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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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von Lucian einbrachte.
    Statt nach dem Wasser zu greifen, hatte sie ein gut gefülltes Glas Weißwein hinuntergekippt, und es dauerte nicht lange, bis sich die Wirkung bemerkbar machte. O weh, auf fast leeren Magen hätte ich das nicht tun dürfen.
    Doch für Reue war es zu spät – warm breitete sich der Alkohol in ihr aus, und der Anblick der anderen Gäste, die sich nach dem Zwischenfall mit gebeugten Köpfen still ihrer Suppe widmeten, weckte in ihr den unbändigen Drang zu kichern. Dann aber spürte sie, wie Anthony, der inzwischen eine frische Serviette erhalten hatte, sie prüfend von der Seite betrachtete. Sofort verging ihr das Lachen, und sie konzentrierte sich auf die Tischdekoration aus Seidenblumen, deren lebendige Vorbilder in diesem Landstrich gewiss nicht außerhalb beheizter Gewächshäuser zu finden waren.
    Ob sie die aus Las Vegas mitgebracht hat? , fragte sich Mila. Florence würde sie hassen, da war sie sich ganz sicher. Doch schon bald kehrten ihre Gedanken zu wichtigeren Fragen zurück. Was, wenn Anthony ihr gar kein Kompliment machen wollte, sondern etwas anderes im Schilde führte? Womöglich hatte sie sich vorhin beim Streit verraten, und er ahnte nun, dass sie keineswegs eine vollkommen normale Sterbliche war, wie er bisher gedacht haben musste. Engel besaßen blaue Augen, bei gefallenen Engeln dagegen veränderte sich die himmlische Farbe im Laufe der Zeit. Lucian war das beste Beispiel dafür. War es eine Warnung gewesen, oder gar eine Provokation? Hilfe suchend sah sie ihn an.
    Kaum merklich schüttelte er den Kopf.
    Die Warnung war eindeutig: keine mentalen Plaudereien! Vorsichtshalber leerte sie ihre Gedanken, so wie sie es einst von Gabriel gelernt und in den letzten Tagen immer wieder geübt hatte.
    Der Butler und zwei Serviermädchen, die Mila hier noch nie gesehen hatte, tauchten auf und trugen die Suppenteller hinaus. Gleich darauf kehrten sie mit großen silbernen Platten zurück. Der Hauptgang wurde serviert, und weil Mila so sehr in ihrer eigenen Welt versunken war, hatte sie gar nicht bemerkt, dass nun ein großzügig gefülltes Rotweinglas vor ihr stand. Der Spätburgunder passte bestimmt bestens zum Wildgericht. »Reh muss schwimmen«, erklärte sie Sebastian, der zu ihrer Linken saß, etwas zusammenhangslos.
    »In der Tat«, sagte er und hob ebenfalls sein Glas. »Dies gilt insbesondere auch für Charolais Weideochsen.«
    »Ich dachte, die gehen im Wasser unter?« Wie kam er denn auf Ochsen?
    »Ja, das habe ich auch gehört. Aber wenn sie erst einmal gebraten sind, können sie einen ordentlichen Rotwein vertragen. Cheers!« Freundschaftlich zwinkerte er ihr zu.
    Womöglich war er gar nicht so hochnäsig, wie sie immer geglaubt hatte. Nachdem sie das Glas zurückgestellt hatte, das ihr der aufmerksame Butler sofort wieder füllte, probierte sie von einem Rehmedaillon beachtlicher Größe. Das Messer glitt durch das Fleisch wie durch Butter, und der Geschmack … »Oh!« Das Reh war wohl ein Ochse gewesen. Irgendwann einmal.
    Sebastian lachte und handelte sich damit nicht nur feindselige Blicke von Lucian und Anthony ein. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Margaret die Stirn runzelte, als der glatte Schönling irgendetwas zu ihr sagte und nun ebenfalls in Milas Richtung sah. Ganz sicher konnte sie aber nicht sein. Der Alkohol hatte derweil seine volle Wirkung entfaltet.
    Worüber sich Margaret in diesem Moment auch mit ihm unterhalten haben mochte, ihre Stimme klang schneidend und hatte viel von dem falschen britischen Akzent verloren, um den sie sonst immer außerordentlich bemüht war.
    Egal! Nach diesem Wochenende bin ich hier raus, und du sitzt mit etwas Glück in der Hölle fest , dachte Mila und widmete sich zufrieden dem köstlichen Essen.
    Nach dem Dessert sollte es Kaffee auf der Terrasse geben, und Mila nahm dankbar eine Tasse von Lucian entgegen, der sich neben sie in einen der bequemen Sessel sinken ließ. Inzwischen hatte sich der Nebel in ihrem Kopf gelichtet, und sie schämte sich ein bisschen für ihr Verhalten. Zwar hatte das Feuer keine Anstalten gemacht, sich einzumischen, aber sie saß hier wie ein Schäfchen unter Wölfen und hätte gut daran getan, ihre Sinne in dieser Gesellschaft beisammenzuhalten. Vier Sukkubi, ein Dämon und jemand, den selbst Lucian als gefährlich bezeichnete.
    Eigentlich ist es kein Wunder, wenn man da die Nerven verliert und zu tief ins Glas blickt , versuchte sie sich zu trösten, aber ihr Herz flatterte doch ein wenig bei dem

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