Feuerschwingen
herum und zog ihrem verblüfften Geiselnehmer , der sich gerade wieder aufrappeln wollte, mit aller Kraft die Schaufel über den Schädel. Sein schlaffer Körper hatte noch nicht einmal vollständig den Boden berührt, da war Lucian bereits bei ihr.
»Gute Arbeit«, lobte er, packte den Dämon am Fußgelenk und schleppte ihn zu den anderen, die bereits aufgereiht am Rand der Plattform lagen. Lässig ließ er sein Schwert auf unerklärliche Weise verschwinden und schnippte mit den Fingern.
Mit erschreckendem Gleichmut sah sie zu, wie die leblosen Gestalten zu seinen Füßen in Flammen aufgingen, bis nicht mehr als ein Häufchen gelblicher Asche übrig blieb.
Nachdem der Wind die Asche davongetragen hatte, fragte Mila leise: »Du warst niemals in Gefahr, habe ich recht?«
»Vermutlich nicht«, sagte er leichthin.
»Das waren Dämonen, Ausgeburten der Hölle, verdammt noch mal! Dieser eine mit dem Messer, er war ganz grün.« Sie schüttelte sich.
»Eine seltene Farbe unter Dämonen. Schade um ihn.«
»Ach ja? Ist es dir denn vollkommen gleichgültig, dass ich fast gestorben bin vor Angst um dich?«
Federleicht lag seine Hand in ihrem Nacken. »Dann weißt du endlich, wie es mir geht, wenn du allein in der Welt herumwanderst.« Damit zog er sie sanft an sich. »Du schlägst ganz ordentlich zu.« In seinen Augen tanzten Lichter. »Muss ich mich jetzt vor dir fürchten?«
»Sie täten besser daran, mein Fürst!«, sagte sie streng.
Er verbeugte sich formvollendet. »Wie Mylady wünschen .«
»Ah ja, sehr schön«, sagte sie blasiert. »Wo waren wir stehen geblieben?«
Seine Mundwinkel zuckten, als müsste er ein Lachen unterdrücken. »Ich dachte, du würdest vielleicht gern eines der Apartments einrichten.«
»Im Ernst?« Mit der Hand machte sie eine Geste, die den Westflügel umfasste. » Wie groß sind sie? Eine halbe Etage?«
»O nein. Es sind schon zwei Etagen. Unten der Wohnbereich und zwei Schlafzimmer oben.« Er sah sie nachdenklich an. »Das ist nicht viel Platz. Vielleicht sollte ich zwei Apartments nehmen. Falls wir mal Besuch bekommen.«
»Wir?« Fassungslos sah sie ihn an.
»Gefällt es dir nicht?« Plötzlich wirkte er verunsichert.
»Natürlich! Aber …« Ihr verschlug es die Sprache. Nachdem sie zweimal tief durchgeatmet hatte, konnte sie weitersprechen. »So eine Wohnung kostet Millionen, und du überlegst mal eben, ob du zwei davon kaufen sollst!« Halt suchend streckte sie die Hand aus.
»Wer spricht hier von kaufen ? Das Gebäude gehört mir.« Geschickt fing er sie auf.
»Danke«, flüsterte sie und hielt sich an seinem Arm fest. »Lucian, wer bist du wirklich?«
»Ich habe dir alles gesagt, was du wissen musst.«
Das Incendio hatte ihr Schicksal für immer miteinander verbunden. Er hatte ihr mehrfach das Leben gerettet und voller Sorge an ihrem Krankenlager gesessen. Lucian wusste genau, was sie für ihn empfand, und wollte trotz alledem nicht mit der Wahrheit herausrücken? Das glaube ich jetzt nicht!
Eben war er ihr noch so nahe gewesen, und jetzt wandte er sich von ihr ab, um mit versteinerter Miene in die Wolkenwand zu blicken, die sich inzwischen um den Turm gebildet hatte.
Wie sollte sie ihm erklären, dass es nicht in ihrem Interesse lag, all seine Geheimnisse zu kennen, und sie dennoch wissen musste, wer dieser Dunkle Engel war, an den sie viel mehr als ihr Herz verloren hatte.
Offensichtlich war er ein brillanter Kämpfer, auch ohne die Magie, die er meisterhaft beherrschte. Ein eindrucksvoller Liebhaber – und zweifellos erfahren genug, um noch für einige Überraschungen gut zu sein. Ein Gebieter, den seine Untergebenen fürchteten, wie Quaids ehrfurchtsvolles Verhalten bekundete. Ein Souverän allem Anschein nach, der wie selbstverständlich im Handumdrehen und ohne Gnade zu zeigen das Schicksal anderer bestimmte.
Letzteres war es, was sie verunsicherte. Je höher Lucians Bedeutung in der Hierarchie der Dämonen und gefallenen Engel war, desto unwahrscheinlicher, dass er diese Position für sie aufgab. Doch das müsste er tun. Ohne die Schattenwelt zu kennen, wusste Mila, dass die Liebe dort keinen Platz hatte. Eines Tages würde er dorthin zurückkehren müssen, und was dann? Ich bin niemand, den man lieben darf , hatte er zu ihr gesagt. Was, wenn er das ernst gemeint hatte?
Ein hässlicher Gedanke kroch aus dem Dunkel herauf. War sie nur ein Zeitvertreib für jemanden, der sich eine Auszeit vom höllischen Tagesgeschäft gönnte? Eine Urlaubsbekanntschaft
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