Feuersbrut - Der Untergang
Zakuma schon von der Welt«, sagte Sasyln. »Euch kann man nicht vorwerfen, dass ihr den beschwerlichen Weg durch Feindesland angetreten seid. Einzig dem König hätte klar sein müssen, dass ihr ohnehin nie in Fjondryk angekommen wäret. Raslyr muss ziemlich verzweifelt gewesen sein.«
Für einen langen Zeitraum sagte niemand mehr ein Wort, und Yanil verfluchte die Stille und die eintönige Landschaft, weil sie seine zermürbenden Grübeleien ankurbelten.
Als es Abend wurde und die Nacht über das Land kroch, rasteten sie unter einem Felsvorsprung mitten in der Landschaft, weit weg von der Straße, auf der Saslyns Schilderungen zufolge Chaos herrschte. Platt getretenes derbes Gras und einige Abfälle wie Knochen, Stoffreste, Papier und sogar ein zerschlissener Schuh ließen darauf schließen, dass der Ort des Öfteren als Lagerplatz genutzt wurde. Yanil schlief in dieser Nacht erstaunlich gut, er träumte nicht und erwachte erst, als die anderen bereits ihre Rucksäcke für die Weiterreise schulterten. Nicht dass sein Bett auf kaltem Stein sonderlich bequem gewesen wäre, aber die Strapazen der letzten Tage und Wochen forderten ihren Tribut. Zudem fühlte er sich zum ersten Mal, seit er den Wald verlassen hatte, wieder einigermaßen sicher. Fragte sich bloß, wie lange noch. Eine böse Vorahnung beschlich ihn. Während Yanil sich notdürftig mit ein paar Tropfen Wasser aus einem nahegelegenen Tümpel wusch, glitten seine Gedanken zu Brilys hinüber. Er wollte ihn vergessen, konnte es aber nicht. Er war ein Mensch gewesen wie er, kein Monster. Er war nur ein Opfer in diesem Spiel um Macht und Triumph. Yanil war sich sehr sicher, dass kaum ein Khaleri aus Überzeugung für Vyruk und seinen wahnwitzigen Plan, die Welt zu unterwerfen, kämpfte.
Als sie sich auf den Weg machten, begann es wieder leicht zu regnen. Yanil fröstelte. Der Sommer im Norden war kühler als erwartet, er trug nur ein zerschlissenes Wams, das sich binnen weniger Minuten mit Wasser vollgesogen hatte. Zumindest schmerzte sein Arm kaum noch, er konnte die Finger wieder bewegen, und vielleicht würde er sich sogar zutrauen, einen Bogen zu halten und zu spannen. Ein kleiner Trost wenn man bedachte, dass seine Überlebenschancen in diesem Krieg eher gering waren. Saslyn hatte von einer Zauberformel gesprochen, die Vyruk vernichten sollte, aber konnte es so etwas tatsächlich geben? War es nicht vielleicht nur ein Gerücht, das der König verbreitet hatte, um die Moral seiner Krieger zu stärken?
So sehr Yanil sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, seine sich im Kreis drehenden Grübeleien zu unterdrücken. Die Landschaft bot indes wenig Neues. Vom Wind verkrüppelte Bäume zwängten sich zwischen Spalten im harten, steinigen Boden hindurch. Gelegentlich passierten sie eine Heidelandschaft, die zwar mit einigen Blüten aufwartete, Yanils Stimmung jedoch nicht aufzuhellen vermochte. Er sehnte sich zurück in seinen Wald, wollte die Blätter rauschen hören, den erdigen Duft des Bodens einsaugen. Wie konnte sich ein Mazari hier bloß wohlfühlen? Wer lebte freiwillig in einer solch menschenfeindlichen Umgebung?
Am Nachmittag des dritten Tages erspähte Yanil in der Ferne die Silhouette der Burg, die sich schwarz vor einem hellgrauen Himmel absetzte. Sie lag auf einer Anhöhe, zu ihren Füßen eine Stadt. Oder zumindest das, was davon übrig war. Saslyn schlug einen weiten Bogen um das besiedelte Gebiet ein, aber auch von weitem war das Ausmaß von Zerstörung und Chaos unverkennbar. Die Stadt hüllte sich in Angst, wie eine Pestwolke lag sie über dem Tal. Im Hintergrund ragten die schneebedeckten Gipfel des nördlichen Gebirges in einen dunkelgrauen Himmel auf. Blitze zuckten, in der Ferne grollte Donner. Obwohl Bedrohung in der Luft hing wie ein schlechter Geruch, streifte Yanil ein Hauch von Ehrfurcht. Fjondryk thronte imposant auf einem riesigen Felsmassiv, ein Bollwerk aus Stein. Ein Weg schlängelte sich hinauf bis zum Tor. Yanil hatte so etwas nie zuvor gesehen. Er kannte bislang nur die Baumhäuser aus Zakuma oder die einfachen Holzhütten der kurzlebigen Khaari. Er hatte sich in seinen Träumen ausgemalt, wie die Königsburg aussehen mochte, doch nichts in seiner Fantasie hatte an die Realität herangereicht. Aus der Distanz konnte Yanil ihre Ausmaße nur erahnen. Eine gewaltige, mehrere Manneslängen hohe Mauer umgab das eigentliche Gebäude, mehrere Türme und Zinnen ragten darüber hinweg. Konnte eine Armee einen Giganten aus Stein
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