Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
hätte.
„Ich bin dafür, dass ihr eure Ausgeh-Wünsche ab heute immer schriftlich bei mir einreicht“, sagte sie zum Beispiel. „In dreifacher Ausführung, unterschrieben von Grohann. Es könnte ja schließlich sein, dass ich schon was Besseres vorhabe als wertvolle Erdenkindlein zu hüten!“
„Du wärst zu faul, um dir die schriftlichen Ausführungen durchzulesen“, parierte Thuna.
Und Maria erklärte:
„Seit wann muss der Präsident ein Gesuch bei seinen Leibwächtern einreichen? Ich würde sagen, du musst dich in Zukunft nach uns richten, sonst legen wir bei Grohann Beschwerde über dich ein!“
„Das hast du dir wohl von Trischa abgeguckt!“, empörte sich Lisandra. „Nein, nein, Mädels, ihr seid von Scarlett und mir abhängig, nicht umgekehrt.“
Es war aber im Grunde egal, wer von wem abhängig war, sie hätten sowieso keine Lust gehabt, ohneeinander nach Gürkel zu gehen. Nun standen sie also vorm Schaukasten und betrachteten die vielen Fotos von Mungo Bartoks Besuch in Sumpfloch.
„Eins verstehe ich nicht“, sagte Berry. „Warum ist Maria auf keinem einzigen Foto zu sehen?“
„Stimmt das?“, fragte Scarlett.
Es begann ein Suchspiel, das da lautete: Wo ist Maria? Aber niemand fand sie.
„Ich könnte schwören, dass sie neben Thuna saß, als dieses Foto gemacht wurde!“, rief Scarlett. „Aber der Stuhl ist leer!“
Maria zuckte mit den Schultern.
„Fotomaten arbeiten mit Spiegeln, oder? Vielleicht liegt es daran.“
Das klang furchtbar einleuchtend und nur Thuna, die ihre Freundin sehr gut kannte, ging ihr nicht auf den Leim. Als sie später am Froschröschen-Brunnen vorbeigingen und die anderen Freundinnen schon ein ganzes Stück voraus waren, fragte Thuna:
„Warum willst du nicht fotografiert werden?“
„Es ist besser, wenn niemand weiß, wie ich aussehe“, sagte sie. „Grohann fände das sicherlich lobenswert.“
Thuna wusste nicht, was sie von dieser Antwort halten sollte, gab sich aber damit zufrieden. Es war auch kein Tag, an dem man sich überflüssige Gedanken machen sollte. Der Baumstumpf lockte mit seinen köstlichen Pilzkuchen und so beeilten sie sich, ihre Freundinnen einzuholen, die darüber diskutierten, ob ein Marzipantäubling einem glasierten Knusperfuß vorzuziehen sei oder nicht. Lisandra verstand das Problem nicht.
„Warum bestellen wir nicht einfach beides?“
So machten sie es dann auch und weil sie so ausgehungert waren nach all diesen Köstlichkeiten und den gemütlichen Stunden im Gürklinger Baumstumpf blieb auch kein einziger Krümel übrig.
Auf dem Heimweg schilderte Thuna ihren Freundinnen ihr kleines, wenn auch ungemütliches Problem.
„Ich bin heute Abend mit Lars verabredet, aber Rackiné hat meinen ganzen Sternenstaub aufgebraucht. Den besonderen Sternenstaub, ihr wisst schon.“
„Den, den ich nicht geschenkt haben will?“, sagte Lisandra. „Weil Grohann irgendwas von seiner Teufelsmagie da hineingesteckt hat?“
„Das ist keine Teufelsmagie!“
„Was genau macht er eigentlich damit?“, fragte Berry.
„Er hält nur einmal seine Hand darüber“, antwortete Thuna. „Er macht das auch, ohne Fragen zu stellen. Ich habe ihn in diesem Sommer schon zweimal darum gebeten und es war kein Problem. Das Blöde ist nur, das letzte Mal war erst vor einer Woche.“
„Ah, ich verstehe“, sagte Lisandra. „Du musst ihm jetzt den Staub unter die strengen Augen halten und womöglich fragt er diesmal: Was machst du eigentlich mit dem ganzen Staub, liebe Thuna? Und du musst sagen: Ich kämme ihn mir in die Haare, um bei gewissen Gärtnern groß rauszukommen!“
„Lass es doch bleiben“, schlug Maria vor. „Wenn du ganz normal zu deiner Verabredung gehst und du gefällst ihm nicht mehr, dann weißt du, woran du bist.“
„Was ist denn das für eine Einstellung?“, fragte Thuna. „Dann könnte ich ja auch sagen: Heute wasche ich mich nicht und schmiere mir Matsch ins Gesicht. Wenn er das nicht toll findet, weiß ich, woran ich mit ihm bin!“
Scarlett überdachte das und sagte:
„Gerald würde mich auslachen und mich immer noch lieben.“
„Ja, Gerald!“, rief Thuna. „Aber Lars ist nicht Gerald und wir sind kein Paar!“
„Der Unterschied zur Matschgeschichte ist doch der“, sagte Maria, „dass du auch ohne den Sternenstaub im Haar schön bist. Warum glaubst du uns das nie? Das grüne Leuchten ist nicht schlecht, aber du brauchst es nicht! Ich bin sicher, Lars hätte sich auch ohne das Zeug mit dir
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