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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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öffnen und losfliegen, wie diese Seeadler.« Sie zeigte auf ein Raubvogel-Paar , das weit oben unter dem blauen Firmament seine Kreise zog. Natürlich verstand er sie nicht. Rasch ließ Mila die Arme sinken. Was war nur in sie gefahren, diesem Lucian ihre geheimen Wünsche anzuvertrauen?
    Er sah ebenfalls in den Himmel. »Du musst gute Augen haben, wenn du die … Vögel dort oben erkennen kannst.«
    »Ganz im Gegenteil. Ohne meine Brille sehe ich fast nichts.«
    »Erzähl mir nicht, dass du kurzsichtig bist.«
    Es kam ihr vor, als betrachte er sie prüfend, und sie sagte schnell, was sie immer erzählte, wenn jemand sie auf ihre getönten Gläser ansprach. »Nein, ich bin hyperlichtempfind lich.« Mit einem Schulterzucken versuchte sie, weiteren Fragen vorzubeugen. »Eine Erbkrankheit.« Meistens funktionierte der Trick, und die Leute ließen sie in Ruhe.
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Lucian. »Ich war erstaunt, wie treffsicher du gestern warst. Doch das erklärt einiges. Wenn du in der Helligkeit wirklich so schlecht siehst, dann sind deine anderen Sinne vermutlich besser trainiert .«
    »Mag sein. Ich habe noch nie darüber nachgedacht.« Sie winkte ab und begann auf der Stelle zu laufen, um nicht auszukühlen.
    »Wo hast du gelernt, so zu kämpfen?« Er ließ nicht locker.
    »Army – und du?«, war ihre knappe Antwort.
    Im gleichen militärischen Ton warf er ein Auch ! zurück . Die kleinen Fältchen in seinen Augenwinkeln erschienen wieder und verrieten seine Belustigung. Er wusste ganz genau, dass ihr das Thema nicht behagte.
    »So übel ist deine Nachtsicht aber auch nicht.« Fröstelnd zog sie die Schultern zusammen. »Hör mal, ich muss weiter, sonst habe ich morgen eine Erkältung.«
    »Lädst du mich zum Frühstück ein?«
    Überrascht hielt sie inne. »Ist damit unsere Essenverabredung abgegolten?«
    Seine offenkundige Enttäuschung stimmte sie milde. »Meinetwegen.« Um ihn nicht ansehen zu müssen, joggte sie los. »Komm schon!«
    Noch nie zuvor hatte sie jemanden mit dieser Leichtigkeit laufen sehen. Er wirkte, als könnte er die gesamte Welt umrunden, und obwohl sie das Tempo absichtlich erhöhte, war er am Ende kein bisschen außer Atem. Ganz anders als sie selbst.
    »Warte bitte hier«, sagte sie und schickte sich an, ums Haus zu laufen. »Ich mache von drinnen auf, wir können auf der Terrasse frühstücken. Kissen findest du da.« Sie zeigte auf die Tür des Geräteschuppens, der sich windschief an die Hauswand lehnte.
    Sofort bereute Mila ihren Leichtsinn und wollte Lucian, der immerhin ein Fremder war, nicht auch noch ins Cottage einladen. Außerdem sollte er nicht wissen, dass sie den Hausschlüssel unter dem Blumentopf aufbewahrte.
    Als sie kurz darauf die Türen gerade weit genug öffnete, um den Kopf hindurchzustecken, hatte Lucian es sich schon bequem gemacht. Er trug jetzt ebenfalls eine dunkle Brille und streckte sein Gesicht in die Sonne. Auf den ersten Blick wirkte er vollkommen entspannt. Doch sie hätte schwören können, dass er sehr genau wahrnahm, was um ihn herum geschah.
    »Ich will nur schnell duschen, danach werde ich nachsehen, was Küche und Keller für ein gepflegtes Frühstück hergeben«, sagte sie leise.
    »Viel Spaß!« Dabei wandte er sich zwar nicht um, dennoch konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass er jede ihrer Bewegungen sorgfältig registrierte.
    Ich bin paranoid! , schalt sie sich, suchte eilig ihre Sachen zusammen, lief ins Bad und drehte den Schlüssel zweimal um. Es war seltsam beunruhigend, sich hier drinnen auszuziehen, während draußen ein höllisch attraktiver Mann auf sie wartete, der es mit seinem Charme geschafft hatte, sich in ihr Zuhause einladen zu lassen.
    Ich werde auf keinen Fall mit ihm flirten, nahm sie sich in einem Anflug von schlechtem Gewissen vor. Kaum war Anthony ein Wochenende weg, gabelte sie einen anderen auf. Noch dazu einen Gesetzesbrecher!
    Endlich erwärmte sich das Wasser. Als es einem Amazonasregen gleich ihren Körper umschmeichelte, war Anthony bereits vergessen.
    Eingecremt, mit einem weiten Lieblings-T-Shirt und Boyfriend-Jeans, fühlte sie sich stark genug, um in die Welt hinauszutreten, auch wenn das auf bloßen Füßen geschehen musste, weil sie die leichten Espadrilles nicht mitgenommen hatte. Was daran lag, dass diese vermutlich wie immer unter ihr Bett gerutscht waren.
    Mila öffnete die Badezimmertür, bog um die Ecke und prallte mit einer harten und doch äußerst lebendigen Wand zusammen.
    » Mhm ,

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