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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ein blasser Dämon gegenüber, der entfernte Ähnlichkeit mit einem Schauspieler aufwies, dessen Name Lucian gerade nicht einfiel. Quaid, der wusste, wer der Eindringling war, hatte ihm in Windeseile eine Vita zusammengestellt.
    »Du bist also Durivals Erbe«, stellte er beinahe beiläufig fest. »Wenn ich die Situation richtig verstehe, ist er allerdings anderer Meinung. Was wolltest du von ihm, Noth?«
    »Was geht es dich an?« Die unsichtbaren Fesseln hielten den Dämon zuverlässig auf seinem Stuhl. Schließlich gab er es auf, sich davon befreien zu wollen, und lehnte sich zurück. »Mit ihm reden.«
    Ein würdiger Erbe des Dämons hätte, beurteilte man ihn nach den Regeln der Dämonengesellschaft, anders reagiert. Beide wussten es, und Lucian nutzte seine Chance sofort. »Worüber?«
    Berechnend sah Noth ihn an. »Normalerweise würde ich sagen, auch das geht dich nichts an. Aber das stimmt nicht. Es geht dich sogar eine ganze Menge an.«
    Lucian wartete geduldig darauf, dass er weitersprach.
    »Meine Geschwister sind Idioten. Sie glauben wie Durival, dass wir Dämonen die Macht zurückerlangen müssen, um frei zu sein.«
    »Und du glaubst das nicht?«
    »Nein, wir haben doch gar keine Chance, wenn alle gegen uns sind. Deshalb hat er mich ja enterbt.«
    Es war Lucian nicht unbekannt, dass es Streitigkeiten zwischen Durival und seinem Erstgeborenen gegeben hatte, und seine Informanten hatten bestätigt, was der Dämon vor ihm behauptete. Er hätte nur niemals gedacht, dass sich Noth an ihn wenden würde. »Das erklärt noch nicht, warum du mit deinem Vater sprechen wolltest.«
    »Vater?« Er spie das Wort regelrecht aus. »Mit dir wollte ich sprechen, und ein Besuch im Gefängnis war der schnellste Weg.«
    »Aber nicht unbedingt der sicherste.« Nachdenklich betrachtete Lucian den Dämon, der die Bemerkung mit einer Handbewegung fortwischte und grinsend unter einer Locke hervorblinzelte, die ihm ständig ins Gesicht fiel. So, wie er hier vor ihm saß, hätte er ebenso gut ein Dunkler Engel sein können.
    Routiniert und ohne viel zu erwarten, öffnete Lucian diesen speziellen Sinn, der ihm unzählige wertvolle Einblicke in das Innenleben seiner Gegner und Gefährten erlaubt hatte, denn er brannte darauf, mehr über seinen widersprüchlichen Besucher herauszufinden. Es dauerte nicht lange, da war der gut verborgene Zugang zu dessen Unterbewusstsein gefunden und behutsam geöffnet. Es sah alles so aus, wie er es bei einem Dämon erwartet hatte, und er wollte sich schon zurückziehen, da entdeckte er eine merkwürdige Unregelmäßigkeit. Nur ein unscheinbarer Funke, der sofort wieder verglomm. Vielleicht täuschte er sich auch, aber für eine winzige Sekunde glaubte er, Empathie gespürt zu haben.
    Unmöglich! Dämonen wie Noth kannten kein Mitgefühl. Ihre Fähigkeit, sich in einen Gegner hineinzuversetzen, beruhte auf jahrhundertelanger Beobachtung. Daher galten besonders junge Dämonen nicht nur als grausam, sie waren auch schlechte Strategen. Der Familiensinn einer Dämonin wie Naamah, die demnach Noths Schwester – wenn auch offensichtlich von einer anderen Mutter – sein musste, hatte mehr mit ihrem Überlebenswillen als mit Loyalität zu tun.
    Lucian liebte Herausforderungen, und der Sache nachzugehen, könnte ihm zudem Vorteile bringen. Also lächelte er sein gefürchtetes Lächeln, vor dem sich selbst langjährige Kampfgefährten wie Quaid fürchteten, und sagte mit trügerisch sanfter Stimme: »Das Gespräch mit einer Schwindelei zu beginnen, war keine gute Idee.«
    Noth erstarrte, an seinen Instinkten gab es nichts auszusetzen. »Aber nein, ich habe nicht gelogen, zu Vater wollte ich auch.«
    »Warum?« Die Art, wie er sich vorbeugte, und sein Tonfall signalisierten, dass er keine Lüge akzeptieren würde. Und abermals überraschte ihn der Dämon. Dieses Mal mit Ehrlichkeit.
    »Ich wollte überprüfen, ob es stimmt, was mir ein Vögelchen gezwitschert hat. Und nein, ich werde nicht sagen, was es ist. Wir mögen uns vielleicht nicht, aber wir sind eine Familie, und das erfordert ein Mindestmaß an Loyalität.«
    »Gut.« Wider Erwarten war Lucian beeindruckt. »Was willst du dann von mir?«
    »Ich wollte auch sehen, ob die Gerüchte stimmen.«
    Mit einem eisigen Lächeln richtete sich Lucian wieder auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und?«
    »Ich fürchte, die Dämonen machen sich da falsche Hoffnungen.«
    Beinahe hätte Lucian gelacht. »Das ist nicht auszuschließen.« Dieser Noth gefiel

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