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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Mondsichel erhellten Vorplatz hinaus. Bevor sie sich auf den Weg machte, schloss sie sorgfältig ab und überlegte dabei, wieso sie das nagende Gefühl nicht loswurde, etwas vergessen zu haben. »Ach, verdammt! Die Haustür.« Ein zweites Mal wird heute Nacht kaum jemand einsteigen , dachte sie und drehte sich um.
    Sie hatte noch nie zu den Schreckhaften gehört, doch als plötzlich ein Dunkler Engel vor ihr auftauchte, schrie sie so laut wie vermutlich niemals zuvor in ihrem Leben.
    »Ruhig, ruhig! Niemand will dir was tun.« Du hast nichts Ungewöhnliches gesehen!
    Allmählich drang die Stimme zu ihr durch, und Mila ließ zu, dass ihr Retter sie in den Armen hielt. Was auch immer sie zu sehen geglaubt hatte, es war fort. Der Duft von Sandelholz und einem Hauch Pfeffer hüllte sie ein, eine fremdartig aufregende Note regte ihre Sinne an, und alles zusammen wirkte ungeheuer männlich und erotisch auf Mila. Der Einbrecher war zurückgekehrt.
    Wahrscheinlich nur ein Schattenspiel der Laterne . Mühsam versuchte sie, einen klaren Kopf zu bekommen. »Was ist passiert?«
    »Aha, Mademoiselle geht es besser. Sie stellt schon wieder Fragen.«
    Behutsam löste er sich aus ihrer Umklammerung und hob die Laterne auf, die sie offenbar in ihrer Panik fallen gelassen hatte. Zum Glück brannte die Kerze darin noch.
    »Das hast du verloren.« Er reichte ihr die Sonnenbrille, die ihr, wie sie sich jetzt erinnerte, beim Kampf abhandengekommen war.
    »Wie …?«
    »Komm, ich begleite dich zum Cottage «, unterbrach er sie.
    Immer noch zittrig schob sie sich die Brille ins Haar und ließ ohne Widerspruch zu, dass er sie bei der Hand nahm und den Weg entlangführte. Nach einer Weile beruhigte sich ihr Herzschlag, und eigentlich hätten sie sich nun loslassen müssen – aber die Hand, in der ihre schmalen Finger fast vollständig verschwanden, versprach Geborgenheit, und seine Nähe ließ sie glauben, dass es von all den unheimlichen Nachtgeschöpfen, die womöglich am Wegesrand lauerten, kein einziges wagen würde, ihr etwas zuleide zu tun, solange er sie nur festhielt.
    Als sie das einsame Häuschen erreicht hatten, nahm er ihr behutsam den Hausschlüssel ab, öffnete die Tür und hielt sie galant auf, bis sich Mila wohlbehalten im Haus befand.
    »Gute Nacht!« Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er den Weg zurück.
    Mila stellte die Laterne auf den Tisch, das warme Kerzenlicht hatte etwas Tröstliches. Normalerweise hätte sie mehr Licht gemacht. Schon aus Gewohnheit, denn die Menschen fanden es befremdlich, wenn sich jemand mit schlafwandlerischer Sicherheit durch die Dunkelheit bewegen konnte. Doch im Moment gab es einen weiteren Grund: Wer könnte nach einer solchen Begegnung schon sagen, ob dort draußen nicht jemand lauerte? Hier wie auch im Herrenhaus waren die Gardinen nicht zugezogen, und sie hätte sich wie ein Fisch im beleuchteten Aquarium gefühlt. Nichts, worauf sie nach den überstandenen Abenteuern besondere Lust hatte.
    Wenig später blies sie die Kerze aus, zog die Bettdecke höher und genoss die Geborgenheit, die ihr die Wärme in ihrer gemütlichen Schlafhöhle vorgaukelte. Heute war wirklich nicht ihr Tag. An ihrem Körper gab es keine Stelle, die nicht schmerzte, und sie konnte froh sein, sich nichts gebrochen oder verstaucht zu haben. Morgen sieht alles schon viel besser aus , versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Dann würde sie auch über den Dunklen Engel nachdenken. Was hatte er von ihr gewollt, und warum war er verschwunden, als der Einbrecher aufgetaucht war?
    Aufmerksam lauschte sie in die Nacht hinein. Doch es blieb alles ruhig, und obwohl sie damit nicht gerechnet hatte, schlief sie bald ein.

5
    Z u lange hatte sich Lucian nicht mehr für die Entwicklungen außerhalb seiner Welt interessiert. Seine Untergebenen bildeten eingespielte Teams, in deren Arbeit er nur selten eingreifen musste. Doch dann hatten unglaubliche Ereignisse ein Umdenken erfordert und ihn zurück ins Leben geführt, sofern man diese Formulierung für einen Fürsten der Unterwelt verwenden konnte.
    Später war er befördert worden, hatte zusätzliche Aufgaben übernommen und beschlossen, seinem Zuhause einen frischen Anstrich zu verpassen. Verschwunden waren Serail und Lotterbett, stattdessen herrschte nun eine neue Sachlichkeit nach dem Vorbild des Lichtbringers, der schon vor ein paar Jahren auf das kühle Design einer modernen Führungsetage setzte, was Dämonen wie Traditionalisten missfiel. Die Katzendämonin ZinZin und

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