Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
weiteres Mal, mit Lucian Kontakt aufzunehmen. Vergeblich. Weder mental noch telefonisch waren er oder Arian zu erreichen.
    »Sollen wir die Polizei informieren?« Um sich Gehör zu verschaffen, musste sie gegen den Fahrtwind anschreien.
    »Damit sie den armen Kerl verhaften und Lucians Plan durchkreuzen? Auf keinen Fall!«, rief Juna zurück. »Bis Mitternacht bleibt uns genügend Zeit, um herauszufinden, was genau er vorhat.«

22
    D as Fest stand unter keinem besonderen Motto, weil es dafür zu kurzfristig anberaumt worden war. Aber es würden Seiltänzer, Gaukler und Akrobaten auftreten, wusste Mila, und so beschlossen sie, ein Kostüm zu wählen, bei dem niemand sicher sein konnte, ob sie zu den Gästen oder zum Künstlervolk gehörten.
    Warum Juna einen Kleiderschrank voll passender Kostüme besaß, konnte sie nicht einmal erahnen, aber es war ein großes Glück, und sie beschloss, es nicht zu hinterfragen. Obwohl sie lieber eines der fantasievolleren Kleider angezogen hätte, entschied sie sich gegen den Prinzessinnenlook und für eine weitaus praktischere Verkleidung. Die schwarze Pluderhose hatte tiefe Taschen und saß wie angegossen auf ihren Hüften, das orangerote Oberteil betonte Milas exotischen Teint. Eng anliegend, ärmellos und bauchfrei ließ es wenig Raum für Fantasien.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Juna, legte ihr Kostüm beiseite und zog eine zweite Pluderhose aus dem Schrank. »Wir gehen als Zwillinge. Dann kommen uns unsere Männer nicht so schnell auf die Schliche.«
    »Meinst du?« Mila war skeptisch, aber als sie gemeinsam vor dem Spiegel posierten, wurde deutlich, dass sie sich bei der zu erwartenden eher schwachen Beleuchtung bis auf die Haarfarbe zum Verwechseln ähnlich sahen.
    »Warte, ich bin gleich zurück.«
    Sprachlos betrachtete Mila sie wenig später. Das weiße Haar des Engels war unter einer Perücke verschwunden, die in nahezu dem gleichen Rot leuchtete wie ihr eigenes Haar. Sogar die Länge stimmte in etwa. Juna zog ein Paar weiche Stiefel an, die ganz gut passten, und als sie sich erneut nebeneinanderstellten, bemerkte man auch den Größenunterschied kaum noch.
    Als sie die Gärten von Stanmore erreichten, war es nahezu dunkel. Sie hatten entschieden, sich unauffällig unter die Künstler zu mischen, die sich in einem Zelt unweit der Pferdeställe umzogen. Jetzt machte es sich bezahlt, dass Mila auf täglich wechselnden Routen gelaufen war. Sie kannte die Gegend und führte sie beide über Schleichwege bis fast an ihr Ziel.
    »Halt!«
    Verdammt. Security. Der Mann war gut. Sie hatte ihn viel zu spät bemerkt, um noch unbemerkt im Unterholz verschwinden zu können. »Hallo!«, sagte sie und schenkte ihm ein Lächeln, das er nicht erwiderte.
    Ein Profi , schien Juna ihre Gedanken zu reflektieren, und wenn sie die Zeichen richtig verstand, dann hieß es so viel wie: Lass mich mal machen!
    »Dahin müssen wir, oder?« Dabei zeigte Juna in die Richtung der lang gezogenen Stallgebäude und drehte etwas zwischen den Fingern, das in der Dunkelheit wie ein Joint aussah.
    Der Mann runzelte die Stirn. Er wirkte unentschlossen, und es war ihm deutlich anzusehen, dass er nicht wusste, wie er auf zwei junge Frauen im Haremskostüm reagieren sollte, die sich offenbar zum Drogenkonsum zurückziehen wollten.
    »Wo sind eure Backstage-Pässe?«, fragte er schließlich.
    Sie sahen sich an, und Mila setzte bereits zu einer frei erfundenen Erklärung an, da knackte es in seinem Headset, und ein unangenehmes Pfeifen war zu hören. Eilig riss er das Gerät aus dem Ohr und wies in die entgegengesetzte Richtung. »Das Fest ist dort hinten. Lasst euch von niemandem mit dem Zeug erwischen, hört ihr?«
    Mit dieser Ermahnung ließ er es bewenden, rieb mit der Hand über die Ohrmuschel, als wollte er ein unliebsames Geräusch loswerden, und joggte davon.
    »Zeig mal, was hast du da?« Lachend sah Mila den Joint an. »Bonbon-Papier? Wie praktisch, dass er jetzt gerade fortgerufen wurde.« Doch dann hielt sie sich erschrocken die Hand vor den Mund. »Meinst du, sie haben Ben entdeckt?«
    »Glaube ich nicht.«
    Plötzlich knackte es auch in Milas Ohr. »Ihh! Hör auf damit!«, zischte sie. »Was ist das denn für ein gemeiner Trick?«
    »Magie natürlich. Im Krieg und in der Liebe …«
    »Ja, ja! Also los. Wir haben es gleich geschafft!«
    Unbehelligt erreichten sie das Künstlerlager. Die Atmosphäre war gespannt, wie man es von einem großen Spektakel dieser Art erwarten durfte. In einer Ecke übte ein

Weitere Kostenlose Bücher