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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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ihren Freunden zurück, die in gemessenem Abstand zum Präsidenten und seinen Gästen durch den Garten spazierten. Der Präsident bekam gerade eine Führung und als er höflich fragte, ob die Ungenießbaren Äpfel zu medizinischen Zwecken genutzt würden, antwortete Estephaga Glazard:
    „Nein, Herr Präsident. Wie der Name schon sagt: Sie sind absolut ungenießbar.“
    „Wozu gibt es sie dann?“, fragte er verwundert. „Warum werden sie angepflanzt?“
    „Es muss nicht immer alles genießbar und nützlich sein. Schon gar nicht in der Botanik!“
    Estephaga sagte das so streng und entschieden, dass Mungo Bartok keine weiteren Fragen zu diesem Thema zu stellen wagte und stattdessen die glasblättrige Hecke bewunderte, deren Blätter silbrig klingende Geräusche machten, wenn ein Wind sie streifte. Da die Gäste gerade sehr viel Wind machten, ertönte aus der Hecke ein lautes Klingelingdingdong.
    „Könnten wir uns nun den legendären Phönixbaum ansehen?“, bat der Präsident.
    Seine Bitte wurde gewährt und man versammelte sich um den Phönixbaum, der jedes Jahr im Spätherbst spektakulär verbrannte und im Frühjahr neu ausschlug. Die Fotografen eilten herbei, um aussagekräftige Bilder mit ihren Fotomaten zu schießen. ‚Der Phönix-Präsident’, würde die Bildunterschrift in der Zeitung lauten, ‚aufgestiegen aus der Asche von Tolois!’
     
    Am Phönixbaum trudelte auch Rackiné bei seinen Freunden ein. Er hatte den Festakt und das anschließende Abendessen sausen lassen und stattdessen lieber ein bisschen die Blumenbuketts in der Eingangshalle geplündert.
    „Die schmecken komisch“, erklärte er Lisandra. „Aber auch interessant. Nach der großen weiten Welt!“
    „Wohl eher nach Farbstoff“, sagte Lisandra. „Die waren unnatürlich rot!“
    „Echt? Guck mal meine Zunge an – bääääääh!“
    „Hm, nicht röter als sonst.“
    Der Hase war beruhigt.
    Inzwischen wusste Lisandra auch, warum Rackiné der Meinung gewesen war, er hätte die Unvergessenen Verwegenen in Brand gesetzt. Er hatte nämlich zusammen mit Gnuff, dem Unhold, versucht, Monster-Stiefmütter zu klauen und war dabei ein bisschen zu großzügig mit Thunas Sternenstaub umgesprungen, den er ihr vorher aus ihrer Dose geklaut hatte. Mit dem Erfolg, dass sich die Abwehrzauber von Lars in Schlangen verwandelten, die wie wild um die Stiefmütter herumpeitschten und grünes Feuer spuckten, das schnalzte und grunzte und an anderen Pflanzen leckte, sodass es Rackiné und Gnuff ganz mulmig zumute wurde.
    Schließlich knallte es sehr laut und die Unvergessenen Verwegenen waren hinüber. Die glückliche Erkenntnis, dass es nicht seine Schuld gewesen war, machte Rackiné ungefähr einen halben Tag lang zu einem besseren Hasen. Er ließ auch die Strafpredigt von Thuna über sich ergehen, ohne frech oder schnippisch zu werden, und stellte am Ende nur lakonisch fest:
    „Meine Hersteller wollten, dass ich süß aussehe.“
    „Und deswegen haben sie am Hirn gespart?“, fragte Thuna.
    „Sie wussten ja nicht, dass ich eines Tages denken muss.“
    Wie gesagt, diese Stimmung hielt einen halben Tag an, dann war der Hase geheilt von jeglicher Form der Selbstreflexion und ging Maria auf den Wecker, weil sie ihm sein letztes Zeugnis unterschreiben sollte.
    „Hier steht: Zeugnis von Vater, Mutter oder Vormund unterschreiben lassen!“
    „Ich bin aber nicht dein Vater, deine Mutter oder dein Vormund.“
    „Was bist du denn sonst?“
    Manchmal übertrieb es Rackiné damit, ein richtiger Schüler werden zu wollen und dies war einer dieser Fälle. Die Schule sollte nämlich wieder anfangen. Schon in drei Tagen würden die Kutschbusse angefahren kommen und all die Schüler ausspucken, die Sumpfloch zu dem lebendigen, lauten, chaotischen Ort machen würden, der er normalerweise war. Die Briefe waren bereits verschickt worden – diesmal ohne Marias und Geralds Hilfe – und so würde nun endlich alles in seine alte Ordnung zurückfinden.
     
    Es war schon spät in der Nacht, als Thuna und Maria sich schlafen legten. Lisandra war noch weg, wahrscheinlich, weil sie jede Minute, die ihr mit Haul blieb, nutzen wollte.
    „Schade, nicht wahr?“, sagte Thuna, als sich in ihr weiches Bett kuschelte. „Ich habe mich in diesem Zimmer heimisch gefühlt.“
    „Ja, sehr schade“, stimmte ihr Maria zu. „Aber das andere Zimmer ist auch gut.“
    „Nur so eng!“
    „Und dunkel.“
    „Die Matratzen sind dünner und pieksen.“
    „Ständig hocken Spinnen im

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