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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Mila widersetzte sich all ihren Instinkten, hob das Kinn und sah ihn direkt an. »Ich habe bereits gesagt, wer ich bin. Jetzt bist du dran.«
    Vielleicht war es die Art, wie er den Kopf hielt, oder das gepflegte Oxbridge-Englisch, das er sprach – auf einmal wusste Mila, dass sie sich gerade nicht zum ersten Mal begegneten. »Warte, irgendwoher kenne ich dich …« Plötzlich fiel es ihr wieder ein. »Du bist der Typ aus dem Antiquitätenladen!« Die Worte klangen nicht nur wie eine Anschuldigung, sie waren auch so gemeint. Der nichtswürdige Kerl hatte ihr dieses hübsche Kästchen abgeluchst! »Wenn du glaubst, hier gäbe es wertvolle Sammlerstücke, dann muss ich dich enttäuschen. Lord Hubert und seine Frau haben keinen Sinn für derlei Kinkerlitzchen «, zitierte sie Maggy mit verächtlichem Unterton.
    »Also gut«, lenkte er zu ihrer Überraschung ein. »Was gibst du mir, wenn ich deine Frage beantworte?«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?« Ungläubig versuchte sie, aus seinem Tonfall zu schließen, ob es ein Scherz gewesen war.
    »Natürlich nicht!« Er legte sich die Hand auf die Brust als wäre er schwer getroffen, und Mila hatte den Eindruck, dass dieser Mann nichts von dem, was er sagte, wirklich ernst meinte. Spielt er etwa nur mit mir?
    »Keine unanständigen Sachen?«, fragte sie dennoch. Neugier gehörte zu ihren vergleichsweise stark ausgeprägten , wenn auch leider selten nützlichen Charaktereigenschaften.
    »Nicht unanständiger als … sagen wir, ein gemeinsames Mittagessen in Ivycombe. Bei meiner unsterblichen Seele, ich schwöre.«
    Keine Sekunde lang nahm sie ihm diese Worte ab. Mila überlegte. Sie musste verrückt geworden sein, hier herumzustehen und Verabredungen mit einem Einbrecher zu treffen. Andererseits … wenn es half, ihn loszuwerden, bevor Janet womöglich zurückkehrte, war ihr jedes Mittel recht.
    »Also gut«, sagte sie schließlich. »Lunch gegen Informationen. Aber nur, wenn du jetzt auf dem gleichen Weg verschwindest, auf dem du eingebrochen bist. Sollte dich jemand erwischen, kommen wir beide in Teufels Küche!«
    »Ein furchtbarer Gedanke.« Wieder war da dieser amüsierte Unterton in seiner Stimme. Dann schob er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und trat zögernd einen Schritt zurück, als müsste er sich von ihrem Anblick losreißen.
    Da spielte ihr natürlich nur ihre lebhafte Fantasie etwas vor. Bestimmt sah er nicht einmal die Hälfte dessen, was sie erkennen konnte, und das war wenig genug.
    Nachdem er eine Weile wortlos dagestanden hatte, sagte er schließlich: »Es ist ein Versprechen.«
    Etwas Kaltes legte sich um ihren Hals, als hätte sie mehr getan, als nur einer Verabredung zuzustimmen. Einer Verabredung, die sie auf keinen Fall einhalten wollte.
    »Bis zum nächsten Treffen, meine schöne Amazone.« Damit drehte er sich um und war verschwunden.
    Himmel! , formten ihre Lippen lautlos. Reichte es nicht, dass er umwerfend aussah, wie sie bereits bei ihrer ersten Begegnung festgestellt hatte? Muss dieser Typ auch noch eine geradezu magische Stimme haben? Allein deshalb lohnte es sich glatt, auf den Deal einzugehen. Ganz gleich, wie geheimnisvoll er in dem schwach beleuchteten Büro gewirkt hatte – bei einem Mittagessen am helllichten Tage könnte er ihr wohl kaum gefährlich werden.
    Natürlich, Mila. Er ist hier eingebrochen, schon vergessen? Bei deinem Glück mit Männern besitzt dieser Kerl vermutlich zum Ausgleich für seinen verführerischen Charme die schwärzeste Seele, die ein Sterblicher haben kann.
    Aufmerksam lauschte sie den leiser werdenden Schritten in der Halle, statt weiter auf ihre innere Stimme zu hören. Als plötzlich die Eingangstür zuschlug, zuckte sie zusammen. Eine Weile blieb sie noch regungslos in der Dunkelheit stehen, aber außer dem entfernten Brummen eines Motors hörte oder spürte sie nichts mehr. Er war fort.
    Sorgfältig zog sie kurz darauf die Tür von Lord Huberts Arbeitszimmer hinter sich zu, durchquerte die Eingangshalle und eilte den Dienstbotengang entlang bis zur Hintertür. Janet hatte ihr Versprechen gehalten, auf der Laterne lag eine Schachtel Streichhölzer. Das Letzte, was sie nach dieser merkwürdigen Begegnung gebrauchen konnte, war ein Heimweg ohne Licht und mit unheimlichen Geräuschen, die sie bei jedem Schritt erschreckten. Sie hätte heute früh doch mit dem Auto kommen sollen.
    Mit fliegenden Fingern entzündete sie die Kerze, drückte das Laternenfenster zu und trat auf den von der dünnen

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