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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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… Dianna wurde so wütend, dass sie nicht zu sprechen wagte, denn sie fürchtete, sie könnte sich verraten. Da ihr keine unverfängliche Antwort einfiel, starrte sie Andrew nur feindselig an. Befriedigt stellte sie fest, dass sie keine bessere Taktik hätte wählen können. Andrew Campbell verbarg die harte Wirklichkeit gern unter dem schillernden Glanz nichtssagender Worte. Mit ihrem Schweigen machte sie ihn furchtbar verlegen. Wieder lächelte er, um ihr zumindest äußerlich so etwas wie einen guten Willen abzuringen.
    »Du glaubst es vielleicht nicht, Claire. Aber ich freue mich aufrichtig, dass du zurückgekehrt bist. Um es genau zu sagen, ich bin überglücklich, meine Tochter … «
    »Ich glaube, Sie sollten etwas besser auf Ihre Worte Acht geben, Andrew«, unterbrach Ben ihn leise. Entschlossen kam er hinter seinem Schreibtisch hervor und stellte sich zwischen Dianna und seinen Chef, um eine symbolische Barriere gegen Andrews übereilte Aussage zu bilden. Verächtlich betrachtete er Dianna von Kopf bis Fuß. »Vergessen Sie bitte nicht, dass Miss Mason keinen einzigen Beweis dafür vorgelegt hat, dass sie Ihre Tochter ist.«
    Trotz Bens unübersehbarer Geringschätzung fiel es Dianna leichter, mit Andrews leitendem Angestellten fertig zu werden als mit ihrem vermeintlichen Vater. Sie hob den Kopf und sah Ben fest in die silbergrauen Augen. »Welche Papiere sollte ich Ihrer Meinung nach denn vorlegen, Mr. Maxwell?«
    »Zum Beispiel einen alten Führerschein. Irgendetwas, was Sie bei dem Brand des Blockhauses retten konnten. Wie wäre es mit einem Familienfoto oder einem Brief?«
    »Über dieses Thema haben Sie bereits mit Hal Doherty gesprochen. Sie wissen, dass ich nichts dergleichen besitze«, antwortete Dianna. Die Verärgerung machte ihre Stimme heiserer als gewöhnlich.
    »Weshalb nicht?«
    »Weshalb nicht? Stellen Sie sich vor: In dem Drang, schleunigst aus dem Blockhaus herauszukommen, hatte ich glatt vergessen, meine Handtasche mitzunehmen. Das war ziemlich kurzsichtig, nehme ich an. Aber Teenager haben nun einmal seltsame Vorstellungen. Sie möchten zum Beispiel am Leben bleiben. Sie haben keine Lust, in den Flammen eines brennenden Blockhauses ums Leben zu kommen. Rückschauend begreife ich gar nicht, wie ich so verdrehte Maßstäbe haben konnte. Ich dachte keine Sekunde an die Zukunft, das ist mein Problem.«
    Andrew lachte unbarmherzig auf. »Glauben Sie mir, Ben, dies ist wirklich Claire. Sie hatte immer schon eine scharfe Zunge.«
    »Ach ja? Ich werde es mir für künftige Gespräche merken.« Ben schrieb tatsächlich etwas auf einen Notizblock, bevor er sich wieder an Dianna wandte. »Ihr Spott bringt Sie keinen Schritt weiter, Miss Mason. Natürlich ist mir klar, dass die meisten persönlichen Dinge von Claire verbrannt sind. Ich hoffte allerdings, sie hätte noch etwas in ihrer Hosentasche oder in ihrer Jacke stecken gehabt. Teenager tragen viele Sachen mit sich herum.«
    »Ich hatte aber nichts in meiner Skihose. Und ich trug nur eine Strickjacke.«
    Ben runzelte angesichts ihres Nachdrucks die Stirn. »Es gibt noch zahlreiche weitere Dokumente, anhand derer ich Ihren Anspruch ernsthafter in Erwägung ziehen könnte als bisher, Miss Mason.«
    »Was zum Beispiel? Mein Pass? Meine Geburtsurkunde? Beides hatte ich nicht bei mir, als ich zum Blockhaus fuhr. Fragen Sie meinen Vater, wo die Unterlagen sind. Ich nehme an, er hat mein Zimmer im College ausräumen lassen, nachdem ich – nachdem ich verschwunden war.«
    Bens Blick wurde stahlhart. »Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass ich kein Dummkopf bin, Miss Mason. Dann kommen wir erheblich besser miteinander zurecht. Natürlich ist mir bekannt, dass Claires Geburtsurkunde gefunden wurde, als man ihr Zimmer nach dem Brand ausräumte.«
    »Vergessen Sie den Pass nicht«, sagte Dianna leise. »Der war ebenfalls in meinem Zimmer. Ich hatte Weihnachten in Mexiko verbringen wollen und ihn bei meinem letzten Wochenendbesuch in Pittsburgh mitgenommen. Das war übrigens Anfang November.«
    »Stimmt«, warf Andrew eifrig ein. »Claire tauchte unerwartet zu Hause auf und verkündete, sie würde in den Ferien nach Mexiko fahren. Ich erinnere mich, wie bestürzt Evelyn und ich waren, dass unsere Tochter die Weihnachtszeit nicht mit uns verbringen wollte.«
    »Ihr hättet mir sagen sollen, wie viel euch daran lag«, murmelte Dianna. »Mutter und du habt euch stets größte Mühe gegeben, mir zu verbergen, dass ihr auf meine Gesellschaft wert legtet. Dumm,

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