Feuerscherben
erschreckt. »Wie Sie wissen, bin ich kein Anwalt. Wenn dies ein offizielles Gespräch sein soll, bin ich nicht der richtige Mann, um Andrew Campbells Interessen angemessen zu vertreten. Ich hatte mich bereit erklärt, heute Morgen mit Ihnen zu reden, weil ich annahm, Sie wollten die Sache in gegenseitigem Einvernehmen zu einem freundschaftlichen Abschluss bringen.
Treten Sie jedoch als Miss Masons Anwalt auf und wollen den Weg durch die offiziellen Institutionen wählen, könnte ich Andrews Interessen schaden, indem ich unsere Unterhaltung fortsetze. Und das möchte ich nicht riskieren. In diesem Fall muss Andrew von kompetenten Anwälten beraten werden, die beim Nachlassgericht zugelassen sind.«
»Reden Sie keinen Unsinn«, wandte Hal wütend ein. »Wir wissen beide, weshalb Sie Claire allein befragen wollen. Mit rechtlichen Fragen hat das nichts zu tun. Sie wollen die Frau derart einschüchtern, dass sie etwas sagt, was sie später bereuen könnte.«
»Ich versichere Ihnen, ich habe nicht die Absicht, irgendjemand einzuschüchtern. Außerdem: Wie könnte die reizende junge Dame etwas Falsches sagen, wenn sie tatsächlich Andrews Tochter ist?« Ben lächelte immer noch freundlich, hatte den Finger aber nicht von der Sprechanlage genommen. Jeden Moment konnte er auf den Knopf drücken. »Also, was ist? Wollen Sie und Ihre Freundin jetzt gehen, oder kann ich Miss Mason allein befragen? Es ist allein Ihre Entscheidung, Hal.«
»Nein, das ist es nicht«, warf Dianna ein. »Es ist meine Entscheidung.«
Die beiden Männer sahen sie verblüfft an. Dianna empfand ein winziges Triumphgefühl, weil es ihr gelungen war, Ben Maxwell für einen Moment zu verwirren.
Leider erholte er sich viel zu schnell. »Sie haben völlig Recht, Miss Mason. Ich bitte um Entschuldigung. Sind Sie bereit, sich ohne Hals Anwesenheit mit mir zu unterhalten?«
»Ich habe nichts dagegen, mich mit Ihnen zu unterhalten.
Aber ich verstehe nicht, was Sie damit bezwecken. Ich habe Sie vor dem Brand nie gesehen. Sie haben keine persönlichen Einblicke in mein Leben, anhand derer Sie meinen Anspruch, Claire Campbell zu sein, beurteilen könnten.«
»Ich habe nicht die Absicht, Sie über Ihr Leben vor dem Brand zu befragen, Miss Mason. Mich interessiert erheblich mehr, was Sie nach dem Brand getrieben haben.«
Ganz schön schlau, dachte Dianna. Jeder einigermaßen intelligente Mensch konnte sich genügend Informationen über Claires Vergangenheit besorgen, um die erste Fragerunde zu überstehen. Schwieriger war es, eine glaubwürdige Erklärung für Claires Verschwinden abzugeben, und noch schwieriger, den Grund für ihr plötzliches Auftauchen nach sieben Jahren Schweigen glaubhaft zu machen. Weshalb sollte eine Frau so lange freiwillig auf zwanzig Millionen Dollar verzichten und eines Tages strahlend zurückkehren und ihren Platz in der Familie wieder einnehmen wollen?
Hal ging zu ihr und strich sich über den Bart – ein sicheres Kennzeichen dafür, wie besorgt er war. Ich muss ihn unbedingt darauf aufmerksam machen, dachte Dianna. Körpersprache war manchmal aufschlussreicher als Worte.
»Rede nicht mit ihm, Claire.« Hal flehte sie beinahe an. »Besteh darauf, direkt mit deinem Vater zu sprechen.«
»Weshalb? Mein Vater hat solche Dinge nie allein entschieden. Er wird tun, was Ben sagt.«
»Meine Güte, Claire. Du bist Andrews Tochter! Du warst sieben Jahre verschollen! Natürlich wird er dich sehen wollen. Lass dich nicht von Ben Maxwell um deine Rechte bringen.« Hal klang ehrlich entsetzt. Eine seiner Stärken als Verschwörer bestand in seiner Fähigkeit zur Selbsttäuschung. Wahrscheinlich war er inzwischen fast davon überzeugt, dass sie tatsächlich die vermisste Campbell-Erbin war.
Dianna zuckte die Schultern und gab sich erheblich zuversichtlicher, als sie war. »Keine Sorge, Hal. Ich habe nichts vor Mr. Maxwell zu verbergen.« Das war eine so ungeheuere Lüge, dass sie es mit klarer Stimme und unschuldiger Miene aussprechen konnte. Auch das hatte sie die letzten Jahre gelernt. Begnüge dich nie mit kleinen Lügen, Trage grundsätzlich dick auf.
Das Hausmädchen klopfte an die Tür. »Wollen Sie mir bitte folgen, Senor Doherty … Ich habe Ihnen Obst und Eistee an den Pool gestellt.«
»Unser Gespräch wird höchstens eine Stunde dauern«, versicherte ihm Ben.
Hal warf ihm nur einen kurzen Blick zu. »Vergiss nicht, dass du dich gegen meinen ausdrücklichen Rat mit Ben unterhältst«, sagte er, während er an Dianna
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