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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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schon, dass er das Versprechen, das sie ihm gegeben hatte, wieder aufgehoben hatte.
    „Was ist los?“, fragte Scarlett.
    „Ich hatte heute eine kleine Auseinandersetzung mit Maria“, antwortete er.
    „Wie das denn? Mit Maria kann man doch gar keine Auseinandersetzung haben!“
    „Ja, normalerweise nicht.“
    „Worum ging es?“
    „Darum, dass sie sich alleine in die Spiegelwelt schleicht. Ich wollte es ihr verbieten.“
    „Du wolltest es, aber du hast es nicht getan?“
    „Nein. Das heißt, ich habe es getan, aber das Verbot wieder zurückgenommen. Wer bin ich, dass ich ihr etwas verbieten will? Wir trampeln andauernd durch ihre Welt und ich habe nicht das Recht, ihr vorzuschreiben, was sie darin zu tun oder zu lassen hat.“
    „Aber wenn sie jetzt wieder alleine in die Spiegelwelt geht?“, fragte Scarlett nervös. „Ihr könnte alles Mögliche zustoßen!“
    „Mir passt es auch nicht.“
    „Du hättest das Verbot nicht zurücknehmen sollen!“
    „Sie braucht ihren Frieden“, widersprach Gerald. „Weißt du, all das – die ganze Spiegelwelt – findet irgendwo in ihrem Kopf statt. Wenn wir sie unter Druck setzen, schadet ihr das womöglich.“
    Scarlett war anderer Meinung, doch sie hörten auf, darüber zu reden, weil es gerade sowieso nicht zu ändern war. Kurz darauf kam Maria zurück und sie beide, Scarlett und Gerald, atmeten erleichtert auf. Maria hatte einen Schreibblock dabei und setzte sich abseits der Gruppe an den Teich, um einen Brief zu schreiben.
    „Hast du für heute nicht schon genug Post erledigt?“, rief Gerald zu ihr hinüber.
    Sie lachte.
    „Doch schon. Aber wenn ich noch länger mit dem Brief an meine Eltern warte, stehen sie übermorgen vor der Tür, um nachzusehen, ob ich noch lebe. Das will ich vermeiden!“
    Thuna gab einen lauten Seufzer von sich.
    „Schreib, Maria, schreib!“, rief sie. „Nichts gegen deine Eltern, aber von ihren guten Ratschlägen habe ich mich noch lange nicht erholt.“
    „Das tut mir leid“, sagte Maria und es klang ehrlich betrübt.
    Thuna war eine Person, die sich selten beklagte, doch unter Marias Eltern hatte sie bei ihrem letzten Aufenthalt im Schloss Montelago Fenestra noch mehr gelitten als sonst. Was vor allem daran lag, dass die Herrschaften gemeint hatten, sie müssten endlich „etwas aus Thuna machen“.
    Offensichtlich hielten sie Thuna für zu schäbig und unscheinbar, um die Freundin ihrer Tochter zu sein. Vielleicht hatten sie auch nur Gutes im Sinn, als sie Thuna mit Kleidern beschenkten, die überhaupt nicht zu ihr passten, und ihr in den Ohren lagen, sie solle ihre Haare nicht immer so „runterhängen lassen“. Sie bombardierten Thuna mit überflüssigen Benimm-Regeln, bis das Mädchen ganz konfus war, und erklärten ihr, sie müsse anders essen, anders sitzen und anders reden, als sie es tat.
    „Iss kleinere Bissen!“, „Behandle das Essen vornehmer!“, „Sitz gerade!“, „Rede geistreich, nicht zu viel – aber auch nicht zu wenig!“ So und anders lauteten die Anweisungen. Maria hielt sich an nichts dergleichen, doch das schien die Montelago Fenestras überhaupt nicht zu interessieren. Sie wollten, dass Thuna sich veränderte, unbedingt! Da half es nicht, dass Maria einschritt und einen Riesenstreit mit ihren Eltern riskierte, da sie forderte, sie sollten Thuna endlich in Ruhe lassen.
    ‚Wir wollen doch nur, dass etwas aus ihr wird!’, hatte Grazia von Montelago Fenestra so laut geflüstert, dass Thuna es deutlich verstand. ‚Es ist zu ihrem Besten! Irgendwas müssen wir doch tun für das arme Mädchen!’
    Das arme Mädchen reagierte reserviert. Sie redete nur noch das Nötigste mit den Montelago Fenestras und machte drei Kreuze, als endlich Grohann auftauchte, um sie nach Sumpfloch zu holen. Maria war es unsagbar peinlich, wie ihre Eltern sich verhalten hatten, und sie fürchtete, dass Thuna sie nie wieder in die Ferien begleiten würde.
    „Du kannst überhaupt nichts dafür“, sagte Thuna. „Und jetzt schreib!“
    Das tat Maria und für diesen Abend war alles in bester Ordnung.
     
    Am Nachmittag des nächsten Tages saßen Gerald und Lisandra am Tisch im Hungersaal, da Gerald neues „Spielzeug“ bekommen hatte, wie Scarlett es gerne nannte. Damit meinte sie die Instrumente, die Magikalie speichern konnten und ihre magikalisch unbegabten Träger mit Zauberkräften ausstatten konnten. In der Disziplin Instrumentenzauber war Gerald sehr bewandert und Lisandra war es inzwischen auch. Mit Vorliebe tauschten

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