Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
Corvinas Fingerspitzen, sondern aus dem Himmel, wo ein fliegender, schwarzer Panther aufgetaucht war. Corvina schrie auf, da der Blitz ihre Finger versengt hatte, und wurde sofort unsichtbar. Der Panther, dessen Eleganz stark an Hylda denken ließ, verbiss und verkrallte sich in die unsichtbare Corvina und ließ nicht mehr locker.
Es zeigte sich, dass Corvina dem Biest von Panther unterlegen war. Nur wenige Minuten dauerte der Kampf, in den niemand einzugreifen wagte, da die magikalische Aura der beiden Hexen lebensgefährlich knisterte, blitzte und Funken schlug. Als Corvina wieder sichtbar wurde, lag sie auf dem Rücken und aus ihrem Mund rann Blut. Hylda landete in menschlicher Gestalt auf dem Boden, schwarz gelockt und leicht zerzaust, mit blutroten Lippen und einem höchst zufriedenen Gesichtsausdruck.
„Ist sie tot?“, fragte Ritter Gangwolf.
„Noch nicht ganz“, antwortete Hylda. „Wie ich Grohann kenne, will er sie lebend, aber das wird knapp.“
Hylda sah sich triumphierend um und stellte mit Genugtuung fest, dass sich all die Nachtler und Soldaten, die Corvina mitgebracht hatte, nicht trauten, sie anzugreifen. Das war auch vernünftig, denn jeder, der auch nun ansatzweise eine Waffe gegen Hylda erhoben hätte, hätte danach nie wieder etwas erhoben. Manchmal war es praktisch, wenn einem ein gewisser Ruf vorauseilte. Es ersparte einem Arbeit.
Mit ihren zierlichen, porzellanweißen Fingern, an denen kein Blut, kein Kratzer und auch sonst nicht die Spur eines Kampfes zu entdecken war, zeichnete Hylda etwas Kraftvolles in die Luft, das sich anschließend verselbstständigte und gen Himmel schoss.
Es war ein Feuerzeichen – weit über die Grenzen von Sumpfloch hinaus sichtbar – das die Gestalt eines goldenen Drachen annahm, der am Himmel ein paar Kapriolen machte, um dann wieder abzustürzen. Er verschwand irgendwo im Garten, es gab einen lauten Knall und dann war Ruhe.
„Oh je“, sagte Hylda und berührte mit den langen, makellosen Nägeln ihrer Hand die roten Lippen, „hoffentlich hab ich nicht aus Versehen was Wertvolles getroffen!“
Ritter Gangwolf lachte laut auf. Er wusste ganz genau, was Hylda aus Versehen getroffen hatte – das Beet mit den Unvergessenen Verwegenen war mit Sicherheit nur noch ein versengtes, rauchendes Feld der Traurigkeit.
Hylda wusste es zu schätzen, wenn jemand ihren Sinn für Humor teilte, und so schenkte sie Ritter Gangwolf ein geschmeicheltes Lächeln. In diesem Moment trafen auch schon die ersten Maküle ein, ebenso wie Viego Vandalez und Estephaga Glazard, angelockt durch das Feuerzeichen am Himmel. Die Nachtler suchten das Weite, zwei von ihnen erledigte Hylda auf der Flucht.
Die Soldaten, die noch übrig waren, wurden sehr schnell festgenommen. Die einzige Person, die sich nicht so leicht fesseln und abführen ließ, war Alabastra, die Spinnenfrau. Fünf Maküle standen in sicherem Abstand um sie herum und hätten sie getötet, wenn sie versucht hätte zu fliehen. Doch sie stand nur da wie eine Statue, ohne eine Regung zu zeigen.
Estephaga Glazard kümmerte sich sofort um die verletzte Katze. Das Vorderbein schien gebrochen zu sein und ein magikalischer Blitz musste die Katze so gelähmt haben, dass sie sich nicht zurückverwandeln konnte.
„Warum ist sie überhaupt eine Katze?“, fragte Estephaga. „Wollte sie Corvina allen Ernstes in dieser Gestalt bekämpfen?“
„Sie war nur am Anfang eine Katze“, sagte Hylda. „Wahrscheinlich, damit man sie mit mir verwechselt. Es ist ein alter Trick von Corvina, dass sie ihre Gegner ab einem bestimmten Punkt rückwärts verwandelt, durch alle Erscheinungsformen hindurch, die sie im Kampf benutzt haben, um sie dann in der harmlosesten von allen einzufrieren und zu töten. Keine Sorge, dieser Zustand hält nicht ewig an. Ein paar Stunden vielleicht, dann müsste sie wieder sie selbst sein.“
„Beruhigend zu hören“, sagte Estephaga.
„Gangwolf?“, wisperte Alabastra, die Spinnenfrau. Obwohl sie fast flüsterte, konnte er sie gut verstehen. „Kann ich mit dir sprechen?“
Er trat in den Kreis der Maküle, in dem Alabastra stand und auf ihre Verhaftung wartete. Er ging nah an Alabastra heran. Er fürchtete sie nicht. Sie war schließlich seine Ziehmutter.
„Du könntest mich hier rausbringen, wenn du wolltest“, raunte sie ihm zu. „Ich weiß das, Gangwolf. Du hast schon andere Leute aus ganz anderen Notlagen herausgehauen!“
„Du erwartest von mir, dass ich mein Leben aufs Spiel setze und
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