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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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immer dort bereitzustehen schien, und zündete die Kerze an. Mit der Kerze durchquerte sie die feuchtkalte Dunkelheit, wobei sie argwöhnisch die Schatten im Auge behielt, die sich in den dunkelsten Winkeln tummelten, doch sie kamen nicht näher und verhielten sich mucksmäuschenstill. Endlich traf Marias Kerzenschein auf einen zweiten Kerzenschein – sie hatte ihr Ziel erreicht.
    Es handelte sich um einen Spiegel, der irgendwann einmal ausrangiert worden war und der nun an der Wand eines Kellers lehnte, in dem sich der Unrat nur so stapelte. Maria hatte vor dem Spiegel einen freien Platz geschaffen, indem sie das Gerümpel beiseitegeschoben und noch höher aufgetürmt hatte, als es ohnehin schon gestapelt war. So trat sie nun in den kleinen, leeren Kreis vor dem Spiegel, pustete ihre Kerze aus und …
    Gerald sah nichts mehr, jede Spur von Licht war weg. Er beeilte sich, in die Richtung zu gehen, in der er Maria zuletzt gesehen hatte, und verließ sich ganz auf sein Gehör. Gerade musste sie in den Spiegel steigen, anders konnte es nicht sein. Er musste das Spiegelglas zur gleichen Zeit durchqueren wie sie, denn nur in dem Moment, in dem Maria einen Finger, ein Bein oder auch nur eine Haarsträhne in einen Spiegel steckte, wurde er zu einem Durchlass an einen anderen Ort. Löste sie sich aus dem Spiegel, wurde der Spiegel wieder zum Spiegel.
    Gerald gelang es, den richtigen Augenblick zu treffen, und stieg neben Maria in die sonnigen, hohen Räume ihres Schlosses auf der anderen Seite des Spiegels. Im ersten Moment war er erleichtert und begeistert, doch als sich der Durchlass in seinem Rücken wieder in einen echten Spiegel verwandelte, überkam ihn ein schrecklich schlechtes Gewissen.
    Er durfte nicht hier sein. Es war in Marias innere Welt eingedrungen und sie hatte ihn nicht eingeladen. Was er hier tat, war zutiefst verwerflich! Es war ihm so unangenehm, dass er nicht lange überlegte, sondern sichtbar wurde, um die Sache zu klären. Maria sah es nicht, denn sie war schon dabei, den Raum zu durchqueren und die Flügeltür zu öffnen, die ins nächste Zimmer führte. Sie hatte ein klares Ziel vor Augen und war in Eile
    „Maria!“, rief Gerald, ohne sich von der Stelle zu rühren.
    Sie drehte sich erschrocken um. Gerald wäre am liebsten wieder unsichtbar geworden, so peinlich war ihm sein unerlaubtes Eindringen, doch das hätte nichts besser gemacht. In Marias graugrünblaubraunen Augen braute sich etwas zusammen: eine Mischung aus Zorn, Ungeduld und Enttäuschung.
    „Es tut mir sehr leid“, sagte Gerald schnell, „und ich weiß, ich dürfte nicht hier sein! Mir war nur klar, dass du etwas vorhast und ich wollte wissen, was es ist. Wenn du willst, bleibe ich hier am Spiegel stehen und warte, bis du wieder zurückkommst! Du kannst mich aber auch gleich rauswerfen …“
    Er musste sehr zerknirscht aussehen, denn der Zorn verabschiedete sich aus Marias unbestimmter Augenfarbe und ihre Gesichtszüge entspannten sich.
    „Ich habe nicht viel Zeit“, sagte Maria.
    „Dann beeil dich, ich warte hier.“
    Doch Maria beeilte sich nicht, sondern blieb stehen, wo sie war. Sie war unschlüssig und sah Gerald auf eine Weise an, die er nicht gewohnt war. Mädchen schauten ihm selten so geradewegs ins Gesicht, ohne nicht wenigstens ein bisschen verlegen zu werden. Oder sich eine Menge Gedanken über ihn zu machen. Maria hingegen schien einfach nur zu orten, wo er stand und wo sie ihn hinstecken sollte.
    „Kann ich mich auf dein Wort verlassen?“, fragte sie schließlich.
    „Auf mein Wort? Natürlich!“
    „Wenn ich dir etwas zeige … versprichst du mir dann, es niemandem zu erzählen? Auch nicht Scarlett?“
    „Das ist schwierig. Wir reden nun mal über alles! Wie wäre es, wenn ich es niemandem erzähle außer Scarlett?“
    „Die erzählt es dann niemandem außer Berry und die erzählt es niemandem außer …“
    „Ja, schon gut! Ich werde es Scarlett nicht erzählen.“
    „Schwörst du?“
    Gerald hob die Hand.
    „Ich schwöre es!“
    „Bei Scarletts Leben?“
    „Bist du verrückt? Was ist, wenn ich Mist baue? Ich kann doch nicht beim Leben anderer Leute schwören!“
    „Aber so schwören sie immer in meinen Büchern!“
    Gerald überlegte noch, ob Maria das wirklich ernst meinte, aber da lachte sie schon.
    „Na gut, dann verlierst du eben meine Achtung, wenn du es verrätst“, sagte sie und drehte ihm den Rücken zu, um durch die Tür ins nächste Zimmer zu gehen.
    „Das möchte ich auf gar keinen

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