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Feuersbrut - Der Untergang

Feuersbrut - Der Untergang

Titel: Feuersbrut - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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wirkte lächerlich klein neben dem Tier. Ein Mann, gekleidet in seidig glänzende Hosen, auf dem dunkelblauen Wams prangte ein aus grünem Garn gestickter Edelstein. Das Zeichen des Königs.
    Der Mann war groß, schlank, seine Haare hatte er zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebunden. Er sah nicht aus, als hätte er eine wochenlange, beschwerliche Reise aus dem südlichen Provinzen von Gûraz hinter sich.
    »Yubor, Nystar! Kommt hierher!«, rief er und winkte mit seiner linken Hand. In seiner rechten hielt er eine Armbrust, locker neben dem Körper baumelnd. Er drehte Yanil den Rücken zu, sodass er sein Gesicht nicht erkennen konnte.
    »Das Biest ist mausetot, der Schuss ging mitten ins Herz«, fügte er an. Zwei weitere Männer tauchten auf, beide in dieselbe edle Kleidung gehüllt. Einer von ihnen ließ flüchtig den Blick über Yanil schweifen, wandte sich zunächst ab, um dann einen Herzschlag später ruckartig herumzufahren und ihn erneut zu fixieren.
    »Da ist jemand«, sagte er. Gleichzeitig wandten sich alle Köpfe. Yanil fühlte sich wie ein Vieh auf dem Markt, das es zu begutachten galt. Sie musterten ihn teils mit neugierigen, teils mit mitleidigen oder angewiderten Blicken. Yanil wurde bewusst, was für einen armseligen Anblick er bot. Er war dreckig, verschwitzt, hockte auf seinem Hinterteil und riss die Augen auf wie ein verschrecktes Reh. Er rang mit sich, sich nicht zu übergeben. Einen Rest von Würde wollte er sich bewahren.
    »Wie ist Euer Name?«, fragte der Mann mit der Armbrust. »Ich bin Saslyn, Kundschafter des Königs. Ihr seid ein Mazari?« Ein abschätziger Blick, nur flüchtig, aber er genügte, dass Yanil sich in Grund und Boden schämte. Er war einst ein angesehener Krieger gewesen, sogar Anführer einer Truppe. Jetzt gab er das Bild eines verwahrlosten Landstreichers ab.
    »Ich bin Yanil«, sagte er. Seine Stimme klang zittrig und ungewohnt hoch. Er ärgerte sich darüber. »Und ja, ich bin Mazari.« Sah man das etwa nicht? Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte Haltung angenommen, Krieger durch und durch. Aber er fürchtete, dass seine Knie sein Gewicht nicht tragen würden. Der Schock steckte ihm noch immer tief in den Gliedern. Er räusperte sich und gab sich Mühe, mehr Druck in seine Stimme zu legen. »Ich war unterwegs von Zakuma nach Fjondryk, als meine Truppe von einer Horde Khaleri überfallen wurde. Wochenlang bin ich im Wald herumgeirrt. Ich schätze, ihr habt mir gerade das Leben gerettet, ansonsten hätte das Untier mich zerfleischt.« Er wollte es beiläufig klingen lassen, dabei war er nur Augenblicke zuvor von Todesangst zerfressen gewesen. Sein Blick irrte kurz zum Kadaver des Riesenwolfs, doch der eiskalte Schauder, der Yanil daraufhin über den Rücken lief, veranlasste ihn dazu, den Kopf abzuwenden.
    Einer der Mazari reichte Yanil die Hand und half ihm auf die Beine. Er betete, nicht gleich wieder umzufallen, doch sein Stand war erstaunlich fest.
    »Ich bin Yubor«, sagte der Mann, der ihm aufgeholfen hatte. Er trug die Haare offen und schulterlang. Sein Rücken war breiter als die seiner Kameraden. »Das ist Nystar.« Er deutete auf den Mazari neben ihm. Dieser nickte nur kurz. Er hatte eine spitze Nase. Sein Gesicht erinnerte Yanil an eine Maus.
    »Dann sind wir wohl zur rechten Zeit gekommen.« Sasyln grinste und offenbarte eine Reihe makelloser Zähne. Yanil hielt ihn für den Anführer der Gruppe. Er war freundlich, strahlte jedoch eine natürliche Autorität aus. Er ging aufrecht, sprach mit fester Stimme und ließ sich von Yanils verlottertem Äußeren nicht dazu verleiten, Höflichkeiten außer Acht zu lassen.
    »Aus Zakuma stammt Ihr?« Er lächelte mild. »Ihr habt wahrlich einen weiten Weg hinter Euch, und beinahe wäret Ihr zu spät gekommen. Der Krieg ist im vollen Gange, wir erwarten einen Angriff auf Fjondryk innerhalb der nächsten beiden Wochen.« Seine Miene verdüsterte sich und er senkte die Stimme. »Wir sind die letzten Krieger, die sich noch hier draußen aufhalten. Wir beobachten das Heer der Khaleri, das nach Norden zieht.« Er deutete mit dem Kinn in Richtung der Straße. »Die Burg ist bereits verriegelt und verrammelt, wir fürchten das Schlimmste.« Einen Augenblick lang huschte echte Angst über sein Gesicht, ehe er sich wieder an seinen Stand und seine Aufgabe zu erinnern schien. Er straffte die Schultern. »Wir haben Tausende gezählt. Ich fürchte, wir werden mit schlechten Neuigkeiten zurückkehren.« Er seufzte.

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