Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
rudern.
„Sie bringen die Einrichtung in Sicherheit“, erklärte Desirée.
Trotz seiner Beschwerden lächelte Jakob. „Ihr meint, sie sind eher daran interessiert, die Schätze zu retten als deren Herrin?“
Obwohl ihre Hände und Füße noch immer zusammen gebunden waren, versuchte Desirée, Jakob einen Tritt zu versetzen. Dabei verlor sie allerdings das Gleichgewicht. Zuerst kippte sie ein Stück seitwärts, dann plumpste sie in den Bootsrumpf. Der Schlüssel zu dem Tor am Fluss entglitt ihren Händen und fiel auf die Planken.
Ein paar Sekunden lang schwankte das kleine Boot bedrohlich, ehe Jakob es mit aller Kraft wieder ins Gleichgewicht bringen konnte.
„ För bövelen, Frau! Wollt Ihr uns etwa beide ertränken?“, rief er entsetzt.
„Ich würde gern Euch ertränken!“, rief sie zurück, unbeeindruckt davon, dass sie in einer Pfütze aus schmutzigem Wasser saß, das über Bord hereingeschwappt war.
„Um Himmels willen!“ Er versuchte, ihr beim Aufstehen zu helfen, doch kaum hatte er sie berührt, da zuckte sie vor ihm zurück, und das Boot schaukelte wieder. „Wenn Ihr das noch einmal macht, lasse ich Euch da unten sitzen!“
„Wenn Ihr meine Fesseln lösen würdet, könnte ich allein aufstehen“, erklärte sie.
„Wenn ich Eure Fesseln lösen würde, würdet Ihr mich vermutlich mit einem Ruder erschlagen.“
Sie schnaubte wenig damenhaft, wagte aber nicht, darauf etwas zu erwidern.
Jakob seufzte und fragte sich, wie zum Teufel er in eine so absurde Situation geraten konnte.
„Wenn ich Eure Fesseln löse, werdet Ihr Euch dann benehmen?“
„Nein.“
„Eigensinniges Frauenzimmer.“ Er legte eine Pause ein. Auf den Rudern waren dunkle Blutflecke zu sehen, und seine Handflächen schmerzten außerordentlich. „Warum haben Eure Männer Euch zurückgelassen?“
„Sie wissen gar nicht, dass sie das getan haben.“ Desirée hob den Kopf. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich zum letzten Mal so unbehaglich gefühlt hatte, aber auf keinen Fall wollte sie ihn um etwas bitten.
„Wie konnte es passieren, dass man Euch vergessen hat? Habt Ihr Euch hinter den Kübeln mit den Orangenbäumen versteckt?“
„Arscott nahm den Lastkahn, Benjamin war für die Kutschen verantwortlich“, erklärte sie. „Jeder von ihnen dachte, ich wäre beim anderen.“
„Warum seid Ihr nicht fortgegangen, solange Ihr das noch konntet?“
„Ich weiß es nicht“, gestand sie. „Es ist mein Zuhause. Glaubt Ihr …“ Sie brach ab. „Glaubt Ihr, es brennt ab?“, fragte sie und hätte sich dafür ohrfeigen können, dass ihre Stimme zitterte und sie sich von ihrem Entführer eine beruhigende Bemerkung erhoffte.
„Ich weiß es nicht, Mylady“, erwiderte er, und diesmal klang sein Tonfall freundlicher als gewöhnlich. „Der Wind hat nachgelassen. Wenn es nicht wieder auffrischt, kommt das Feuer möglicherweise gar nicht bis zu Eurem Haus.“
Als er diesmal die Hand nach ihr ausstreckte, ließ sie es zu, dass er sie auf den Sitz zurück hob. Dabei fiel ihr Blick auf seine Hände.
Ihr stockte der Atem.
„Was ist passiert?“
„Das ist nicht wichtig.“ Er nahm die Ruder wieder auf. Ein leises Zucken in seinem Gesicht fiel ihr auf, ansonsten wirkte seine Miene ausdruckslos, während er weiterhin gleichmäßig flussaufwärts ruderte.
„Ihr seid wahnsinnig!“ Seine Unerschütterlichkeit beeindruckte Desirée nicht. „Ist das passiert, als Ihr mich davor bewahrtet, verbrannt zu werden – auf dem Dach?“
Er nickte kurz. Noch immer wirkte seine Miene entschlossen.
Ein paar Sekunden lang überdachte sie stumm die Situation.
„Bindet mich los“, verlangte sie dann.
Ungläubig zog er eine Braue hoch. Seine Miene ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht die Absicht hatte, ein solches Risiko einzugehen. Gleichmütig ruderte er weiter.
„Dummkopf! Wenn Ihr meine Fesseln löst, können wir das Leinen um Eure Hände wickeln! Das würde Euch beim Rudern schützen!“
Jakob hielt noch einmal inne und dachte über ihren Vorschlag nach. Nun, da die Tide erreicht war, bewegte sich das Boot auch ohne sein Zutun, wenn auch langsamer, mit der Strömung flussaufwärts.
„Ihr habt Euch verletzt, als Ihr mir das Leben rettetet“, erklärte Desirée sehr förmlich. „Ich werde Euch nichts versprechen, aber Ihr könnt mir so weit vertrauen, dass ich Euch nicht angreifen werde, solange wir hier im Boot sitzen. Wohin fahren wir?“ Ein wenig verspätet war ihre Neugier erwacht.
Er lächelte schwach und
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