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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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nicht jedem gefiel diese Idee.
    Florence beispielsweise mochte das Glas und die brüchigen Zacken gar nicht. Sie bemühte sogar Feng-Shui, um das sie sich ansonsten herzlich wenig kümmerte, um ihre Abneigung zu begründen.
    Mila war von Anfang an begeistert, aber nie hätte sie sich träumen lassen, hier oben im Rohbau zu stehen, den Wind in den Haaren, und über die funkelnde Stadt zu blicken. Entzückt zeigte sie auf die Wolke, die ein oder zwei Stockwerke unter ihnen langsam auf das Gebäude zuschwebte und dabei den Blick auf die London-Bridge freigab. »Können Engel wirklich auf Wolken sitzen?«
    »Warum sollten sie das tun?«
    »Stimmt. Wahrscheinlich bekämen sie einen nassen Dups.«
    »Einen … was?«, fragte er und legte ihr den Arm um die Schultern.
    Ihre Hand glitt in die Gesäßtasche seiner Jeans. »Hintern. Wenn man auf Wolken sitzt, bekommt man einen nassen Hintern. Das weiß doch jedes Kind!« Nur mit Mühe widerstand sie dem Impuls, ihm in sein formidables Hinterteil zu kneifen.
    »Du bist …« Mitten im Satz erstarrte er. »Wir haben Publikum.« Siehst du den Durchgang dort vorn? Lauf dahin, versteck dich und rühr dich nicht vom Fleck. Als sie zögerte, gab er ihr einen leichten Schubs, und Mila rannte los. Ganz gewiss war sie alles andere als folgsam. In ihrer Ausbildung hatte sie jedoch gelernt, die Anordnungen eines verlässlichen Teamleiters, falls überhaupt, erst nach einem Einsatz zu diskutieren. Lucian hatte sie in den letzten Stunden weit mehr als ihr Leben anvertraut. Es gab keinen Grund, seine Entscheidung infrage zu stellen. Er verfügte über Ressourcen, von denen sie nur träumen konnte, und außerdem spürte sie ebenfalls, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
    Während Mila wie befohlen geduckt und lautlos durch die Schatten lief, scannte sie den Boden nach einem Gegenstand, der als Waffe taugen könnte. In einem Rohbau musste doch etwas zu finden sein. Doch die Arbeiter waren offenbar sehr ordentlich, nichts lag herum. Verdrossen lehnte sie schließlich in der lichtlosen Ecke, in die Lucian sie dirigiert hatte, an kaltem Beton.
    Es dauerte nicht lange, bis drei Männer auftauchten. Der Schnitt ihrer schwarzen Kleidung, Kampfstiefel und die selbstbewussten Schritte, mit denen sie sich näherten, hätten andere sicherlich beeindruckt.
    Mila jedoch war nicht das erste Mal einer Spezialeinheit begegnet, hätte sie doch selbst dazugehören sollen, wäre es nach dem Wunsch ihrer Vorgesetzten gegangen. Was die drei betraf, war sie sich nicht sicher, ob sie zum Staatsschutz oder zu einer privaten Einheit gehörten. Momentan rechneten sie offenbar nicht damit, hier oben auf gefährliche Eindringlinge zu treffen, sonst hätten sie sich anders verhalten. Andererseits wusste man bei solchen Typen nie, ob sie nicht auf Ärger aus waren.
    Ausgerechnet jemandem wie Lucian zu begegnen, dürfte für sie in diesem Fall eine unangenehme Überraschung werden. Besonders wenn sie sich einbildeten, mit ihm umspringen zu können, wie es ihnen gefiel.
    »Guten Abend, Gentlemen. Was kann ich für Sie tun?«
    Der Anführer fixierte ihn. Schließlich knurrte er: »Wie bist du hier raufgekommen?«
    Nachdem er über die Stadt gesehen und ein imaginäres Staubkorn vom Ärmel gewischt hatte, sagte Lucian: »Du wirst es nicht glauben, ich bin geflogen.«
    Die Männer kamen näher. »Dann kannst du ja gleich wieder den Abflug machen, Arschloch! Wir helfen gern nach.«
    Mila hielt eine Hand vor den Mund, um sich nicht durch ein unbedachtes Geräusch zu verraten. Mit der anderen stieß sie gegen etwas, das sich wie ein Besenstiel anfühlte. Langsam ließ sie ihre Fingerspitzen über das Holz hinuntergleiten, bis sie am Ende auf Metall stieß. Eine Schaufel. Besser als nichts , dachte sie, richtete sich auf und zog das Werkzeug behutsam zu sich heran, bis sie es im richtigen Winkel bereithielt, um einem möglichen Angreifer zumindest einen gehörigen Schreck einzujagen.
    »Es wäre weitaus angemessener, dear friend , du mäßigtest deine Sprache«, hörte sie Lucian sagen und wunderte sich, warum er die Typen durch derart gestelztes Gerede provozierte.
    »Was hat er gesagt?«, fragte einer der Männer aggressiv. Sein Kumpan antwortete: »Er will, dass wir ihm aufs Maul hauen.«
    Vorsichtig sah sie um die Ecke. Einer der Kerle stürzte sich erstaunlich schnell auf Lucian, der ihn ohne erkennbare Anstrengung am Oberarm fasste und ihn so weit hinter sich schleuderte, dass er nach einer bestimmt schmerzhaften Landung

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