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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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werde Ihnen die Blutprobe geben – unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Sie sagen Andrew kein Wort von dem, was Sie vorhaben.«
    Ben wunderte sich über diese Bitte. Doch Evelyns trotzige Miene verbot jede Frage. »In Ordnung«, erklärte er. »Ich verspreche es.«
    Sie lächelte unmerklich. »Dann kommen Sie mit ins Badezimmer«, forderte Evelyn ihn auf. »Ich nehme an, dort findet sich eine saubere Rasierklinge.«

10. KAPITEL
    Der Schmelzofen war schon seit zwei Stunden aus, und die Temperatur im Atelier war endlich wieder auf gut dreißig Grad gesunken. Dianna goss sich ein großes Glas Eistee ein und kehrte an die Werkbank zurück. Sie war müde, hungrig, schmutzig und völlig verschwitzt. Und gleichzeitig war sie so glücklich, wie sie es dieser Tage nur sein konnte. Vier Schalen aus Bleikristall standen vor ihr auf dem Tisch und funkelten in der Spätnachmittagssonne. In der einen war eine kleine Blase, zwei weitere waren ein bisschen schief. Aber die größte mit einem Durchmesser von fünf und vierzig Zentimeter war absolut perfekt. Dianna lächelte jedes Mal, wenn sie ihr Werk betrachtete.
    Sie wollte die Schale mit einem Kranz aus Kolibris und Wildblumen verzieren. Die Fotos, die sie als Grundlage für das Muster brauchte, hatte sie schon aufgenommen. Gleich morgen früh würde sie die Vorzeichnung mit einem speziellen Wachsstift direkt auf dem Kristallkörper anfertigen. Bleikristall war ziemlich weich und ließ sich leicht einritzen. Sobald ihr kupfernes Gravierrädchen repariert war, konnte sie mit der Arbeit beginnen.
    Eric, ein Mechaniker aus der Nachbarschaft, hatte versprochen, es noch heute vorbeizubringen. Wenn nicht, würde sie das Gerät morgen abholen und die fertige Schale mit ein bisschen Glück Ende nächster Woche zu der Bank bringen können, von der sie den Auftrag bekommen hatte. Lächelnd strich Dianna über den empfindlichen Rand der Schale. Es gab kein schöneres Gefühl auf der Welt, als einen produktiven Tag im Atelier verbracht zu haben.
    Außer, mit Ben Maxwell zu schlafen.
    Diannas Lächeln erstarb, und sie drückte das beschlagene Glas mit Eistee an die heiße Stirn. Sie hatte sämtliche Erinnerungen an Ben Maxwell offiziell aus ihrem Gedächtnis verbannt und ärgerte sich, dass sie trotzdem zurückkehrten. Ihre freudige Erregung verflog und machte einer vertrauten Mischung aus Verdruss und ruheloser Erwartung Platz. Sie konnte sich noch so gut in ihrem Atelier verstecken und hartnäckig an ihren Aufträgen arbeiten. Ihre Sicherheit war eine Illusion. Die wahre Welt lauerte schon hinter der Tür.
    Bald würde die Vergangenheit sie einholen. Und der Skandal, der dann entstand, würde eine Menge Leute aus ihrer Ruhe aufschrecken. Immer Öfter fragte Dianna sich, ob sie ihn selber überleben würde. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass sie jahrelang das Schicksal herausgefordert hatte und das Glück sie jetzt langsam verließ.
    Als sie vor zwei Monaten Hal Dohertys Bekanntschaft gesucht hatte, war ihr klar gewesen, dass sie sich auf einen gefährlichen Weg begab. Natürlich war sie so klug und behutsam wie möglich vorgegangen. Trotzdem hatte schon ihr Auftauchen bei Andrew Campbell eine Kette von Ereignissen ausgelöst, über die sie keine Kontrolle mehr hatte.
    Ben würde die blutigen Tücher zweifellos an ein Genlabor senden. Zum Vergleich benötigte er entweder Evelyns oder Andrews Blut. Wen würde er um eine Blutprobe bitten? Diese Frage ließ Dianna keine Ruhe. Würden Andrew oder Evelyn zu einer Zusammenarbeit bereit sein?
    Bevor sie nach Florida geflogen war, hatte Dianna angenommen, dass ihre Sicherheit nicht ernsthaft gefährdet wäre. Falls die Situation zu heikel wurde, brauchte sie Andrew nur als Verbrecher bloßzustellen, der er war. Wie hatte sie so naiv sein können!
    Andrew hatte mehr als einmal bewiesen, dass er wie ein verletztes Tier um sich schlagen konnte, wenn sein ehrgeiziges Ziel durch eine ungünstige Publicity in Gefahr geriet. Wenn sie weitermachen und Andrew vernichten wollte, musste sie rasch und heimlich handeln. Sonst konnte sie ihre Rache und ihr Gerechtigkeitsgefühl gleich vergessen und in die Sicherheit ihres anonymen Lebens zurückkehren.
    Außer, dass sie vielleicht keinen Platz mehr fand, wo sie sich sicher fühlen konnte. Von nun an würde ihr das Herz bei jedem Türläuten bis zum Hals schlagen.
    Dianna schüttete den Rest des Tees ins Spülbecken und sah zu, wie die schmelzenden Eiswürfel den Ausguss hinabflossen. Um das Maß

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