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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ist? Es ist nicht nur deine Schuld, dass wir jetzt hier stehen. Du, mein liebes argloses Engelchen, trägst auch die Schuld am Tod deiner Mutter.«
    Mila spürte, wie ihr das Blut in den Adern erkaltete. »Wie meinst du das?«
    »Er hat sie getötet, weil er glaubte, aus dir wäre nicht das geworden, was er sich erhofft hatte. Wieder einmal.« Anthony lachte und schüttelte den Kopf. »Sag mir: Wie hast du es geschafft, ihn zu täuschen?«
    Der Überfall. Der brutale Versuch des Dämons, etwas in ihrem Inneren zu wecken. Seine Wut, als er nicht fand, was er suchte. Mila biss sich auf die Unterlippe. Mama, verzeih mir! Wortlos starrte sie ihn an.
    »Ironie des Schicksals. Weißt du, wer dich gerettet hat? Ausgerechnet der grausamste aller Höllenfürsten: der Marquis .«
    Irgendetwas machte ihn plötzlich wütend. »Er hat Durival eingesperrt, und das wird er büßen. Aber der verdammte Engel ist schlau. Ich habe alles getan, um ihn hierherzulocken, damit wir ihm unseren kleinen Komplott in die Schuhe schieben können. Doch er ist nicht gekommen, hat die Pläne meines Meisters durchkreuzt, und der sitzt mir jetzt im Nacken.«
    Mila verstand nicht einmal die Hälfte von dem, was er sagte. Anthony war vollkommen verrückt geworden, und so sehr sie sich das Hirn zermarterte, sie wusste nicht, wie sie ihm entkommen sollte. Eingeklemmt zwischen seinem Körper und dem Felsen, mit hinter dem Rücken gefesselten Händen, hatte sie keine Chance, sich zu wehren. Die erste Fessel hatte sie zwar schon durchtrennt, aber noch waren ihre Hände nicht frei. So unauffällig wie möglich arbeitete sie weiter.
    Als Anthony ihr nun mit dem Handrücken über die Wange strich, war sie dennoch versucht, ihm mit dem Knie ein paar angemessene Schmerzen zwischen den Beinen zu verschaffen, aber das würde zum jetzigen Zeitpunkt ihre Befreiungsversuche nur unnötig gefährden. Außerdem war er auf der Hut und stand zu nahe, als dass dies ihr einen echten Vorteil verschafft hätte.
    Ich muss Zeit gewinnen , sagte sie sich und widerstand der Versuchung, ihm in die Hand zu beißen.
    Ahnungslos fuhr er mit den unwillkommenen Liebkosungen fort. »Mila, es hätte so schön sein können. Warum nur hast du dich von mir abgewandt? Dein magisches Feuer und meine Talente, wir hätten gemeinsam die Welt regieren können.«
    »Welche? Diese hier oder die Unterwelt?«, fragte sie und versuchte, sich den Berührungen zu entziehen.
    »Jede, Herzchen. Jede!« Ein berechnender Ausdruck erschien in seinen Augen. »Wir könnten es noch, wenn du es mir freiwillig gibst.«
    »Nicht in diesem Leben!«, fauchte sie. Diplomatie hatte noch nie zu ihren Stärken gehört.
    »Das habe ich mir gedacht. Deshalb sind wir hier. Wusstest du, dass sich unter diesem Hügel drei Energielinien treffen? Unsere Vorfahren haben es geahnt. Dies ist ein magischer Ort, Mila. Und er wird das hier«, von irgendwo zog er eine Flasche hervor, in der kleine Lichter wie Glühwürmchen im Zeitraffer hin und her schossen, »mit der Essenz von Cratalis verbinden, sodass sie mir am Ende wie eine reife Frucht in die Hände fällt.«
    Sie spürte, wie das Feuer in ihr wuchs, als lockte etwas Unwiderstehliches. Ruhig! , warnte sie. Du bekommst, was du willst, aber lass mich vorher über den Preis verhandeln. Einverstanden? Geschmolzene Lava schoss durch ihre Adern, und sie fürchtete schon, die Kontrolle verloren zu haben. Doch dann erfüllte sie der zärtliche Hauch einer warmen Sommerbrise, das Feuer hatte sich zurückgezogen. Enttäusche mich nicht! , erklang seine lautlose Warnung.
    Nicht ahnend, was in ihr vorging, sprach Anthony weiter. »Man muss die Nuss knacken, bevor man sie verspeisen kann.« Er lachte zufrieden, als hätte er soeben eine wertvolle Lebensweisheit kreiert. »Du wirst natürlich sterben. So, wie es dir vorbestimmt war … Nur ein bisschen später als geplant. Sei dankbar.«
    »Sind wir nicht alle einmal dran?«, fragte sie tonlos und überlegte, wie sie am besten auf Zeit spielen sollte. Die eigenartige Geschwätzigkeit hielt gewiss nicht ewig an.
    Der zweite Knoten lockerte sich, und Mila war bemüht, ihre Anspannung nicht zu zeigen. Schon bald würden ihre Hände frei sein. Vor Aufregung schlug ihr Herz noch schneller.
    Ohne Ankündigung begann Anthony, merkwürdige Worte zu murmeln, und zu ihrem Entsetzen erwachte der Vulkan in ihrem Inneren zu neuem Leben. Er ruft uns! , raunten die Flammen in ihren Adern, und sie konnte spüren, wie ihr Widerstand schwand.
    Blaues Licht

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