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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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womöglich, die man in netter Erinnerung behält, bei der man aber nicht ernsthaft erwägt, sie in seinen Alltag mitzunehmen?
    Abrupt drehte er sich zu ihr um und unterbrach damit ihre Überlegungen. »Was hat mein Job damit zu tun?«
    »Wovon sprichst du?« Hatte er wieder ihre Gedanken gelesen?
    Ratlos sah er sie an. »Von meinem Geschenk, wovon sonst?«
    »Geschenk?«
    »Warum nicht? Dir gefällt es hier, und wenn du mich irgendwann nicht mehr sehen willst, hast du wenigstens ein Dach über dem Kopf.«
    Ihn nicht mehr sehen? Als Konkubine wollte er sie also installieren. Eine kleine Geliebte, der man eine Wohnung einrichtete und bei jedem Besuch teure Aufmerksamkeiten mitbrachte, bis man ihrer überdrüssig wurde und sie an den nächsten Kavalier weiterreichte. Ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich. Am liebsten hätte sie Lucian über die Kante in die Tiefe gestoßen … und wäre anschließend selbst gesprungen. Doch bei jemandem wie ihm konnte man sicher sein, dass er einfach die Flügel ausgebreitet und sie womöglich auch noch aufgefangen hätte. So wie bei ihrem Fallschirmabsturz.
    »Ja, natürlich«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Das ist ausgesprochen großzügig von dir«
    »Dann nimmst du es an?« Die Erleichterung war ihm anzusehen, den ironischen Unterton hatte er offenbar überhört.
    Fassungslos ballte sie die Hände zu Fäusten. »Selbstverständlich nicht! Was glaubst du eigentlich, was ich bin?«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Geh! Verschwinde, ich will dich nie wieder sehen, hörst du?« Wütend riss sie das Amulett vom Hals und warf es in seine Richtung. »Hier! Deinen Überwachungsmist kannst du gleich mitnehmen.« Eilig wandte sie sich ab, damit er nicht sah, wie sehr sie seine selbstgefällige Arroganz verletzt hatte.
    Es hatte ihm die Sprache verschlagen. Er sagte kein Wort, und Mila dachte befriedigt, dass sie ihm etwas zum Nachdenken gegeben hatte und hoffte, er würde genug für sie empfinden, um einzusehen, dass sie sein Vertrauen haben wollte und keinen protzigen Luxus. Nichts außer dem Rauschen der Stadt war zu hören, und dem Wind, der in den Baugerüsten sang. Warum sagt er nichts?
    Lucian?
    Als ihr niemand antwortete, sah sie sich um. Lucian war fort. Einfach so … und sie hatte es nicht einmal bemerkt. Nun liefen die Tränen ungehemmt.
    »Was für ein beschissener Tag!« Grimmig sah sie sich um. »Und wie komme ich jetzt hier weg?« Nervös klopfte sie den Rock ihres Kleids ab. »Bitte, lass es nicht verloren gegangen sein!« Endlich ertasteten ihre Finger das Handy, das sie ursprünglich zu ihrem Nachtspaziergang mitgenommen hatte, um noch einmal mit Florence zu reden. Florence! Mila saß in London auf einem Hochhaus, und Flo würde in wenigen Stunden in Stanmore auf sie warten.
    Sekundenlang schwebte ihr Zeigefinger über dem Display. Anthony oder Peter? Schließlich scrollte sie durch die Einträge unter P und lauschte danach dem Freizeichen, das in der Dunkelheit beunruhigend laut klang. Als sie schon auflegen wollte, erklang seine Stimme: »Liebelein, weißt du, wie spät es ist?«
    »Du bist meine einzige Hoffnung …« Hastig berichtete sie, was passiert war, unterschlug dabei allerdings bedeutsame Details wie ihre Auseinandersetzung mit den Dämonen, den Flug und alles, was sie sonst noch in Lucians Armen erlebt hatte. »Ich habe keinen Cent in der Tasche und weiß nicht, wie ich von diesem verflixten Turm herunterkommen soll. Bitte, Peter, du musst mir helfen!«
    »Rühr dich nicht vom Fleck. Ich bin sofort bei dir.«
    Die Frage, wie er in das Gebäude gelangen wollte, verhallte ungehört. Peter hatte einfach aufgelegt.
    »Mist!« Nun machte sie sich Vorwürfe, ihm den Überfall verschwiegen zu haben. Aber wie hätte sie einem Zivilisten die Existenz dämonischer Assassinen erklärt? Als sie an den überstandenen Kampf dachte, wurden ihr erneut die Knie weich. Lucian hatte es offenbar für selbstverständlich gehalten, dass sie die Hinrichtung guthieß, und zuerst hatte sie die Kerle durchaus zur Hölle gewünscht und dies auch gesagt. Jeder andere hätte das Gleiche getan. Doch so ein emotionaler Ausbruch hieß ja noch lange nicht, dass man seine Gegner zu Asche verbrennen und in die vier Himmelsrichtungen verstreuen musste. Diese Reaktion fand sie selbst für einen Dunklen Engel extrem.
    Mila hatte in einer Diktatur gelebt, und nichts konnte sie davon überzeugen, dass es in Ordnung war, jemanden ohne Gerichtsverfahren zu bestrafen. Über die

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