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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Austen.«
    »Zu einer Kutschfahrt habe ich ihn jedenfalls nicht bewegen können. Dabei hat Janet erzählt, dass es eine schöne Kutsche gibt, die wir sogar benutzen dürften.«
    »Wahrscheinlich hat er Angst vor Pferden.«
    »Ich fürchte, damit könntest du recht haben. Zumindest habe ich ihn noch nie bei den Ställen gesehen. Sonst macht er aber alles mit, was das Adelsvolk so an Sportarten betreibt.«
    »Stimmt nicht, er spielt kein Crocket «, gab Florence zu bedenken.
    »Das ist doch eher was für alte Damen.«
    »Mag sein, aber sie sind äußerst gut darin«, kicherte Florence.
    »Es ist eine Schande, diese einmalige Gelegenheit nicht zu nutzen. Wenn man sich erst an dem grimmigen Boris vorbeigetraut hat, sind die Stanmore Stables das Paradies für jeden Reiter. Willst du nicht wieder mal auf einen Ausritt mitkommen?«
    »Ehrlich gesagt würde mir das Fahren mehr Spaß machen«, sagte Mila und dachte an den Muskelkater, den sie nach ihren ersten Reitstunden gehabt hatte.
    »Sehr romantisch! Ich sehe es bereits vor mir: ein Sommertag auf dem Land und Picknick mit Heiratsantrag. Mit oder ohne Pferd, das ist dann auch schon egal, wenn man so einen starken Hengst …«
    »Florence!« Mila spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. »Denkst du eigentlich auch mal an etwas anderes als an Sex?«
    »Selten. Man lebt ja hier wie in einem Kloster. Es ist mir ein Rätsel, warum du den armen Tony nicht ranlässt. Dass er es will, ist ja kaum zu übersehen.« Lachend stand sie auf und wollte das Geschirr abräumen.
    Doch Mila nahm ihr die Tassen aus der Hand. »Lass nur, ich mach das.« Sie sah zur Tür. »Wo bleibt er bloß? Ich muss gleich rüber zum Haus. Der Maler kommt um sieben .«
    Da hörten sie das Knirschen breiter Reifen auf dem Kies vor ihrer Tür.
    »Wenn man vom Teufel spricht …«
    »Was soll das heißen?« Anthony stand in der Tür und wirkte auch nicht besonders fröhlich, als er schnell hinzufügte: »Eine Redensart aus deiner russischen Heimat, nehme ich an.«
    Mila blinzelte irritiert, umarmte dann aber ihre Freundin zum Abschied, die ihr noch zuflüsterte: »Du hast recht , er ist ein Morgenmuffel!«
    Bevor sie die Tür hinter den beiden schloss, hörte sie Florence sagen: »Ich hoffe, du fährst heute besser Auto als du flirtest. Mila hat etwas Erfreulicheres verdient als einen übellaunigen Langweiler.«
    Ein Blick auf die Uhr zeigte Mila, dass keine Zeit mehr blieb, sich umzuziehen. Jeans und T-Shirt nähmen ihr die Handwerker bestimmt nicht übel. Im Gegenteil, es war sogar ganz gut, wenn sie mal nicht im schicken Hosenanzug und auf hohen Absätzen durch die Baustelle stöckelte. Bisher kam sie mit ihnen zwar bestens klar, es konnte allerdings nicht schaden, wenn die Männer sie als das sahen, was sie wirklich war: eine junge Frau, die mit anpacken konnte und dennoch die notwendige Autorität besaß, um zu vermeiden, dass ihr irgendwann alle auf der Nase herumtanzten.
    Bei der Army hatte sie manch einen Vorgesetzten verblüfft, wenn sie mit ruhiger Stimme Aufgaben verteilte und ihre Leute sich regelrecht überschlugen, um diese in Rekordzeit auszuführen. Auch ein Talent, das sie zur wertvollen Geschäftspartnerin für Florence machte, die sich wohl große Mühe gab, jedermann höflich zu behandeln, aber oft unabsichtlich ein wenig dünkelhaft klang. Es war, als klebte ihr das Label Hochadel auf der Stirn.
    Rasch bürstete Mila ihr inzwischen trockenes Haar, band es zu einem Pferdeschwanz zusammen und verließ das Cottage. Wenn sie sich beeilte, konnte sie sogar noch ungestört die Malerarbeiten inspizieren. Dafür war gestern Abend nicht mehr genügend Zeit gewesen. Und weil der morgendliche Lauf ausgefallen war, entschied sie sich, den Rover stehen zu lassen und zu Fuß zu gehen.
    Ein warmer Wind ließ die Blätter rascheln, und Sonnenstrahlen zeichneten helle Muster auf den Weg. Nach einer Reihe von kühleren Tagen mit unbeständigem Wetter war nun der Sommer zurückgekehrt. Das Herz wurde ihr leicht. Allein! Mila atmete tief durch und fühlte sich an das Märchen vom Froschkönig erinnert, in dem der treue Diener des Prinzen am Ende – vom sorgenvollen Druck auf seiner Brust befreit – endlich wieder glücklich durchatmen konnte. Auch als sie sich dem Herrenhaus näherte, blieb die Atmosphäre heiter und gelassen.
    Woran es lag, dass sie sich auf einmal so viel unbeschwerter fühlte, konnte sie nicht sagen. Das Cottage war hübsch, das tägliche Laufen an frischer Luft tat ihr gut und

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