Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
Grindgürtel dazu angestellt, ihm den Knopf zu besorgen.“
„Meine Eltern wurden dazu angestellt“, sagte Berry mit Grabesstimme.
„Aber du hast doch mitgemacht beim Diebstahl! Sie haben dich dafür in Finsterpfahl eingesperrt!“
„Es ist mein Knopf!“, rief Berry. „Niemand hat mich bezahlt! Ich habe nie etwas von dem Geld gesehen und ich habe mehrmals mein Leben dafür riskiert.“
„Was ist nun mit deinen Eltern?“, fragte Thuna, die es für angebracht hielt, die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema zu lenken. „Glaubst du, sie werden Kontakt zu dir aufnehmen? Jetzt, da sie befreit worden sind?“
„Keine Ahnung“, sagte Berry. „Ich glaube, sie sollten es besser nicht tun.“
Thuna nickte verständnisvoll.
„Leider klingt es so, als würden sie mit Dorn von Gorginster zusammenarbeiten“, sagte Scarlett.
Berry stöhnte leise.
„Immer, wenn man denkt, es kann nicht schlimmer werden …“
Scarlett legte Berry tröstend die Hand auf die Schulter. Dabei schaute sie sich nach Gerald um, doch sie konnte ihn nirgendwo entdecken. Hatte er sich unsichtbar gemacht? War er Grohann gefolgt oder Hylda?
„Wollen wir zum Frühstück gehen?“, fragte Thuna. „Vielleicht beruhigen wir uns alle, wenn wir etwas im Magen haben. Mir ist schon ganz schlecht vor lauter Aufregung.“
Ihr Vorschlag wurde für gut befunden und in die Tat umgesetzt. Bei der Gelegenheit stellten sie auch fest, dass Maria verschwunden war. Sie hatten es gar nicht bemerkt.
Kapitel 10: Das Spiegel-Geheimnis
Als Lisandra auf Hanns zugestürzt war, um ihn zu umarmen, hatte Maria den günstigen Moment genutzt, um sich – unauffällig wie immer – aus dem Staub zu machen. Niemand hatte gemerkt, wie sie die Bibliothek verließ. Niemand außer Gerald.
Sie hatte etwas vor, das sah er ihr an. Bestimmt würde sie auf das Frühstück verzichten, um in die Spiegelwelt zu klettern und dort Vorkehrungen zu treffen für den späteren Besuch von Grohann und Gangwolf. In Gerald regte sich die Neugier. Wenn er herausfinden wollte, was Maria vor ihm verheimlichte, dann war dies vielleicht die einzige Gelegenheit. Ohne darüber nachzudenken, ob es richtig oder falsch war, machte er sich unsichtbar, um Maria zu folgen.
Er hatte schon lange die Vermutung, dass sie in Sumpfloch einen Spiegel ausfindig gemacht hatte, der nicht von Makülen bewacht wurde und trotzdem groß genug war, dass sie hindurchklettern konnte. Denn nur mit einem solchen Spiegel konnte Maria ihre Welt betreten und wieder verlassen, ohne dass es Grohann oder sonst irgendwer mitbekam.
Gerald folgte Maria durch die Gänge von Sumpfloch in den abgelegenen Gebäudeteil mit den ungeraden Zimmernummern, der dem bösen Wald am nächsten war. In den Sommerferien war er unbewohnt und still. Nichts war zu hören außer dem Gesang der Vögel, das gedämpft von draußen hereinklang. Maria stieg die Treppen hinauf und Gerald begann an seinen Mutmaßungen zu zweifeln. Wahrscheinlich wollte Maria nur in das Zimmer im siebten Stock laufen, in dem sie normalerweise während des Schuljahrs wohnte. Sie wollte sicher etwas holen und beeilte sich, um rechtzeitig zum Frühstück im Hungersaal zu sein.
Doch im dritten Stock bog Maria ab. Sie lief zwei Gänge entlang, die zu einer Tür führten, die nur für den Notfall gedacht war. Außerhalb dieser Tür führte eine krumme, nicht sehr zuverlässig aussehende Treppe hinab zum schmalen Streifen Erde zwischen den Festungsmauern und den Sümpfen. Bräche im Gebäude der ungeraden Zimmernummern ein Feuer aus, so könnte man sich über diese Treppe retten.
Unten angekommen, kletterte Maria durch ein kleines Fenster am Boden wieder ins Innere der Festung und gelangte auf diese Weise in eine Reihe von sehr abgelegenen Kellerräumen, die dunkel, kalt, feucht und schmutzig waren. Vermutlich wurden sie auch von merkwürdigen Geschöpfen bewohnt, da die Räume leer standen und niemand sich die Mühe machte, diesen unangenehmen Ort zu putzen oder sich mit den Schatten, die darin hausten, anzulegen.
Kein Ort, wie ihn Maria normalerweise bevorzugte, aber es war einleuchtend, dass sie hier einen Spiegel hatte auftreiben können, der ihr Einlass in ihre Welt gewährte, unbemerkt und zu jeder Zeit. Gerald machte sich unangreifbar, denn er hätte sonst zu viele Geräusche verursacht, die ihn verraten hätten. So war es leichter, das Fenster zu durchqueren und dicht bei Maria zu bleiben.
Sie hob einen Kerzenhalter vom Kellerboden auf, der für ihre Zwecke
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