Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
sein.
„Wir haben so lange gemeinsam gekämpft und jetzt willst du mich im Stich lassen?“
„Wer lässt hier wen im Stich?“, fragte er zurück. „Wenn du Entscheidungen über meinen Kopf hinweg fällst, musst du dich nicht wundern!“
Der Kampf zwischen der unsichtbaren Corvina und ihrer Widersacherin, die dauernd ihre Gestalt änderte, ließ nicht viel Raum für ein ruhiges, sachliches Gespräch.
„Was bildet sich Corvina eigentlich ein?“, fragte Ritter Gangwolf, nachdem er das Gerangel eine Weile beobachtet hatte. „Glaubt sie im Ernst, dass sie gegen Hylda ankommt?“
„Sie kann sich unsichtbar machen und Hylda nicht“, sagte Alabastra kühl. „Außerdem sieht es für mich nicht so aus, als ob Corvina den Kürzeren zieht.“
Das sah es wirklich nicht. Ritter Gangwolf schaute noch einmal genauer hin und wunderte sich darüber, dass Hyldas magikalische Hiebe zwar gut saßen, aber weit von der Perfektion und Treffsicherheit entfernt waren, für die Hylda bekannt war. Es dämmerte Ritter Gangwolf, was hier los war, und im selben Moment wurde Corvinas Gegnerin klein und schwarz und mit einer geballten Ladung Energie drei Meter weit fortgeschleudert.
Ritter Gangwolf machte einen Riesensprung in die gleiche Richtung und warf sich schützend über die schwarze Katze, die verletzt am Boden lag. Das hier war nicht Hylda – es war Scarlett!
„Ha!“, rief Corvina und wurde unmittelbar vor Ritter Gangwolf sichtbar. „Hast du jetzt immer noch so eine große Klappe, Angeber Gangwolf? Geh zur Seite, damit ich dem Elend ein Ende machen kann! Oder muss ich dich erst verletzen? Als Krüppel kannst du sicher immer noch Türen öffnen, oder?“
Ein äußerst rüder magikalischer Schlag, der unter die Gürtellinie zielte, zwang Ritter Gangwolf, einen Satz zur Seite zu machen, um nicht getroffen zu werden. Corvina lachte begeistert und Gangwolf begann ihre Nase zu hassen. Als sie zum nächsten Schlag ausholen wollte, warf er sich abermals vor das Kätzchen.
„Aufhören, Corvina!“, brüllte er sie an. „Das ist nicht Hylda!“
„Glaubst du, das weiß ich nicht?“
„Alabastra hat mir versprochen, dass niemandem ein Haar gekrümmt wird!“
„Ach, hast du?“, fragte Corvina die Spinnenfrau, die auf der Wiese stand und das Geschehen fast verwundert mit ihren vielen Augen beobachtete.
„Wenn er sich uns anschließt. Hast du deine Meinung geändert, Gangwolf?“
„Fürs Erste, ja“, sagte er mit einem Seitenblick auf die Katze, die schwer atmete und deren rechtes Vorderbein merkwürdig krumm im Gras lag.
„Fürs Erste!“, rief Corvina höhnisch. „Das lässt ja tief blicken. Ich glaube, wir sollten uns auf Ritter Gangwolfs Wort nicht verlassen, sondern ihn lieber fesseln und mitnehmen.“
Sie machte eine Handbewegung, woraufhin mehrere Soldaten auf die Wiese traten, um Ritter Gangwolf zu ergreifen.
Nun besaß auch Ritter Gangwolf Instrumente, die Magikalie speicherten, genauso wie sein Sohn. Und so ballerte er den Soldaten, die sich näherten, erst mal etwas laut Knallendes vor die Brust. Es diente der Abschreckung und dazu, Zeit zu gewinnen. Ritter Gangwolf war aber leider nur zu klar, dass er gegen diese Übermacht auf Dauer nicht die geringste Chance hatte.
Corvina machte sich unterdessen einen Spaß daraus, Gangwolf lauernd zu umrunden und immer wieder auf das Kätzchen zu zielen, sodass er unablässig damit zu tun hatte, in der Schusslinie zu bleiben, um Scarlett zu schützen. Er wusste genau, dass Corvina ihn nicht umlegen wollte – es hätte all ihre Pläne zunichtegemacht. Sie musste also vorsichtig sein und solange Ritter Gangwolf sie zu dieser Vorsicht zwingen konnte, würde er es tun.
„Los jetzt!“, rief sie den Soldaten ärgerlich zu. „Packt ihn euch, damit wir vorankommen!“
Aber einen Ritter Gangwolf packte man nicht so leicht. Im Nahkampf mit den Fäusten war er schon immer gut gewesen und so trat er dem ersten in den Bauch und versetzte dem zweiten einen Kinnhaken. Leider konnte er in diesem Moment nicht auf Scarlett aufpassen und so sah er, wie Corvina beide Arme hob, um die verletzte Katze schnell und effektiv ins Jenseits zu schicken.
Gangwolf wusste, er könnte sich nicht schnell genug dazwischenwerfen und verfluchte den Moment, in dem er beschlossen hatte, die Soldaten zu bekämpfen. Corvinas Fingerspitzen erreichten den höchsten Punkt in der Luft, was bei ihr bekanntlich der Punkt war, an dem es blitzte, und dann blitzte es auch – doch der Blitz kam nicht aus
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