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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sie wollten es nicht dulden, dass ein Student Vorlesungen schwänzte und nur das tat, was ihm gefiel. Für undiszipliniert und zuweilen regelrecht asozial hielten sie ihn, erklärte man Mila, als sie nach den Ursachen für die Aberkennung der Förderung fragte. Eine schwierige Jugend, so sagte man ihr, habe manch ein anderer auch gehabt. Das könne man nicht gelten lassen, und er solle froh sein, nicht der Hochschule verwiesen worden zu sein.
    Von seinen magischen Fähigkeiten wusste niemand außer ihnen beiden – und natürlich Gabriel. Es hätte wenig geholfen zu erklären, wie aufreibend es sein konnte, sich mit düsteren Zukunftsvisionen herumschlagen zu müssen.
    Dass er jetzt anrief, bedeutete nichts Gutes. »Bist du rausgeflogen?«
    »Was?« Seine Stimme klang zunächst irritiert, dann besorgt. »Mir geht es bestens, ich frage mich nur, was gestern Abend mit dir los war.«
    »Nichts, ich …« Warum sollte sie ihn anlügen? Er würde es ohnehin bemerken und so lange weiterbohren, bis sie ihm alles erzählt hatte. »Ein Einbrecher. Ich musste mich mit einem Einbrecher rumschlagen.«
    »Hast du ihn umgebracht?«
    »Alex! Selbstverständlich nicht. Wofür hältst du mich?«
    »Für eine Frau mit verdammt gruseligen Talenten«, erwiderte er kühl. »Er wäre nicht der Erste, den du ins Jenseits beförderst.«
    Zugeben würde er es zwar nicht, doch Alex hielt viel von Milas Kampftechniken. Trainieren wollte er deshalb aber beileibe nicht mit ihr. Er habe inzwischen seine eigenen Methoden entwickelt, um sich zu verteidigen, versicherte er jedes Mal. Und so hatte sie es aufgegeben, ihn weiter zu bedrängen.
    »War es ein Engel?«, fragte er nach einer langen Pause so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte.
    »Was hast du gesehen?«
    »Nichts.« Natürlich sprach er nicht über seine Visionen. Das tat er nie.
    »Der Typ hat mit mir geflirtet. Glaubst du, ein Engel täte so etwas?«, fragte sie auf Russisch, und es klang fremd in ihren Ohren.
    Die Erleichterung war ihm anzuhören, als er ebenfalls in seine Muttersprache wechselte. »Unsere britischen Landsleute würden sagen: Eher friert die Hölle zu, als dass so einer Gefühle zeigt.«
    Es kam selten vor, dass er versuchte, einen Scherz zu machen. Allein deshalb fiel Mila ein Stein vom Herzen, und sie lachte. Wahrscheinlich war er nur besorgt und hatte überhaupt keine Vision gehabt. Warum auch? Der Einbrecher tauchte gewiss nicht mehr auf. Von der Begegnung mit dem Dunklen Engel, der ihr auf dem Parkplatz von Stanmore aufgelauert hatte, mochte sie dennoch nicht erzählen. Alex hätte sich bloß wieder unnötig Sorgen gemacht und wäre womöglich hergekommen. Aber er sollte studieren und nicht auf seine erwachsene Schwester aufpassen.
    Sie unterhielten sich noch eine Weile, und nach dem Gespräch packte Mila eilig ihre Sachen zusammen. Wollte sie ihren Plan verwirklichen, bevor es zu warm dafür wurde, musste sie sich beeilen.
    Normalerweise blieb ihr morgens allenfalls eine Stunde Zeit zum Laufen. Für heute hatte sie sich deshalb etwas Besonderes vorgenommen. Eine neue Strecke auszuprobieren, reizte sie seit Tagen, und längst hatte Mila den Verlauf auf der Karte eingezeichnet. Der Weg führte sie an den Ställen vorbei durch den Park von Stanmore . Der war zwar privat, doch nachdem Maggy sie ins Herz geschlossen zu haben schien, durfte nicht nur die standesgemäße Florence alle Annehmlichkeiten des Anwesens nutzen. Danach ging es ins Landesinnere, wo der Wanderer an einer frischen Quelle rasten und seinen Durst löschen konnte, wie es in einer Broschüre über diese Gegend hieß. Anschließend führte sie der Weg im großen Bogen wieder zurück, bis sie unterhalb des Leuchtturms die Küste erreichte. Von dort aus war es nicht mehr weit bis zum Cottage.
    Schon bald merkte sie, dass die Strecke nicht ohne Tücken war. Hier und da war der Wanderweg mit grobem Schotter befestigt, und ein paarmal ging es steil bergauf oder bergab. Aber der Quellbrunnen erwies sich tatsächlich als gepflegt, und das Wasser hätte köstlicher nicht sein können. Unterwegs passierte sie unvermutet einen reizvollen Gasthof. Anstatt nach Ivycombe könnte sie mit Florence und Anthony bei gutem Wetter doch auch einmal dorthin fahren.
    Überhaupt gewann sie allmählich Geschmack am Landleben. Die Uhren schienen auf Stanmore anders zu gehen. Was in der Zusammenarbeit mit den Handwerkern gelegentlich ein Problem darstellte, bedeutete in ihrer Freizeit einen Gewinn. So gern sie Florence auch

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