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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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erübrigen, zum anderen war sie ziemlich sicher, dass Margaret hinter dieser kleinen Erpressung steckte. Was die feine Lady nicht ahnte, war, dass sie Mila damit eine ideale Gelegenheit bot, während des Fests unauffällig zu beobachten, was hinter den Kulissen stattfand. Außerdem, das wusste sie aus der Zeit, als sie ihr Geld noch mit Kellnern verdient hatte, wurde das Personal von gewissen Leuten nur dann wahrgenommen, wenn es Leckereien und Getränke servierte oder man es schikanieren konnte. Die Gäste sprachen so frei, wie sie es normalerweise niemals taten. Wer seine Ohren spitzte, erfuhr deshalb zuweilen erstaunliche Geheimnisse.
    Florence wusste dies natürlich auch und hatte aus verständlichen Gründen keine Lust darauf, wie ein Dienstbote behandelt zu werden. Obendrein musste sie befürchten, zumindest Bekannten ihrer Familie, wenn nicht gar Verwandten zu begegnen. Dies würde sogar ihre ansonsten recht großzügige Schwester nicht gern sehen.
    »Ich kann es nicht glauben, dass du Flo ein solches Angebot machen kannst«, sagte sie schließlich. »Aber weißt du was, ich tu’s. Allerdings«, fügte sie hinzu und wich dem Blick ihrer Freundin aus, »mache ich das nicht umsonst. Ich möchte vernünftig dafür bezahlt werden.«
    »Mila!« Florence sah sie fassungslos an.
    Betont gleichgültig zuckte sie mit den Schultern. »Das Studium meines Bruders verschlingt Unsummen. Habt ihr einen anderen Vorschlag, womit ich das Schulgeld bezahlen soll?«
    Sie schob ihre getönte Brille zurecht und hob das Kinn. Anthony hatte versprochen, ihr finanziell unter die Arme zu greifen. Aber offenbar war diese Großzügigkeit an Bedingungen geknüpft, die sie nicht erfüllt hatte. Jedenfalls war es bisher nur bei den Versprechungen geblieben.
    »Das lässt sich einrichten«, sagte er kühl. »Von mir willst du dir ja nicht helfen lassen.«
    »Sicher nicht, wenn ich dafür mit dir ins Bett gehen muss!«
    »Du bist hysterisch! So was würde mir im Traum nicht einfallen, und das weißt du ganz genau.«
    »Ach wirklich?« Langsam redete sie sich in Fahrt. »Wenn ich mich nicht irre, hast du bisher nie mehr als Lippenbekenntnisse geleistet.«
    »Das Gleiche könnte ich auch von dir behaupten! Gib doch zu, dir macht’s Spaß, die Männer heiß zu machen und sie dann nicht ranzulassen. In deiner Kompanie weiß das jeder …«
    Kurz davor, die Kontrolle über ihr Engelsfeuer zu verlieren, senkte Mila den Kopf, betrachtete ihre Fußspitzen und atmete tief durch. Woher weiß er von den widerlichen Gerüchten? Natürlich war sie nicht mit jedem Kerl, der das wollte, ins Bett gestiegen. Ja, sie flirtete gern. Das taten andere aber auch, ohne deshalb so böse verleumdet zu werden. Außerdem hatte sie immer darauf geachtet, möglichst keine falschen Signale auszusenden.
    »Anthony, du bist ein Schwein!« Florence war empört aufgesprungen. »Wie kannst du so etwas sagen? Wenn du glaubst, dass Mila jemals wieder ein Wort mit dir spricht, geschweige denn, dich ranlässt, dann bist du aber gewaltig auf dem Holzweg!«
    Gerührt hatte Mila der flammenden Verteidigungsrede ihrer Freundin zugehört. Dann sah sie in Anthonys Gesicht und erbleichte. Der Gesichtsausdruck, mit dem er Florence bedachte, wirkte ausgesprochen bösartig. Mit einer Stimme, die sie bisher nie zuvor von ihm gehört hatte, sagte er: »Danke. Wir sehen uns in London!«
    Florence schenkte ihm ein leeres Lächeln und ging zur Tür. »Bis später, ihr beiden!«
    Verblüfft sah Mila ihr zu, wie sie den Raum verließ, obwohl sie versprochen hatte, sie nicht mit Anthony allein zu lassen. Was zur Hölle …? Wenn sie jetzt noch Zweifel gehabt hätte, dass mit Anthony etwas nicht stimmte, waren diese nun verflogen. Sie tat gut daran, vor ihm auf der Hut zu sein.
    Deshalb fragte sie betont freundlich: »Gibt es noch etwas zu besprechen?«, und gab vor, den Zwischenfall nicht bemerkt zu haben.
    »Mila, was ist mit dir los?« Nun klang er vollkommen normal. Gruselig.
    »Mit mir?« Rasch steckte sie die Hände in die Taschen, um ihn nicht sehen zu lassen, wie sie zitterten. Doch so fühlte sie sich auch nicht wohl, zog sie heraus und verschränkte sie hinter dem Rücken.
    »Du weichst mir aus.«
    Hätte er nun nicht wieder so sanft geklungen, wäre sie ihm vermutlich sofort davongelaufen. Die warme Stimme aber erinnerte sie an den Anthony, der stets ein offenes Ohr für sie gehabt hatte und für sie da gewesen war, wenn sie sich schlecht gefühlt hatte. Eben jenen Anthony, mit dem sie

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