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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Wasser bemühte sie sich, die Röte aus ihrem Gesicht zu vertreiben. Gleich ging es ihr besser. Danach versuchte sie, eine brauchbare Frisur hinzubekommen, gab schließlich auf, glättete das widerspenstige Haar mit kräftigen Bürstenstrichen und fasste es zu einem Pferdeschwanz zusammen. Für mehr reichte die Zeit nicht. Als sie an sich hinunterblickte, entdeckte sie einen großen schwarzen Fleck. Mist! Hastig riss sie sich die Klamotten vom Leib, wobei natürlich das Gummi schon wieder halb den Zopf hinuntergerutscht war. Barfuß und in Hemd und Höschen lief sie zum Schrank, nahm ein frisches grün-weiß gemustertes Sommerkleid heraus und zog es sich über den Kopf. Der Reißverschluss im Rücken hakte, als sie nervös daran zog.
    »Verfluchtes Mistding«, schimpfte sie vor sich hin, als sich plötzlich eine Hand über ihre Finger legte.
    »Warte, ich helfe dir.« Lucians Stimme sorgte dafür, dass sich die Härchen in ihrem Nacken aufstellten.
    Erleichtert ließ sie die Arme sinken, und als sie sich umdrehte, nachdem er den widerspenstigen Verschluss ohne Probleme hochgezogen hatte, landete sie direkt in seiner Umarmung.
    »Was ist los, Milotschka?«
    »Nichts. Ich … ich weiß nicht, ob ich mit diesen Leuten an einem Tisch sitzen kann.«
    »Wen meinst du? Margaret wird dir nichts tun. Du hast mit diesem Anthony gesprochen, stimmt’s?« Sanft zog er sie an sich. »Dir wird nichts geschehen, das verspreche ich dir, aber wenn du nicht willst … Du könntest zu Juna und Adrian ziehen, bis ich die Sache erledigt habe. Lange kann es nicht mehr dauern.«
    »Nein. Ich lass dich doch jetzt nicht im Stich.«
    Sein Brustkorb bebte, als lachte er. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich schon wieder aus dem Zopf befreit hatte, und hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen. »Keine Sorge, ich würde es verstehen, wenn du mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun haben möchtest. Und bei den beiden wärst du sicher.«
    »Das bin ich bei dir auch. Es ist nur … ich glaube, Anthony ist ein Dämon.« Die Worte waren so schnell aus ihr herausgesprudelt, dass sie sich beinahe daran verschluckte.
    »Ich weiß.«
    In der Ferne schlug die Turmuhr zur vollen Stunde, und deshalb achtete sie nicht auf seine Antwort. »Wir kommen zu spät! Warte mal: Ich weiß? Hast du gerade gesagt, du weißt das längst?«
    »Nicht längst , glaube mir. Bis heute hatte ich keine Ahnung davon.«
    » Du bist ihm auch noch nie zuvor begegnet, aber ich hätte schon viel eher merken müssen, dass mit ihm etwas nicht stimmt.«
    »Und wie bist du darauf gekommen?«
    »Du kannst mich auslachen, aber die Dämonen, die uns in London überfallen haben, die rochen so eigenartig. Ach, ich weiß auch nicht, der Geruch erinnerte mich an Anthonys Wohnung. Er benutzt Raumsprays und Duftkerzen, aber manchmal, wenn eine Weile nicht gelüftet wurde, dann müffelte es dort genauso. Als er vorhin Florence so merkwürdig angestarrt hat, ist sie einfach weggegangen, obwohl sie versprochen hatte, mich nicht mit ihm allein zu lassen. Ich glaube fast, er hat sie kontrolliert.«
    »Das hat er.« Lucian entließ sie aus seiner Umarmung und steckte beide Hände in die Hosentaschen.
    Er sah sogar anziehend aus, wenn er so grimmig dreinsah wie im Augenblick. Sie musste verrückt geworden sein, dass er ihr selbst übellaunig gefiel. Zumindest so lange er nicht auf sie böse war.
    »Ist dir sonst noch etwas aufgefallen? Hat er versucht, auch dich zu manipulieren?«
    Mila überlegte. »Ich glaube schon. Es war wie ein – wie soll ich sagen? – ein Kribbeln. Aber es hat nicht funktioniert. Er hat mich ausgesprochen merkwürdig angesehen und danach in den Park gezerrt.«
    »Und was ist dort passiert?« Er klang wie ein Fremder.
    Allmählich verstand sie, dass sich Lucian in ihrer Gegenwart immer dann so unnahbar gab, wenn er nicht wollte, dass sie mitbekam, was er fühlte. Inzwischen kannte sie ihn jedoch gut genug, um zu wissen, dass Anthonys Leben womöglich von ihrer Antwort abhing.
    »Nichts Schlimmes«, sagte sie deshalb hastig. »Wir sind spät dran, können wir nachher darüber sprechen?«
    Lucian umfasste ihre Taille und zog sie mit Schwung an sich, sodass sie einen winzigen Augenblick lang glaubte, er wollte ihr ebenfalls mit Gewalt eine Antwort abpressen, doch da umfing sie die bereits bekannte Schwerelosigkeit.
    Als sie sicherheitshalber die Augen zukniff, weil es beim letzten Mal ziemlich stürmisch geworden war, hatte sie bereits wieder festen

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