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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Stein ihre Fesseln zu bearbeiten. Sie fühlten sich seidig an, und ihre Hoffnung wuchs. Womöglich hatte er sie mit der fehlenden Krawatte gebunden, was eher auf eine spontane Aktion hindeutete. Mila sah auf.
    In der Ferne leuchteten die Lichter des Gartenfests, das sie unter so unrühmlichen Umständen verlassen hatte. Nun erkannte sie auch, wo sie waren. Archäologen vermuteten, dass sich hier eine alte heidnische Kultstätte befand, und es gab sogar Ausgrabungspläne. Der National Trust hatte Interesse angemeldet, doch Lord Dorchester, auf dessen Land sie lag, wollte nichts davon wissen. Er befürchtete, nach dem Abzug der Wissenschaftler trampelten bald Horden von Heiden auf seinem besten Weideland herum. Kürzlich hatte ein Artikel in der örtlichen Zeitung darüber gestanden, den sie aufmerksam gelesen hatte.
    Wusste Anthony mehr über diesen Ort? Befand sich hier womöglich eines der Portale in die Unterwelt, von deren Existenz sie bisher nur gehört hatte?
    »Was hast du vor? Willst du mich in die Hölle verschleppen?«
    Der Schlag kam so unerwartet und hart, dass ihr Kopf herumflog und sie beinahe das Gleichgewicht verlor.
    Blut lief aus der geplatzten Lippe, das sie schnell fortleckte. Er hat mich geschlagen. Fassungslos sagte sie: »Und dich wollte ich sogar heiraten!«
    Anthony, der ein schmales Buch aus der Tasche zog, hielt abrupt inne. »Was?«
    »Ich dachte, der Ring wäre für mich, und …«
    »Du hast in meinen Sachen gewühlt?« Ungläubig sah er sie an.
    »Nicht direkt. Ich hatte mir Himbeersoße über die Klamotten gekippt und brauchte etwas Sauberes zum Anziehen. Weil du nicht da warst, habe ich mir ein Hemd ausgeliehen. Dabei ist der Ring aus deiner Jackentasche gefallen. Damals wusste ich ja noch nicht, dass du ein Dämon bist.« Sie verstummte. Das war vielleicht keine so glückliche Themenwahl.
    Anthonys Antwort bestätigte ihren Verdacht. Er trat ganz dicht an sie heran, in seinen Augen glaubte sie, ein irres Leuchten zu entdecken. »Aber jetzt weißt du es. Woher?«
    Ohne über den Stein zu stürzen, konnte sie ihm nicht ausweichen. Deshalb holte sie tief Luft und sagte: »Brimstone.«
    »Was ist damit?«
    »Du riechst danach«, sagte sie mit weniger Bravour als erhofft. Womöglich ist er besessen oder auf Drogen , dachte sie nun doch einigermaßen verängstigt.
    »Und woher weiß ein ordentliches russisches Mädchen von diesem Brimstone?«, fragte er lauernd.
    »Englisch. Ich bin hier geboren. Meine Eltern waren nur viel unterwegs …« Sie merkte selbst, dass sie brabbelte, und verstummte.
    »Ich weiß, was du bist.«
    »Oh! Wirklich? Da hast du mir definitiv etwas voraus. Was bin ich denn – deiner Meinung nach?«
    Lieber Himmel, sie hatte sich also wahrhaftig bei ihrem Streit verraten. Das war nicht gut. Gar nicht gut.
    »Du, Herzchen, bist nichts weiter als ein Experiment.« Seine Lippen bildeten kaum mehr als eine schmale Linie, nur der rechte Mundwinkel zuckte, als er weitersprach: »Der Arme , er hat so lange darauf gewartet, dass es ihm endlich gelingt, Cratalis zu erschaffen, und dann erkennt er es nicht einmal, wenn es vor ihm steht.« Mit einer Hand hielt er ihr Kinn fest. Sein Blick war anzüglich und ließ ihr die Haare zu Berge stehen.
    Obwohl ihr Herz wild schlug und das Feuer in ihrem Inneren langsam wärmer wurde, bemühte sie sich, Ruhe zu bewahren. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Du hast wirklich keine Ahnung, oder? Ich will es dir erklären.« Nun nahm er den schulmeisterlichen Ton an, den sie noch nie gemocht hatte. »Du kennst die Legende vom Heiligen Gral?« Erwartungsvoll sah er sie an.
    Als Mila endlich nickte, erleichtert, mehr Zeit zu bekommen, ihre Fesseln zu durchtrennen, sprach er weiter. »Du trägst eine Energie in dir, die demjenigen, der sie besitzt, unvorstellbare Macht verleiht.«
    »Mit anderen Worten, du willst dir diese Macht aneignen, bevor es dein Chef tut«, erwiderte Mila mit einer Leichtigkeit, die sie nicht fühlte. Anthony war komplett wahnsinnig geworden! Schon wollte sie hinzufügen, dass sie seinen Chef, der wahrscheinlich einer der garstigen Dämonen war, die Lucian ständig Ärger bereiteten, überhaupt nicht kannte, da traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag. »Sieht er etwa aus wie dieser Ian Somerhalder und spaziert im eleganten Anzug zwischen Margarets Gästen herum?«
    »Das ist Noth. Du bist nicht die Erste, die die beiden verwechselt. Nein, sein Vater Durival hat die Sache eingefädelt. Und weißt du, was wirklich lustig

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