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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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nicht von ihm gewesen, sie einfach auf der Baustelle sitzen zu lassen. Bei diesem Gedanken verdrehte Lucian innerlich die Augen gen Himmel. Da war es wieder, das himmlische Erbe, das sich lange nicht mehr so vehement bemerkbar gemacht hatte.
    Zum Glück , dachte er. Je weniger er über die Gefühle anderer nachdachte, desto ungebundener war er, wenn rücksichtsloses Vorgehen gefragt war. Ein immenser Vorteil im Kampf gegen Ur-Dämonen wie Durival, der stets aufs Neue gegen Luzifer aufbegehrte, weil er sich und seine Brut für die Krone der Schöpfung hielt.
    Gerade deshalb war es wichtig, Mila so schnell wie möglich einzubläuen, dass sie sich in seiner Gegenwart umsichtig und respektvoll zu verhalten hatte.
    Ebenso wie Celebritys immer mit Paparazzi in Ihrer Nähe rechnen mussten, konnte er nie sicher sein, nicht bespitzelt zu werden. Und da durfte er es seiner Begleiterin nicht durchgehen lassen, dass sie ihm eine öffentliche Szene machte. Selbstverständlich gelang es den wenigsten seiner Gegner, sich unbemerkt anzuschleichen, dennoch war Vorsicht geboten. Gestern Abend hatte er kurz geglaubt, beobachtet zu werden, und das gefiel ihm gar nicht.
    Lucians innere Stimme hatte inzwischen einen therapeutischen Tonfall angenommen, sobald es um sein Gefühlsleben ging. Du könntest dir viel Ärger ersparen, wenn du ihr endlich anvertrautest, wer du wirklich bist.
    Damit sie vor mir davonläuft? Ganz bestimmt nicht.
    Gib es zu, du fürchtest, sie zu verlieren.
    Lucian weigerte sich, diesen inneren Dialog fortzuführen, weil seine Seele ohnehin am besten wusste, wie es um ihn bestellt war, und deshalb meist die Oberhand behielt.
    Eines Tages würde Mila die Notwendigkeit dieser Vorsichtsmaßnahmen verstehen. Bis es so weit ist, muss sie mir gehorchen , dachte er grimmig.
    »Hallo«, riss sie ihn ahnungslos mit warmer Stimme aus seinen finsteren Betrachtungen. Herausfordernd, ein bisschen unsicher, aber nicht feindselig sah sie ihn an.
    Vollkommen absurd, wie erleichtert er sich fühlte. Mit welchen Tricks sie ihn auch verzaubert hatte, er war unsinnig glücklich darüber, dass sie sich nicht von ihm abgekehrt hatte. Sie trug sogar das Amulett. Wie gern hätte er sie jetzt geküsst!
    Mila schien ähnlich zu empfinden und sah ihn erwartungsvoll an, während Florence tat, als gäbe es nichts Wichtigeres in der Welt als den Stapel Unterlagen, den sie in der Hand hielt. Eine Aura der Angst umgab die Sterbliche, und er beeilte sich, seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich begrüßte er beide Frauen mit einem Lächeln und der in ihren Kreisen üblich gewordenen angedeuteten Umarmung und nutzte die Gelegenheit, Mila zuzuraunen: »Bist du mir noch böse?«
    Allerdings. Aber das klären wir nicht jetzt. Dabei schob sie ihm ein zusammengefaltetes Blatt in die Hand und sagte nun vernehmlich: »Lord Hubert hat uns zum Mittagessen eingeladen. Nach dir hat er auch gefragt. Ich fürchte, er will über die Homestory sprechen.«
    »Interessant. Dann sehen wir uns später.«
    Lautlos und nach kurzem Abstecher in einen der renovierten Räume erneut unsichtbar, betrat er bald darauf das Büro des Hausherrn. Der saß am Schreibtisch, den Kopf in die Hände gestützt, und sah aus dem Fenster. So hatte sich Lucian einen Mann nicht vorgestellt, der nicht nur mit einem Sukkubus zusammenlebte, sondern darüber hinaus einen Pakt mit Dämonen geschlossen hatte.
    Neugierig, was als Nächstes geschehen würde, setzte er sich in den Ledersessel, der in einer Ecke des Arbeitszimmers stand und keinerlei Spuren davon zeigte, dass er erst vor Kurzem im Kampf mit Mila umgestürzt war.
    Lange Zeit bewegte sich der Lord nicht, und Lucian dachte schon, er wäre eingeschlafen, da sah er auf. Direkt in seine Richtung. Es war immer wieder eine Herausforderung, dem prüfenden Blick eines Wesens standzuhalten, das ihn zwar nicht sehen konnte, aber instinktiv spürte, dass es von etwas sehr Gefährlichem fixiert wurde.
    Bevor er die Gelegenheit hatte, weiter darüber nachzudenken, klopfte es an der Tür.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, spazierte Anthony herein. »Mylord! Die Innenarchitektinnen haben ihre Abnahme beendet. Alle Arbeiten wurden gemäß den Wünschen Ihrer Gattin ausgeführt. Die Rechnungen der Damen habe ich bereits geprüft.« Erwartungsvoll hielt er inne.
    »Khavar, ich habe wirklich andere Sorgen. Können Sie mir die Zwischenfälle in Brüssel erklären? Wir haben über Jahre hinweg daran gearbeitet, dass sich der EU-Minister für

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