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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Erleichterung. Was Thuna aber nicht daran hinderte, es ungeheuerlich zu finden, dass sich der Steinbockmann in ihr Gefühlsleben einmischte.
    „Ich bin vollkommen überzeugt davon, dass Sie es gut mit mir meinen“, sagte sie, „aber können Sie das trotzdem lassen?“
    „Nein, kann ich nicht.“
    „Es ist aber nicht richtig!“
    „Wenn dich eine Pflanze darum bittet, sie verdursten zu lassen, würdest du dieser Bitte Folge leisten?“
    „Ich bin keine Pflanze!“
    „Du hast mich schon verstanden. Ich lasse es nicht zu, dass deine Seele Schaden nimmt. Perpetulja weiß ja gar nicht, was sie da von dir verlangt. Auf Geschöpfe wie uns wirken verzweifelte Gedanken wie Gift. Ab einem gewissen Maß gibt es keine Erholung mehr.“
    Es klang, als spräche er aus eigener Erfahrung. War er schon einmal von verzweifelten Gedanken berührt worden, die ihn für immer beschädigt hatten?
    „Es lässt sich nicht vermeiden“, sagte er, „dass man in seinem Leben die eine oder andere Narbe zurückbehält, aber mit Torcks Qualen hast du nichts zu tun. Du musst sie nicht erleiden. Es würde ihm auch nicht helfen!“
    Jetzt hatte er schon wieder gewusst, was sie gedacht hatte. Ihre Aufmerksamkeit kehrte zum Wasser im Kanal zurück. Sie sah zu, wie ein weiterer Tropfen ihren Fußknöchel entlanglief, ins Wasser tropfte, blaues Licht verbreitete und erlosch.
    „War Ihr Besuch in Tolois erfolgreich?“, fragte sie.
    „Ich bin zufrieden“, sagte er.
    „Dann ist es ja gut.“
    Damit war alles gesagt, aber auf einer anderen Ebene. Denn während sie diese Worte sprachen, fand gleichzeitig ein ganz anderer Dialog statt. Ein Gespräch in Faunsprache, der Sprache, die ohne Worte auskam. Als Thuna nach Tolois fragte, schickte sie eigentlich eine Frage auf den Weg, deren Botschaft ungefähr so lauten müsste, wenn man sie in Worten ausdrücken wollte:
    ‚Glauben Sie, Grohann, dass in Amuylett wieder Frieden einkehren wird? Wird diese Schule wieder eine richtige Schule sein, sodass ich wie früher in den bösen Wald gehen kann, um Pollux zu sehen und glücklich zu sein?’
    Und Grohanns Antwort ohne Worte besagte ungefähr Folgendes:
    ‚Ich kann es dir nicht versprechen, Thuna, aber im Moment sieht es nicht mehr ganz so düster aus. Die neue Regierung arbeitet zuverlässig, einige Notgesetze konnten schon aufgehoben werden. Du musst auch nicht darauf warten, dass die Schule wieder geöffnet wird. Ich hoffe, ich kann in den nächsten Tagen etwas Zeit erübrigen und dann könnten wir Pollux besuchen, wenn du das möchtest.’
    Woraufhin Thuna ohne Worte erwiderte:
    ‚Ja, das möchte ich. Das wäre schön.’
     

Kapitel 23: Lilienschlüssel
     
    Noch am selben Abend bat Grohann eine kleine und geheime Runde von Auserwählten in die Spiegelwelt: Es waren die fünf Erdenkinder und dazu Berry, Scarlett und Viego Vandalez. Ritter Gangwolf und der Halbvampir waren am Vortag von ihrer Reise zurückgekehrt und Gangwolf konnte immerhin den Erfolg vermelden, ganze drei Türen für immer geschlossen zu haben. Die Tür im Urwald von Fischlapp gehörte auch dazu. Das machte sechs Türen weniger in Marias Treppenhaus. Doch die beiden Türen, die Grohann besonders wenig mochte – nämlich die Vorder- und Rückseite der Tür, die von Hornfall nach Amuylett führte – gab es immer noch.
    „Sie sind alt und kompliziert“, verteidigte sich Ritter Gangwolf. „Aber ich kümmere mich noch darum.“
    Scarlett musste versprechen, auf keinen Fall zu zaubern, wenn sie in Marias Spiegelwelt war, selbst im unwahrscheinlichen Fall eines Angriffs. Als Grohann das Wort ‚Angriff’ erwähnte, sahen sich sechs der anwesenden Personen verstohlen an. Würde der Steinbockmann bemerken, dass vor nicht allzu langer Zeit acht Pantols in der Spiegelwelt gewütet hatten? Oder hatten Igel, Äffchen oder Maulwürfe in Latzhosen ganze Arbeit geleistet und alle Schäden behoben?
    In Marias Lieblingszimmer sah es jedenfalls so aus wie immer. Ein kleines Feuer brannte im Kamin und durch die geöffneten Fenster hörte man die Vögel ihre Abendlieder singen. Alles sah ganz harmlos aus und Grohann schien keinen Verdacht zu schöpfen, als sie sich beruhigt niederließen, auf dem roten Sofa und auf den Sesseln, die wie abgezählt bereitstanden.
    Doch ausgerechnet, als Grohann ihnen eröffnen wollte, warum er sie zusammengerufen hatte, kam ein Hamster-Diener zur Tür herein, der einen Teewagen vor sich herschob. Auf dem Teewagen stand ein großer, silberner Teller und auf dem

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