Feuerscherben
Erbsenschote und lächelte freudlos. »Solltest du also erfahren, dass mein Körper mit Betonklötzen an den Füßen aus dem Hafen gefischt wurde, glaube bitte nicht, dass es sich um einen Selbstmord handelte.«
Sonya beugte sich vor, und ihre Miene wurde ernst. »Hör zu, Di, über so etwas scherzt man nicht.«
»Ich weiß. Und ich muss dir noch etwas sagen.« Sie legte die Gabel hin und faltete die Hände auf dem Schoß. »Ich bin nicht Dianna, sondern Claire. Claire Campbell. Dianna Mason kam bei jenem Unfall auf der Autobahn in New Jersey ums Leben.«
»Meine Güte … « Sonya blieb beinahe der Bissen im Hals stecken. Sie musste mehrmals schlucken. »Dianna Mason ist bei dem Unfall ums Leben gekommen? Du hast mir doch selbst erzählt, es wäre Claire Campbell gewesen. He, ich habe sogar die Sterbeurkunde gesehen!«
»Ich weiß. Dianna war mir sehr ähnlich. Da ich sie identifizieren musste, konnte ich mühelos behaupten, sie wäre Claire Campbell. Dianna hatte nur einen einzigen Verwandten, einen Bruder. Er lebte in Kalifornien und kam nicht einmal zu ihrer Beerdigung. Ben Maxwell war der Erste, der Zweifel an der Sterbeurkunde äußerte.«
Sonya blickte von Claire zu ihrem Essen und wieder zurück. »Willst du mir nicht erzählen, weshalb du dich sozusagen selber umgebracht hast und in die Rolle einer anderen Frau geschlüpft bist?«, fragte sie endlich.
Claire löste die Finger wieder. »Die Gründe liegen doch auf der Hand. Ich wollte verschwinden. Ich dachte, wenn Claire offiziell tot wäre, dann würden die Mordanschläge automatisch aufhören.«
»Ein wahnsinniger Plan.«
»Er hat funktioniert.«
Sonya schob ihren Teller beiseite und griff nach ihrem Zigarettenpäckchen. Mit zitternden Fingern zündete sie sich eine Zigarette an. »Ich begreife das immer noch nicht. Du bist also nicht die brotlose Künstlerin Dianna Mason, sondern Claire Campbell, die schwerreiche Millionenerbin.«
»Ja, ich bin Claire Helen Campbell.« Sie lachte nervös. »Die echte Erbin. Der Bluttest hat es offiziell bestätigt.«
Mit finsterer Miene betrachtete Sonya ihren Aschenbecher. »Wenn du Claire Campbell bist, was sollte dann der Unsinn, mit dem du mich neulich abgespeist hast? Ich habe dich geradeheraus gefragt, ob Andrew Campbell dein Vater ist. Und du hast geschworen, er wäre es nicht.«
»Tut mir leid«, sagte Claire. »Ich habe dir die Wahrheit gesagt, obwohl ich wusste, dass du sie missverstehen musstest.«
Sonya sah sie verblüfft an. »Moment mal, damit ich es begreife: Du bist Claire Campbell, aber Andrew Campbell ist nicht dein Vater?«
Claire schob ihren Teller ebenfalls fort. »Richtig. So könnte man es in einem Satz zusammenfassen.«
»Du liebe Zeit.« Sonya blickte an die Decke und stieß eine dichte Rauchwolke aus. »Bist du adoptiert worden? Nein.« Sie schüttelte den Kopf und beantwortete ihre Frage selber. »Dazu hast du viel zu viel Ähnlichkeit mit Evelyn. Evelyn ist deine Mutter, nicht wahr?«
»Ja.« Claire lächelte kläglich. »Du bist ungewöhnlich taktvoll, Sonya. Um deine unausgesprochene Frage zu beantworten: Ja, meine Mutter hatte ein Verhältnis mit einem anderen Mann, und ich bin das Ergebnis davon.«
Sonya musste plötzlich heftig husten. »Und Roger?«, sagte sie schließlich. »Ist er ebenfalls nicht Andrews leibliches Kind?«
»Doch, natürlich. Mein Vater starb mehrere Monate, bevor Roger gezeugt wurde. Mein Bruder kam erst lange nach dessen Tod zur Welt.«
Sonya legte den Kopf auf die Seite. »Dein leiblicher Vater ist tot?«
»Ja.« Claire hob den Kopf und sah der Freundin in die Augen. »Mein Vater war Douglas Campbell.«
»Douglas Campbell, na klar!«, rief Sonya und begriff plötzlich alles. »Der tolle Hecht.« Rasch fasste sie Claires Hand. »Tut mit Leid, Kindchen. Das war eine taktlose Bemerkung. Aber ich weiß nicht, was ich sonst dazu sagen soll.«
»Es gibt nichts dazu zu sagen«, antwortete Claire, »Douglas ist schon lange tot. Ich bedauere, dass ich ihn nicht kennengelernt habe. Aber das ist eine ziemlich abstrakte Trauer.«
»War Andrew ein herzloser Stiefvater?«, fragte Sonya. »Bist du deshalb so wütend auf ihn?«
»Im Gegenteil.« Claire verzog die Lippen. »Bevor er versuchte, mich umzubringen, war er der beste Ersatzvater, den man sich vorstellen konnte.«
Sonya drückte ihre Zigarette aus. »Du bist immer noch davon überzeugt, dass er hinter dem Brand und dem Autounfall steckte, bei dem Dianna getötet wurde?«
Claire nickte.
»Sag mal,
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