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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sie hinein. Mila schrie auf. Aber nicht vor Schmerz – längst war sie bereit für ihn. Eine erste Woge der Lust überrollte sie sofort, ihre Muskeln zogen sich so fest zusammen, als wollten sie ihren Liebhaber nie wieder freigeben.
    Er ließ ihr wenig Zeit, die Welle zu reiten, nahm sie, wie er es in ihren Träumen getan hatte, wild und ungestüm, dem Feuer gleich, das in ihnen erwachte. Sein eisglitzerndes Engelsfeuer und die höllischen Flammen ihres Incendio verbanden sich zu einem spiralenden Inferno. »Jetzt!«, keuchte sie, und der nächste Orgasmus nahm sie mit sich in schwindelnde Höhen. Lass es niemals enden! , flehte sie. Sie versuchte, ihn mit aller Kraft zu halten, doch er war nicht zu bändigen, und nach einem letzten harten Stoß kam er, lautlos diesmal, das Gesicht an ihren Hals geschmiegt. O Milotschka.
    Erst als er sanft die Tränen fortküsste, merkte sie, dass sie geweint hatte.
    Erschöpft legte Mila den Kopf an seine Schulter und flüsterte: »Bitte, lass mich jetzt nicht los.«
    »Niemals«, sagte er leise. Die Stimme klang rau.
    Behutsam setzte er sie ab, und beinahe zärtlich rückte er ihr Kleid zurecht, bis sie leidlich bedeckt war, wenn man von dem Höschen absah, das im Mondlicht am Boden schimmerte und dabei an ein winziges Paar weiße Flügel erinnerte .
    Der Verstand kehrte nur langsam zurück, Milas Knie waren wie aus Gummi, kraftlos ließ sie sich an der kalten Wand hinabgleiten. Doch bevor sie saß, hatte er sie schon aufgefangen und auf seinen Schoß gezogen, eine Hand unter ihrem bauschigen Rock. »Du hast nichts an«, sagte er tadelnd.
    »Und wessen Idee war das wohl?«
    Lachend strich er den Rock glatt. »Ich bekenne mich schuldig. Aber ich kann nicht versprechen, dass es nie wieder passieren wird.«
    »Das bedeutet dann wohl, dass ich in Zukunft immer Ersatzwäsche mit mir herumtragen muss«, sagte sie und gab ihm einen zärtlichen Kuss.
    »Och, so gefällst du mir auch.«
    Mila musste lachen. »Sie sind frivol, Mr. Lucian Shaley .« Staunend, als berührte sie ihn zum ersten Mal, strich sie über die harten Muskelstränge seiner Oberarme, die deutlich unter dem Hemd zu fühlen waren, über die breite Brust weiter hinab, bis er ihre Hände festhielt.
    »Gönnst du einem alten Mann nicht wenigstens ein paar Minuten Erholung?« Nur die kleinen Fältchen in Lucians Augenwinkeln verrieten, dass er sie auslachte.
    Dann vergrub er das Gesicht in Milas roter Mähne, sein Atem kitzelte an ihrem Hals, und die federleichten Küsse jagten lustvolle Schauer durch Milas Körper. Mit einem zufriedenen Laut zog er sie dichter an sich heran. »Ich möchte dir etwas zeigen. Hast du Lust?«
    »Da fragst du noch?«, gurrte sie und lächelte dabei möglichst harmlos.
    Geschmeidig stand er auf und wirkte für einen winzigen Augenblick so jung, wie es sein Äußeres dem oberflächlichen Betrachter suggerierte.
    Mila aber wusste, dass hinter dieser Fassade eine unvorstellbar alte Seele lebte, und sie genoss jeden noch so kurzen Moment der Unbeschwertheit mit ihm. Die Arme um seinen Hals gelegt, sah sie zu ihm auf, und die knisternde Spannung, die ihn umzüngelte, sprang auf sie über. »Was ist es?«
    Wie eine Kostbarkeit stellte er sie auf die Füße, und es war nicht das erste Mal, dass sie sich über die immense Kraft und Eleganz wunderte, mit deren Hilfe er all jenes so leicht und selbstverständlich wirken ließ, das Geringeren als ihm die Schweißperlen auf die Stirn getrieben hätte . »Sieh dich um.«
    »Eine Baustelle, wer hätte das gedacht?« Kichernd ließ sie sich von ihm vorwärts ziehen, bis sie den Rand der Betonfläche erreicht hatten. Das Lachen blieb ihr in der Kehle stecken.
    »Oh!« In der Tiefe glitzerte ein Lichtermeer zwischen den Wolken. »Wir sind in London!« Entzückt klatschte sie in die Hände, ging weiter vor bis an die Kante und sah sich um. »Sieh nur die winzigen Züge der Tube dort unten. Sind wir auf The Shard ?«
    Natürlich wusste sie von dem phänomenalen Bauwerk und hatte seit Monaten aus der Ferne beobachtet, wie es immer weiter in den Himmel wuchs. Spätestens im nächsten Jahr, wenn der Andrang nicht mehr so groß sein würde, das hatte sich Mila vorgenommen, wollte sie die Aussichts plattform besuchen. Von außen nicht sichtbar, lagen die obe ren Etagen zwischen spiegelnden Glasflächen, die schroff in den Himmel ragten, als hätte ein riesiges Ungeheuer die Spitze im Flug abgebrochen. Der Architekt hatte den Begriff Wolkenkratzer wörtlich genommen, und

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