu lassen und Desirée hineinzusetzen. Er schloss sogar das Tor ab, um ihr Haus vor Plünderern zu schützen. Den Schlüssel ließ er auf ihren Schoß fallen und begann anschließend, stromaufwärts zu rudern.
Wütend starrte Desirée ihn an, dann drehte sie sich um und blickte zurück auf die brennende Stadt hinter ihr. Die Themse war voller Menschen, die vor dem Inferno flohen. Sie sah Boote voll geladen mit Habseligkeiten, hörte eine Frau weinen, Kinder schreien … Den gerade gefassten Plan, um Hilfe zu rufen, verwarf sie wieder. Denn in diesem Chaos würden ihre Schreie entweder ganz untergehen oder einfach ignoriert werden.
Während Jakob gleichmäßig flussaufwärts ruderte, versuchte sie, einen letzten Blick auf ihr Zuhause zu erhaschen. Erst als sie die Ausläufer der Stadt gänzlich hinter sich gelassen hatten, drehte sie sich um und sah Jakob an. Sofort fiel ihr auf, wie geübt er die Ruder handhabte. Seine Bewegungen waren geschmeidig und ruhig, selbst wenn seine muskulöse Brust von der Anstrengung glänzte. Desirée war sicher, dass unter dem Staub und dem Schmutz seine Haut glatt und makellos war.
Zum ersten Mal seit seinem Erscheinen auf ihrem Dach hatte sie die Gelegenheit, ihre Situation zu überdenken. Es sah schlecht aus. An Händen und Füßen gebunden, befand sie sich in der Gewalt eines Mannes, der eigentlich in Newgate schmoren und auf seine Verhandlung warten sollte. Schlimmer noch, niemand aus ihrem Haushalt wusste, dass sie verschwunden war. Niemand würde nach ihr suchen, bis es zu spät war. Sie biss sich auf die Lippen und wünschte, sie wäre so vernünftig gewesen, am Morgen zusammen mit Arscott den Lastkahn zu besteigen. Doch jetzt war es zu spät, ihre Entscheidung zu bereuen.
Aus zusammengekniffenen Augen sah sie Jakob an. Er war ein Verbrecher. Was wollte er von ihr, jetzt, da sein Herr tot war?
„Werdet Ihr jetzt mein Bräutigam?“, fragte sie.
„Nein.“
Sie sah ihn an. „Den anderen hat Arscott erschossen.“
Ein Grinsen huschte über Jakobs Gesicht, aber es wirkte keineswegs fröhlich. „Meine Gesundheit ist mir zu wichtig, als dass ich das Risiko eingehen wollte, ein ähnliches Schicksal zu erleiden. Seid Ihr“, es gelang ihm, den Rhythmus seiner Worte den Ruderschlägen anzupassen, „auf diese Weise so lange unverheiratet geblieben? Indem Euer Verwalter alle hoffnungsvollen Bewerber erschießt?“
„Wie bitte? Nein, natürlich nicht. Aber worauf seid Ihr dann aus? Lösegeld? Soll ich Eure Geisel sein?“
Sie dachte an die Geldkiste, die Arscott mit sich genommen hatte.
„Nein“, sagte Jakob.
„Warum wollt Ihr mich dann haben?“, fragte sie erstaunt.
„Ich will Euch nicht haben“, erwiderte er kurz.
Desirée stockte der Atem. Seine Antwort traf sie unvorbereitet und dort, wo sie am verletzlichsten war. Sie wusste sehr wohl, dass ihr Vermögen ihre
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