Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
sie dumme Gesichter machten, denn ihre Gesichter waren ja verhüllt, griffen in die Luft, schauten gehetzt umher und versuchten ausfindig zu machen, was sie weder anfassen noch sehen konnten. Das machte sie so fuchsteufelswild, dass sie ihre Messer durch die Luft sausen ließen und im wahrsten Sinne des Worte an die Decke gingen, die Wände hoch und wieder runter in ihrer Rage, denn das konnten sie ja besonders gut.
Gerald nahm aber kaum Notiz davon. Er achtete sorgsam darauf, dass sich an seinem und Marias Zustand nichts änderte und wunderte sich darüber, wie sich das anfühlte, schon wieder mit einer aufgelösten Maria verbunden zu sein. Diesmal war sie wach, im Gegensatz zum letzten Mal, und das war schon etwas anderes. Es war kein unangenehmer Zustand, er hätte es lange so aushalten können. Das war eigentlich das einzig Beunruhigende an dieser Situation: dass es sich tatsächlich so anfühlte, als ob ihm Maria gehörte, und dass ihm das verdächtig viel Spaß machte.
‚Das solltest du besser lassen!’ – diese Warnung von Hanns spazierte kritisch und streng durch seine Gedanken, doch gerade konnte er nichts lassen. Die Nachtler waren immer noch da und der Zustand, in dem er und Maria sich befanden, musste andauern. Vielleicht könnte er sich anstrengen, es weniger reizvoll zu finden. Er könnte aber auch den Hanns in seinen Gedanken einfach zum Teufel jagen. Es war schließlich nichts dabei und es war Notwehr. Kein Grund zur Aufregung, es hatte alles seine Richtigkeit.
Haul sprang in die Höhe und schickte Lisandras Dolch zielsicher in den Hals des Soldaten. Der Soldat hatte abgedrückt, kaum dass Haul sich bewegt hatte, und so entlud sich der gesamte Inhalt der Glaskolben an der Stelle, an der Haul eben noch gestanden hatte, und was noch viel schlimmer war – er verteilte sich im ganzen Zimmer.
Haul hatte damit gerechnet und war so weit wie möglich in Richtung Zimmertüre gesprungen. Das lange Messer des Nachtlers behielt er dabei im Blick und als es angeflogen kam, senkte er den Kopf in der haargenau richtigen Sekunde. Ein zweiter Sprung brachte ihn aus dem Zimmer in den Gang und in Sicherheit vor den tödlichen Blindgängern eines künstlichen magikalischen Sturms.
Der Nachtler war sofort bei Haul, zog zwei weitere Messer hinter seinem Rücken hervor und ließ sie in Hauls Richtung sausen. Dieser war vorbereitet: Er hatte ebenfalls zwei Waffen aus seinem Gürtel gezogen. Mit einem Kurzspieß lenkte er das eine Messer noch in der Luft von seiner Flugbahn ab und gleichzeitig wich er dem zweiten Messer des Nachtlers aus, indem er sich duckte, so schnell, wie es nur Gespenster vermögen. Seine zweite Waffe, eine Wurfsichel, hatte den Vorteil, dass man sie im Flug kaum erkennen konnte und auch ihre Flugbahn für den Gegner schwer vorhersehbar war. Haul schickte sie los und ließ es so aussehen, als wollte er den Nachtler am Kopf treffen. Dieser wich aus, doch die Sichel änderte im letzten Moment ihre Flugbahn und traf ihn so, wie sie ihn hatte treffen sollen –mitten ins Herz.
Nachtler sind noch erstaunlich wendig, nachdem sie tödlich verletzt worden sind, und so flogen noch mal zwei Messer auf Haul zu und eines davon verfehlte ihn nur äußerst knapp, während er das andere wieder mit einem Kurzspieß aus der Flugbahn schleuderte. Danach war es vorbei. Der Nachtler sackte tot zu Boden, der Soldat in Hauls Zimmer hatte längst das Zeitliche gesegnet und die tödliche Wirkung der Super-Gespenster-Killer-Waffe hatte sich hoffentlich verflüchtigt.
Haul betrat sein Zimmer sehr vorsichtig. Dort sah er die tückische Waffe auf dem Boden liegen, doch beide Glaskolben waren leer. Er wagte es nicht, sie anzufassen. Hanns würde die Waffe zerstören, wenn er ihn darum bat. Das grässliche Ding! Haul hoffte inständig, dass Dorn nie Pläne zu dieser Waffe angefertigt hatte und dass sie ein Einzelstück war. Haul hatte schon ein Super-Gespenst durch diese Waffe sterben sehen und er wollte es kein zweites Mal erleben, schon gar nicht am eigenen Leib. Er zog dem toten Soldaten Lisandras Dolch aus dem Hals, putzte ihn notdürftig und steckte ihn ein, bevor er das Zimmer verließ.
Aus ihrem gemütlichen Lesenachmittag würde nichts werden, das musste Berry nun einsehen. Es ärgerte sie sehr. Ein lächerlicher Lähmungszauber setzte sie schachmatt, das war erniedrigend. Aber in raffinierten, filigranen Zaubern war sie nun mal besser als in primitivem Zauberer-Gebalge und wenn so ein Rohling aus
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