Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
Hoffnung erfüllte. Es hatte seine Laune sehr verbessert.
„Hanns“, sagte er schließlich, „wer weiß von deinem Überleben?“
„Haul und Trischa und ihr. Sonst n-niemand. Ich konnte Fortinbrack nicht verständigen, ohne mich zu verraten. Mein erstes Ziel war, h-herzukommen, ohne von eurem Militär abgeschossen zu werden.“
„Könntest du dir vorstellen, dich weiterhin bedeckt zu halten? Deine Rolle in dem Spiel ist ungeklärt. Die Unbeugsamen wissen nicht, auf welcher Seite du stehst. Das könnte sich als Vorteil erweisen. Mein Vorschlag ist, dass wir Haul und Trischa auf dem schnellsten Wege hierherholen und du uns in Sumpfloch unterstützt, bis die Krise bewältigt ist.“
Estephaga Glazard war nicht weniger überrascht als die meisten anderen im Raum. Hylda kam unter ihrem Regal hervor und verwandelte sich in ihre elegante Hexenerscheinung zurück, was wiederum Hanns in großes Staunen versetzte.
„Grohann!“, rief Estephaga. „Was soll das? Erst Hylda und dann Hanns? Warum laden wir nicht gleich Dorn von Gorginster nach Sumpfloch ein?“
„Der wird sich selbst einladen, fürchte ich“, erwiderte Grohann. „Hylda und Hanns haben schon einmal erfolgreich für Sumpfloch gekämpft. Ich brauche jeden Zauberer, den ich kriegen kann!“
„Das sehe ich“, murmelte Estephaga und schüttelte ungläubig den Kopf.
Hanns, dem die Erschöpfung deutlich anzusehen war, nickte entschlossen.
„G-gut.“
„Ich sollte dich untersuchen, Hanns“, meinte Estephaga Glazard. „Du siehst schlimm aus. Du könntest auch Strahlung abbekommen haben!“
„Sie hat recht“, sagte Grohann. „Geh mit ihr auf die Krankenstation. Ich kümmere mich um eine Leitung nach Tolois, über die du Haul erreichen kannst, ohne abgehört zu werden. Ich komme in die Krankenstation, sobald die Leitung steht!“
Grohann verließ die Bibliothek und Hylda wurde wieder eine schwarze Katze, um ihm auf leisen Pfoten zu folgen. Estephaga wollte ihren Patienten abführen, doch musste sich hinten anstellen. Zuerst flog Lisandra auf Hanns zu und umarmte ihn stürmisch, weil sie so erleichtert war.
„Ich bin so froh, dass du noch lebst!“
„Und ich erst!“, rief Scarlett.
Sie ergriff Hanns’ Hände, kaum dass ihn Lisandra wieder losgelassen hatte, und Hanns erwiderte ihren Händedruck. Er strahlte über sein geschwärztes Gesicht und wollte gerade den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, da tauchte Berry neben Scarlett auf und fixierte ihn mit ihren nüchternen, blauen Augen.
„Was macht ihr alle für ein Theater? Ihm konnte doch gar nichts passieren!“, rief sie wütend. „Los, Hanns! Sag es mir! Wo ist er?“
„W-wovon sprichst du?“
„Das weißt du ganz genau!“
Hanns ließ sich Zeit mit der Erwiderung. So viel Zeit, dass Berry ärgerlich einen Stuhl umwarf und Hanns anbrüllte, ungeachtet der Tatsache, dass sich Estephaga, Ritter Gangwolf und Viego noch im Raum befanden.
„Ich rede vom Knopf! Du hast ihn mir gestohlen! Und jetzt streite es nicht ab!“
„G-gestohlen?“, sagte Hanns ruhig und sah Berry dabei fest an. „Das sagst ausgerechnet du?“
„Lenk nicht ab! Du hattest kein Recht, ihn zu nehmen!“
„Wenn ich ihn g-genommen hätte, hätte ich jedes Recht d-dazu gehabt! Mein Vater hat deine Eltern dafür bezahlt! Sie haben ihr Geld bekommen, aber d-den Knopf nicht geliefert!“
Hanns konnte sehr kalt und böse gucken, das wurde Scarlett in diesem Moment wieder bewusst. Doch auch Berry verfügte über Blicke, die dazu geeignet waren, einen heißen Tee an einem Sommertag gefrieren zu lassen.
„Dein Vater wollte mich töten!“
„Und ich habe ihn daran g-gehindert! Mit dem Knopf hat das nichts zu t-tun!“
„Gib ihn mir zurück!“
„Ich m-muss jetzt zur Krankenstation!“, erklärte Hanns und würdigte Berry keines weiteren Blickes mehr.
Sie starrte ihn an, bohrte mit ihren Augen unsichtbare Löcher in seinen blonden, von Ruß geschwärzten Hinterkopf, als er mit Estephaga die Bibliothek verließ, und stellte dann, als er weg war, den Stuhl wieder hin, den sie umgeworfen hatte. Solche Temperamentsausbrüche waren ihr normalerweise fremd. Sie war immer die Ruhe in Person, kühl und abgeklärt. Doch dieser Knopf, der heilige Riesenzahn, hatte ihr Leben verändert. Sie betrachtete ihn als ihre persönlichste Angelegenheit und Hanns hatte kein Recht gehabt, ihn zu stehlen und zu behalten.
„So ganz falsch ist es ja nicht“, sagte Lisandra und goss damit eifrig Öl ins Feuer. „Ihr wurdet von
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