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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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zog sie an sich, hauchte einen Kuss auf ihren Hals und flüsterte: »Worum auch immer meine Göttin mich bittet. Ich suche diesen Ben und sorge dafür, dass er seine Pläne nicht umsetzen kann.«
    »Du wirst ihn nicht töten?«
    »Wenn das dein Wunsch ist, Milotschka.«
    »Was muss ich dafür tun?«
    Sein heiseres Lachen jagte heiße Schauer über ihre Haut. »Wie gut du mich kennst. Mir wird bestimmt einfallen, womit du dich angemessen revanchieren kannst. Vorerst wirst du einmal tun, was ich von dir verlange, und dich nicht vom Fleck rühren, bis Quaid dich in Sicherheit bringt.«
    »Er wird begeistert sein«, sagte sie ironisch.
    Vollkommen ernsthaft antwortete Lucian: » Dankbarkeit wäre angebracht.«
    Sie ahnte, dass er noch mehr Anweisungen geben wollte, doch das Klingeln seines Handys unterbrach ihn.
    »Ja?« Seine Stimme war frei von Emotionen, als er kurz darauf erstaunlich leise Befehle gab. »Versiegele alle Portale. Nein, niemand! Sofort!«
    So hatte sie ihn noch nie erlebt. Ihr wäre es lieber gewesen, er hätte gebrüllt oder mindestens wütend geklungen. Diese Kälte machte ihr Angst.
    Beklommen fragte sie, was passiert sei.
    »Mach dir keine Gedanken, Milotschka. Ich werde nach deinem Ben suchen. Du bleibst hier, Quaid ist bald bei dir und wird dich abholen.« Ernst sah er sie an. »Versprichst du mir, nichts Unüberlegtes zu tun?«
    »Ja, ich …« Ehe sie mehr sagen konnte, war er verschwunden. Einfach so. Und nicht zum ersten Mal verfluchte sie ihn dafür. Aber immerhin wollte er sich um Ben kümmern. War das nicht Grund genug, das gegebene Versprechen zu halten und auf ihren finsteren Babysitter zu warten?
    Als die Turmuhr von Stanmore House zum zweiten Mal schlug und damit anzeigte, dass es nur noch dreißig Minuten bis Mitternacht waren, hatte sich ein kleiner Haufen zerrupfter Blätter zu ihren Füßen angesammelt. Mila hielt die Warterei nicht mehr aus. Quaid hätte längst hier sein müssen. Sie fühlte es in jeder Faser ihres Körpers: Eine Katastrophe bahnte sich an.
    Im zweifellos romantischen Teil der Stanmore - Gärten auf Rettung – oder wie sie inzwischen glaubte – auf eine vermeidbare Tragödie zu warten, das war so gar nicht ihr Ding. Egal, was sie Lucian versprochen hatte, sie musste irgendetwas unternehmen.
    Zum Glück hatte er sie dieses Mal weder vergiftet noch mit einem Bann belegt, und so war Mila im Nu in den belebteren Teil der Gärten zurückgekehrt, in dem sich das Fest seinem mitternächtlichen Höhepunkt näherte. Kaum jemand beachtete die junge Frau, die sich zielstrebig einen Weg durch die gut gelaunte Menge suchte. Streifte sie doch einmal ein Blick, dann ruhte der auf ihrem freizügig präsentierten Busen oder der schmalen Taille, die ihr Kostüm vorteilhaft zur Geltung brachte. Für das hinter der dunklen, perlenbestickten Augenmaske halb verborgene Gesicht interessierte sich glücklicherweise niemand.
    Mila hatte die Absperrung noch nicht ganz erreicht, die verhindern sollte, dass sich ein Gast in die Nähe des Feuerwerks verirrte, da erhielt sie plötzlich einen Stoß, stolperte ins Unterholz und konnte sich soeben noch an einem Baumstamm festhalten, um zu vermeiden, dass sie der Länge nach hinfiel.
    »Hey! Was soll das?«
    Sie wollte sich umdrehen, doch ein harter Griff in ihr Genick verhinderte, dass sie sich überhaupt zu bewegen wagte. Der Angreifer hielt sie in der unangenehmen Position direkt an den Baum gepresst, der eben noch ihre Rettung gewesen zu sein schien. Instinktiv öffnete sie den Mund, um zu schreien, da stopfte er ihr etwas zwischen die Lippen, das nach frisch gebügelter Wäsche schmeckte, und befestigte es mit einem Tuch, das er am Hinterkopf zusammenknotete. Dabei verrutschte die Maske. Zu allem Unglück sah sie nun auch nichts mehr. Die Hände wurden ihr grob hinter den Rücken gezogen und an den Gelenken zusammengebunden. Kräftige Arme hoben sie hoch, und sie wurde sich auf äußerst unerfreuliche Weise über eine Schulter geworfen, bevor ihr Entführer mit seiner unwilligen Last weiter ins Dickicht vordrang.
    Während ihr Zweige über die Haut kratzten und der Schmerz im Magen, auf den ein ausgesprochen harter Schulterknochen ihres Trägers drückte, stetig zunahm, bemühte sie sich trotz der beunruhigenden Lage, in der sie sich befand, logisch nachzudenken. Der Fähigkeit zu sprechen und vorübergehend des Augenlichts beraubt, erlaubte sie den übrigen Sinnen, sich zu entfalten.
    Sofort bestätigte sich, was sie ohnehin wusste:

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