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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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sehr, dass sie fürchtete, sie müsste sich übergeben. »Nimm sofort den Fuß weg«, fuhr sie ihn an. »Und komm nicht noch einmal in meine Nähe, oder ich rufe die Polizei. Wie wäre es mit folgender Schlagzeile für deinen Wahlkampf, Mr. Möchtegern-Gouverneur: Andrew Campbell wegen Belästigung junger Künstlerin verhaftet’? Sie wäre zweifellos ein Blickfang. Und mir fallen zahlreiche weitere ein, die noch viel verheerender klängen. Und alle sind ebenfalls wahr!«
    »Claire … « Ein Wagen hielt mit quietschenden Reifen vor ihrem Haus. Andrew blickte sich um. »Du bekommst Besuch«, stellte er fest.
    Dianna sah an ihm vorüber. »Sonya«, sagte sie erleichtert. Sie löste die Kette und öffnete die Tür. Mit Sonya als Zeugin brauchte sie keine Angst vor Andrew zu haben.
    »He, was ist los?«, fragte sie die Freundin. »Du bist ja wie der Teufel gefahren.«
    Mit bebenden Fingern nahm Sonya ihre Zigarette aus dem Mund. Sie sah Andrew an, schien ihn aber nicht wahrzunehmen. Zumindest war ihr nicht anzumerken, ob sie den Mann erkannte, über den sie seit Wochen recherchierte.
    »Es geht um Hal Doherty«, stieß sie mit heiserer Stimme hervor. »Er ist tot!«
    »Tot?«, wiederholte Dianna. »Wie ist das möglich? Ich habe ihn gestern Nachmittag noch gesehen. Er wirkte völlig munter.«
    »Das dürfte gewesen sein, bevor er den Kerl in seine Wohnung ließ, der ihm eine Kugel in den Rücken schoss.«
    Dianna hatte das Gefühl, die ganze Welt drehte sich um sie herum. Nein, bitte kein weiterer Toter auf meinem schon viel zu schwer belasteten Gewissen, dachte sie. Sie kniff die Augen zusammen, und als sie sie wieder öffnete, fiel ihr Blick auf Andrew.
    »Wer hat Hal umgebracht«, fragte sie mit schriller Stimme. »Meine Güte, wie konnte das geschehen?«
    Sonya zog heftig an ihrer Zigarette. »Die Polizei vermutet, dass es um Rauschgift ging. Ich habe den Beamten versichert, dass Hal nie etwas mit Drogen im Sinn hatte. Er war ausschließlich auf Frauen und Alkohol scharf. Was mich daran erinnert, dass ich unbedingt einen Drink brauche. Lass mich ins Haus, Liebes, und schenk mir einen großen Whiskey ein.«
    »Ja, natürlich. Komm rein.« Dianna ließ die Freundin eintreten und merkte erst jetzt, dass Andrew Campbell noch immer auf ihrer Schwelle stand und nur ein paar Schritte zur Seite getreten war. Sie konnte es jetzt unmöglich mit ihm aufnehmen. Beim besten Willen nicht. War dieser Mann grausam! Er kannte keine moralischen Skrupel.
    Plötzlich kam Dianna der furchtbare Gedanke, dass Andrew zu ihr gekommen sein könnte, um ihr von Hals Tod zu berichten und sich an ihrem Schmerz zu weiden. Sie erschauderte innerlich und wusste nicht, was sie tun sollte. Wenn sie zu wilde Beschuldigungen gegen Andrew erhob, fand sie sich im Zweifelsfall in einer Nervenklinik wieder, wo ihr freundliche Schwestern alle paar Stunden neue Tabletten einflößten. Die Tatsache, dass sie schon einmal in solch einer Klinik gewesen war, würde in jedem Fall gegen sie sprechen, falls ihre Glaubwürdigkeit jemals gegen die Andrews stünde. Das war ihr klar.
    »Sonya, das ist Andrew Campbell«, sagte Dianna mit bebender Stimme, während die Freundin an ihr vorüberlief. »Er wollte gerade gehen. Andrew, das ist Sonya Harvey, eine politische Journalistin des Boston Globe.«
    Mit ausdrucksloser Miene drehte Sonya sich um. Sie streckte Andrew die Hand hin und betrachtete ihn prüfend. »Nett, Sie kennenzulernen, Mr. Campbell. Ich verfolge Ihren Wahlkampf mit großem Interesse.«
    Andrew ergriff die Hand und schüttelte sie. »Ich wünschte, wir hatten uns unter anderen Umständen kennengelernt, Miss Harvey«, sagte er ernst. »Hal Doherty hat fünf Jahre für meine Firma gearbeitet. Es tut mir sehr leid, dass er getötet wurde. Die Gewalttätigkeit in unseren Städten nimmt ein erschreckendes Ausmaß an, und das Rauschgiftproblem ist völlig außer Kontrolle geraten.«
    Dianna konnte ihn unmöglich mit solchen Plattitüden davonkommen lassen. »Halten Sie hier keine Wahlkampfreden«, fuhr sie ihn an. »Wo waren Sie gestern Abend, Mr. Campbell. Vielleicht in Boston, in der Nähe von Hals Wohnung?«
    »In Boston?« Andrew war aufrichtig entsetzt über die unausgesprochene Beschuldigung in ihrer Frage. »Soll das etwa heißen … Das ist doch nicht möglich!«
    Dieser Dreckskerl, dachte Dianna und hätte am liebsten losgeheult. »Sie hatten zahlreiche Gründe, Hal zu verabscheuen«, erklärte sie. »Viel mehr, als die meisten Leute

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