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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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hast, aber ich akzeptiere deine Entscheidung. Ruh dich aus, wir brauchen dich schließlich noch.“
    Gerald tastete nach Marias Schmetterlings-Haarspange in seiner Hosentasche. Es tat gut, sie zu berühren, doch es bestand kein Grund, sie noch länger mit sich herumzutragen, jetzt, da Maria weiterleben würde. Er holte die Haarspange hervor und legte sie neben Marias Bett auf den Nachtschrank. Danach ging er aus der Krankenstation.
    „Die Wunde ist übrigens geschlossen“, sagte er im Vorbeigehen zu Grohann. „Deswegen hat es gestern so lange gedauert.“
    Er wollte nicht mehr dazu sagen und Grohann war so rücksichtsvoll, keine Fragen zu stellen. Er ließ den erschöpften Gerald ziehen.
    Die Maküle schirmten eine Menge Leute ab, die Gerald finster beobachteten, als er die Treppe hinaufstieg, um in die oberen Stockwerke des Haupthauses zu gelangen. Er wollte nur noch in sein Zimmer, in die Wohnung von Herrn Winter, in der Hoffnung, dass dort alles so sein würde, wie es gestern Morgen noch gewesen war. Friedlich. Sonnig. Harmlos. Ohne das Wissen, dass er Torck befreit hatte.
    Als er sich die Treppe zum Dachgeschoss hinaufschleppte, saß Scarlett auf der obersten Stufe und erwartete ihn. Sie sprang auf.
    „Lebt sie? Hat Torck sie gerettet?“
    „Ja“, sagte Gerald. „Sie lebt.“
    Scarlett fiel ihm um den Hals.
    „Ich hätte das Gleiche getan!“, rief sie. „Ich hätte es ganz genauso gemacht!“
    Er drückte sie an sich und sie verharrten in dieser Umarmung, so lange, bis Gerald das Gefühl hatte, er werde gleich zusammen mit Scarlett die Treppe hinunterfallen, weil er sich nicht länger auf den Beinen halten konnte.
    „Ich muss mich hinlegen“, sagte er. „Schlafen, wenn ich kann.“
    „Tu das! Ruh dich aus! Und nimm es dir nicht zu Herzen, wenn sie auf dir rumhacken! Wenn du das nicht getan hättest, wäre Maria jetzt tot!“
    „Was wird Hanns sagen?“
    „Keine Ahnung. Er wird dich schon nicht umbringen. Und mich auch nicht.“
    Sie lachte und schaffte es damit, ihn auch zum Lachen zu bringen. Nachdem sie ihm einen letzten Kuss gegeben hatte, wünschte sie ihm einen erholsamen Schlaf, und stieg die Treppe hinab, um ihren Freundinnen zu berichten, dass alles gut war. Zumindest für den Moment.
     
    Als die Sonne aufging, legte sich Gerald schlafen, und er wachte nicht mehr auf, bis es Nachmittag geworden war. Er konnte nicht feststellen, dass es ihm wesentlich besser ging als vor dem Einschlafen, aber immerhin gehorchten ihm seine Beine, als er sich auf den Weg ins Bad machte. Der erste Blick aus dem Fenster war ernüchternd: Das Stück des Seerosenteichs, das man von Herr Winters Wohnung aus sehen konnte, war nur noch ein unansehnliches schwarzes Loch. Am Ufer waren Absperrungen errichtet worden, damit niemand hineinfiel, und das sah alles andere als paradiesisch aus.
    Nachdem er sich gewaschen und angezogen hatte, nahm Gerald in Angriff, wovor ihm graute: nämlich die friedliche, stille Wohnung zu verlassen und sich dem zu stellen, was ihn heute in Sumpfloch erwartete. Es würde bestimmt nicht lustig werden.
    Er verließ die Wohnung von Herrn Winter und sah, dass nebenan die Tür zu Hauls Zimmer offen stand. Eine Unterredung mit Hanns stand ganz oben auf Geralds Liste der unangenehmen Dinge, die es heute zu erledigen galt. Darum beschloss er, bei Haul vorbeizusehen und sich von ihm zu Hanns bringen zu lassen. Er könnte Haul auch fragen, ob und wie wütend Hanns darüber war, dass Gerald seinen Riesenzahn zerstört hatte.
    Gerald näherte sich der Tür und wollte schon an den Rahmen klopfen, da sah er, dass Haul nicht in seinem Zimmer war. Lisandra saß auf Hauls Bett, den Kopf auf die Knie gestützt, und sah so traurig aus, dass Gerald wissen musste, was los war.
    „Ist etwas passiert?“, fragte er.
    Lisandra antwortete nicht, sondern zeigte Gerald die Innenfläche ihrer rechten Hand. Er verstand sofort, worum es ging: In Lisandras Handfläche hatte sich ein Stück Haut verändert. Es bestand aus glatten, leicht glänzenden Schuppen. Im besten Fall hätte man es als goldbraune, geschmeidige Schlangenhaut bezeichnen können.
    „Hast du dir das gestern eingefangen?“
    „Ein blöder Zauberer wollte mich grillen. Es hat schön dumm aus der Wäsche geguckt, als sein Feuerchen abgebrannt ist und ich immer noch da war.“
    Sie war sehr niedergeschlagen. Gerald ging ins Zimmer und setzte sich zu ihr aufs Bett.
    „Außerdem hast du Torck gesehen.“
    „Ja“, sagte sie. „Ich habe gesehen, was

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