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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Fall“, sagte er. „Aber können wir eine Ausnahme vereinbaren? Wenn ich das Gefühl habe, dass es lebensnotwendig ist, für dich oder jemand anderen, darf ich es dann verraten?“
    „Natürlich“, sagte Maria. „Aber so weltbewegend ist es nun auch wieder nicht.“
    „Schade“, meinte Gerald, „und ich dachte, du hättest was Interessantes entdeckt!“
    „Nein, es ist nur ein Loch in einer Wand.“
    „Wirklich?“
    Maria lachte leise.
    „Wirklich.“
     
    Gemeinsam durchschritten sie ein hochherrschaftliches Zimmer nach dem anderen. Maria schwieg und Gerald, der immer noch ein schlechtes Gewissen hatte, weil er sich so unverschämt eingeschlichen hatte, wagte nicht zu fragen, wohin sie denn so eilig gingen.
    Im Grunde tat es gut, einfach nur zu gehen und immer weiter zu gehen, durch diese verträumte Welt, und die Schrecken des Morgens langsam auf sich wirken zu lassen. Ab und zu schaute Gerald aus den hohen Fenstern, um seine Seele zu beruhigen. Sein Blick glitt über die weißen Rosen, die in endlosen Rabatten den Schlossgarten durchzogen. Sie blühten im Sonnenschein eines märchenhaften Sommers, von dem man nicht wusste, wo er herkam und ob er jemals in dieser Weise stattgefunden hatte, irgendwann in der Vergangenheit. Es war auch ein Rätsel, wohin diese Welt Maria und Gerald eines Tages führen würde. Gerald wusste nur, dass ihm der Frieden der Spiegelwelt an diesem Morgen guttat, nach den grauenvollen Botschaften aus Tolois. Darum schwieg er, ebenso wie Maria, und hielt ihr die schweren Türen auf, als kleine Wiedergutmachung für seine Einmischung.
    Sie erreichten schließlich das Treppenhaus mit seinen unheimlichen Türen. Gerald hätte nicht gedacht, dass sich Maria freiwillig hier aufhielt. Sie hatte ihm einmal erzählt, dass sie diesen Teil ihrer Welt mied, da etwas Bedrohliches von ihm ausging, das nichts mit ihr und ihren Träumen zu tun hatte. Gerald war verwundert genug, um das Schweigen zu brechen.
    „Was gibt es ausgerechnet hier so Wichtiges zu tun?“, fragte er. „Ich dachte, du magst das Treppenhaus nicht.“
    „Wer mag es schon? Du doch auch nicht, oder?“
    „Kommt drauf an. Dass es hier so viele Türen gibt, finde ich aufregend. Die Tür, die nach Augsburg führt, mag ich. Andere Türen mag ich weniger.“
    Maria erklomm die Stufen zum ersten Stockwerk und sah sich nach allen Seiten um.
    „Es riecht heute anders als sonst. Merkst du das?“
    Gerald blieb auf einer Stufe stehen und schnupperte.
    „Ich weiß nicht … Es kommt mir etwas wärmer als vor.“
    „Es ist anders“, sagte Maria. „Es riecht nach Wirklichkeit und nicht nach Treppenhaus. Als ob eine der Türen offen steht.“
    „Bloß nicht!“, rief Gerald. „Wollen wir nachsehen?“
    „Nein, keine Zeit. Wir müssen weiter nach oben.“
    „Wie weit nach oben?“
    „Ganz nach oben!“
     
    Im fünften Stock war es endlich so weit. Das Treppenhaus hatte sich verkleinert, es glich einem Dachboden, nur dass es kein Dach gab. Dort, wo die Decke hätte sein müssen, war grünliches, diffuses Licht, undurchdringlich und auf unheimliche Weise begrenzt. Dennoch wirkte dieser Ort gegen den Rest des Treppenhauses fast gemütlich. Es mochte an den Möbeln liegen, die hier standen. Eine alte Stehlampe, ein abgewetzter Sessel, eine Kommode, ein kleiner Schrank. Es gab sogar eine dunkelrot tapezierte Wand auf der einen Seite des Raums und in dieser Wand war ein Loch. Es sah so aus, als hätte ein Riese die Wand eingetreten. Mauerstücke lagen diesseits des Lochs auf den Holzdielen und aus der Mauer selbst ragten Metallstücke, die einst der Verstärkung der Mauer gedient haben mochten.
    „Warst du das?“, fragte Gerald im Spaß.
    „Ja, klar“, sagte Maria. „In meiner Freizeit trete ich Mauern ein. Ich wollte nicht, dass es irgendwer erfährt!“
    „Den Karate-Trick musst du mir mal beibringen. Das sieht nach einer stabilen Mauer aus.“
    „Ich habe das Loch vor ein paar Wochen gefunden“, erklärte Maria. „Normalerweise steht die Kommode vor dem Loch. Da muss ich sie jetzt auch wieder hinschieben! Ich war heute Nacht so unvorsichtig, sie hier stehen zu lassen. Ich dachte, es kommt drei Tage lang keiner vorbei. Aber wenn sie heute die Türen inspizieren, dürfen sie nichts Verdächtiges finden! Ich will auch die Steine da verschwinden lassen.“
    Gerald half Maria dabei, die losen Steine aufzusammeln und in einen Karton zu packen, den Maria aus dem Schrank genommen hatte. Mit einem Taschentuch kehrte Maria die

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