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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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unsere politischen Interessen einsetzt. Und jetzt ist er tot!«
    »Ich habe davon gehört. Sehr bedauerlich«, sagte Anthony, ohne einen Funken Gefühl vorzutäuschen.
    »Erzählen Sie mir nicht, er wäre aus freien Stücken auf die Autobahn gelaufen. Solange ich James kannte, und ich kannte ihn verdammt lange, das können Sie mir glauben, hat er noch nie mehr als eine Strecke von zwanzig Metern freiwillig zu Fuß zurückgelegt.«
    »Zugegeben, das war unglücklich. Allerdings kannten Sie Ihren Studienfreund vielleicht doch nicht ganz so gut, wie Sie denken. Sein Patriotismus hielt sich gelinde gesagt in Grenzen, und im Sinne der Sache war es einfach nicht zu vermeiden, ihn zu eliminieren, bevor er weiteren Schaden anrichten konnte.« Der Dämon gab sich keine Mühe, höflich zu klingen. »Wir haben bereits einen brauchbaren Ersatz installiert.«
    Lord Hubert betrachtete Anthony wie ein ekelhaftes Insekt. »Und wer, bitte schön, soll das sein?«
    »Leonardo Castellucci.«
    »Dieser grüne Junge? Das ist nicht Ihr Ernst.«
    Mit kalten, dunklen Augen sah Anthony ihn an. »Wer eingeladen wird, entscheiden wir. Sie haben hier gar nichts zu sagen.«
    »Ich verbitte mir diese Respektlosigkeit, junger Mann! Das ist immerhin noch mein Haus, und Sie erhalten Ihr Salär aus meiner Schatulle.«
    Dieser Lord hat den Kontakt zur Realität verloren , ahnte Lucian. Kein Wunder, dass er glaubte, eine Frau wie Margaret auf Dauer halten zu können. Andererseits konnte ein Sukkubus den Männern alles Mögliche einreden. Sogar, dass die mindestens zwanzig Jahre jüngere Partnerin im Bett noch nie etwas Besseres erlebt hatte als einen erektionsgestörten Ehemann im zweiten Frühling, der beim Kopulieren vermutlich nur noch an Fortpflanzung dachte.
    »Selbstverständlich, Mylord.« Anthonys Stimme triefte vor Ironie. »Ich werde die Innenarchitektinnen auszahlen, Castellucci ist bereits auf der Gästeliste. Ist für das Tontaubenschießen alles vorbereitet?«
    »Das fragen Sie mich? Dafür ist Boris verantwortlich. Gehen Sie zu den Ställen und besprechen Sie mit ihm die Details. Ich habe hier ja offenbar nichts mehr zu sagen.« Er wedelte mit der Hand, als entließe er einen Lakaien aus dem Dienst.
    Der Dämon stützte beide Hände auf den Schreibtisch, beugte sich weit vor und sah Lord Hubert in die Augen.
    Selbst von seinem Platz im Verborgenen aus konnte Lucian sehen, wie sich seine Pupillen veränderten. Sie waren länglich geworden und glühten. Anthony schien am Ende seiner Geduld zu sein, wenn er sich derart gehen ließ.
    Oder er war einfach zu unerfahren, um seine Reaktionen unter Kontrolle zu halten, was Lucian für wahrscheinlicher hielt. Ein älterer Vertreter seiner Art hätte sich kaum dafür eingesetzt, dass die jungen Frauen ihren gerechten Lohn erhielten. Es sei denn, es hätte auch ihm Vorteile gebracht. Und das war nicht der Fall.
    Offenbar kannte er Mila schon eine ganze Weile, deshalb musste ihm klar sein, dass sie sich zwar über sein Engagement freuen würde, aber auch sehr gut in der Lage wäre, ihre Interessen selbst durchzusetzen. Vielleicht aber hoffte er auf ihre Dankbarkeit oder wollte sich als zuverlässiger Freund erweisen. Im Augenblick war ihm jedenfalls nicht daran gelegen, bei seinem Gegenüber einen guten Eindruck zu machen.
    »Hör mir genau zu«, grollte der Dämon mit deutlich dunklerer Stimme. »Du hast den Vertrag unterzeichnet und wie vereinbart die Kontakte hergestellt. Wir sorgen für den Rest.«
    »Wollen etwa Sie die Gäste überzeugen, Mister Khavar? Das können Sie vergessen. Es sind meine Verbindungen. Diese Leute spielen in einer anderen Liga als ein Oxfordstudent mit gefälschtem Diplom, das müssten Sie doch längst begriffen haben. Ja, mein Lieber. Ich weiß davon. Der Dekan ist zufällig mein Freund.«
    Der Vorwurf perlte an Anthony ab, ohne Eindruck zu hinterlassen. Er richtete sich auf und sah seinen Arbeitgeber mitleidig an. »Glauben Sie mir, Sie werden tun, was ich Ihnen sage.«
    Die beiden starrten sich wortlos an, bis ein feiner Glockenschlag der Uhr, die auf dem Kaminsims stand, die Stille durchriss. Die Maske des treuen Sekretärs glitt wieder über Anthonys Gesicht. Er deutete sogar eine Verbeugung an, als Lord Hubert an ihm vorbei durch die Tür stürmte, die er anschließend leise schloss, bevor er dem aufgebrachten Gentleman bedächtig und mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen folgte.

18
    K annst du mir einen Gefallen tun? Ich bin heute nicht in der Laune,

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