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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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dieser gleich darauf hören.
    Nachdem sie die Karten rechts und links von sich studiert hatte, sagte sie: Du sitzt aber nicht in meiner Nähe.
    Ach, tatsächlich? Ebenso höflich wie zuvor Sebastian begleitete er eine der Damen zu ihrem Platz und setzte sich neben sie, nachdem er ihr ebenfalls den Stuhl zurechtgerückt hatte. Unauffällig berührte er seine Tischkarte und zwinkerte ihr zu. Dir gegenüberzusitzen, gefällt mir viel besser, so kann ich dich die ganze Zeit ansehen.
    Wenn du das tust, werden sich deine Tischnachbarinnen zu Recht vernachlässigt fühlen, und die Köstlichkeiten aus Küche und Keller werden dir obendrein entgehen. Sie gab sich keine Mühe, das Zucken der Mundwinkel vor ihm zu verbergen.
    Das ist es mir wert , sagte er. Danach wandte er sich der Tischdame zu seiner Linken zu, die ihn leise etwas zu fragen schien.
    Lächerlich , dachte Mila, Lucian unterhält sich nur mit der Frau. Mila bemühte sich redlich, ihre Eifersucht nicht zu zeigen. Dabei betrachtete er die Frau nicht einmal besonders interessiert.
    Um sich abzulenken, beobachtete sie, wie die anderen Gäste Platz nahmen. Es entging ihr nicht, wie Anthony auf die Veränderung der Tischordnung reagierte. Ratlos sah er zu Lady Margaret, die jedoch nicht begriff, was er von ihr wollte. Offenbar vermochten die beiden sich nicht per Gedankenübertragung zu verständigen. Eine Information, die in Zukunft vielleicht noch einmal wichtig werden könnte.
    Als sich Sekunden später ihre Blicke trafen, lief es ihr kalt den Rücken herunter. Nie zuvor hatte sie ihn derartig feindselig erlebt. Bestimmt lag es an der Beleuchtung, aber es schien, als wäre seine Iris beinahe schwarz. Und dann kam er auch noch auf sie zu. Würde er ihr eine Szene machen?
    Aber nein, er setzte sich einfach neben sie. Hatte Lucian die gesamte Tischordnung durcheinandergebracht? Er kennt Anthony doch gar nicht. Der drehte das Tischkärtchen zwischen den Fingern hin und her und sagte plötzlich überraschend freundlich: »Du siehst hübsch aus. Das Kleid steht dir.« Sein Lachen klang unecht, als er hinzufügte: »Es lässt deine Augen in einem ungewöhnlichen Grün erstrahlen. Merkwürdig, dass mir das noch nie aufgefallen ist. Aber du trägst ja sonst immer diese dunklen Brillen.«
    Erschrocken versuchte sie, eine möglichst gleichmütige Antwort zu finden. Die Lider gesenkt, als machte sie das Kompliment verlegen, schob sie den Löffel ein wenig höher, obwohl er vom Butler zweifellos einwandfrei platziert worden war. »Es freut mich, dass es dir gefällt.« Und leise fügte sie hinzu: »Danke. Können wir nicht Freunde bleiben?« Besonders glücklich war diese Frage nach dem Streit wahrscheinlich nicht, aber sie wollte ihn nicht weiter provozieren und damit womöglich Lucians Mission gefährden.
    »Aber natürlich, Miljena. Du hast in letzter Zeit Schreckliches erlebt, und dazu warst du noch so lange von zu Hause fort … ich hätte das bedenken müssen. Wir reden später darüber, wenn wir wieder zurück in London sind.«
    Dabei legte er seine Hand über ihre, und es kostete sie all ihre Disziplin, sich nicht auf der Stelle loszureißen, aufzuspringen und davonzulaufen.
    Lucian musste gespürt haben, dass etwas nicht in Ordnung war. Er schaute auf, und in seinem Gesicht las sie die pure Mordlust. Was will er von dir?
    Nichts. Nur freundlich sein, schätze ich. Keine Panik, ich komm schon klar.
    Zum Glück wurde nun die Suppe serviert, und Anthony musste ihre Hand loslassen, um seine Serviette zu entfalten. Außerdem entsprach es nicht unbedingt den üblichen Tischsitten, beim Essen Händchen zu halten.
    Während sie ihre Suppe löffelte, dachte sie darüber nach, was Anthonys merkwürdigen Sinneswandel ausgelöst haben könnte. Warum war er auf einmal nett zu ihr, und wieso um Himmels willen, machte er ihr Komplimente über ihre Augenfarbe? Es war doch nicht das erste Mal, dass er sie ohne Brille gesehen hatte. So ungewöhnlich war dieses Grün ja auch wieder nicht. Das ergab keinen Sinn, es sei denn … »O Gott!«
    Die Hälfte der Tischgesellschaft sah auf, klappernd fiel Anthonys Löffel in den Suppenteller. Er fluchte leise. Mit Elysium hatte sein Vokabular allerdings nichts zu tun.
    »Alles in Ordnung«, beeilte sie sich zu versichern und lispelte dabei. »Ich habe mir nur die Zunge verbrannt.« Wie zur Bestätigung leerte sie ihr Glas in einem Zug, als müsste sie den Schmerz kühlen, was ihr neben einem peinlichen Hustenanfall auch einen amüsierten Blick

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