Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
da war niemand. In seinem Kopf entstand ein allzu bekannter Druck, und nicht zum ersten Mal dachte er darüber nach, warum er sich das eigentlich gefallen ließ. Mit dem Schicksal hadern, das konnte er auch später noch. In der kurzen Zeit hätte der Dämon ohnehin wenig Gelegenheit, ihn zu quälen. Besser, er brachte es schnell hinter sich. »Es läuft alles so, wie Ihr es vorhergesagt habt.«
    »Natürlich. Um mir das zu sagen, bist du hierhergekommen?« Durival wusste ganz genau, dass er die Dunkelheit verabscheute.
    »Ich sollte doch jede Woche …« Wie er es hasste, sich so hilflos zu fühlen.
    »Zeig mal her, ist das eine neue Uhr?«
    Nicht ohne Mühe gelang es ihm, dem Impuls zu widerstehen, seinen Arm hinter dem Rücken zu verbergen. Tapfer, aber ein Fehler. Im Nu schloss sich eine Fessel um sein Handgelenk. Lange Klauen drangen in das Fleisch ein. Das Knirschen kam von seinen eigenen Zähnen, die er aufeinanderpresste, um sich keine Blöße zu geben.
    »Verschwinde, die Wächter kehren gleich zurück.«
    Nach einer gefühlten Ewigkeit spie ihn die Dunkelheit wieder aus.
    »Alles gut gelaufen?«
    »Was sonst?« Ihm wurde übel, und er tastete Halt suchend nach der Stuhllehne.
    Die Elster lachte. »Das hätte ich dir gleich sagen können. Durival nimmt alles, was einem lieb und teuer ist.«
    Blut tropfte auf den Boden.
    »Ach, sieh dir diese Schweinerei an. Warte, ich binde das a b !«

7
    L ucian sah ihr nach. Bedanken hätte er sich wenigstens können! , wehten ihm Milas Worte wie eine schmeichelnde Wüstenbrise durch den Kopf. Vielleicht war es die für ein so zerbrechliches Geschöpf ungewöhnliche Stimme, die ihn dazu verführt hatte, eine Antwort zu geben. In seiner Welt hätte jeder gewusst, dass sich jemand wie Lucian niemals freiwillig für etwas bedankte. Doch was konnte es schon schaden, wenn er sich einmal eine Ausnahme von dieser Regel gestattete? Sie würde ohnehin nichts damit anzufangen wissen.
    Milotschka. Der Name war ihm spontan in den Sinn gekommen, und er passte viel besser zu ihr als das schlichte Mila . Bereits bei der zufälligen Begegnung in Ivycombe war ihm die hauchfeine Magie, die sie umgab, keineswegs verborgen geblieben. Nachfahren von Verbindungen zwischen gefallenen Engeln und Sterblichen besaßen eine vergleichbare Aura.
    Nichts Besonderes also und für die meisten seiner Art nicht einmal spürbar. Normalerweise hätte ihn diese Entdeckung also kaum beschäftigt, doch seine Mission war heikel, und so musste er jeder noch so winzigen Anomalie nachgehen.
    Überrascht hatte ihn allerdings das nächtliche Geplänkel im Herrenhaus. Mila wusste sich erstaunlich geschickt zu wehren, und wenn sie gegen ihn auch keine Chance hatte, so besaß sie durchaus ein Kämpferherz.
    Während des gemeinsamen Frühstücks, das er aus einer Laune heraus arrangiert hatte, zeigte sie sich fröhlich und schlagfertig. Zwar flirtete sie mit ihm, benahm sich ansonsten aber erfreulich selbstbewusst und sogar ein klein wenig selbstironisch. Es gefiel ihm, wenn sich jemand nicht so furchtbar ernst nahm. Frauen, die seinem Charme einfach so erlagen, langweilten ihn.
    Ungerecht? Selbstverständlich, denn es lag in der Natur eines gefallenen Engels der ersten Stunde, dass seiner Anziehungskraft kaum ein Sterblicher und nur wenige magische Wesen widerstehen konnten, wenn er es darauf anlegte. Macht, ein wohldosierter Hauch von Gefahr und Arroganz – das war der Cocktail, der viele nahezu um den Verstand brachte. Dazu noch ein passables Gesicht oder Geld, und sie verloren in Windeseile den Kopf. Mila dagegen hatte eher zurückhaltend reagiert, als wisse sie es besser, als mit dem Feuer zu spielen. Reizvoll. Da war es fast schon keine Überraschung mehr, als er ihre mentalen Schutzwälle entdeckte. Lückenlos und unbezwingbar – vorerst.
    Er liebte diese Art von Rätseln. Mutige Kämpferinnen wie Mila waren ihm die liebsten Bettgefährtinnen. Auch sie würde zu den Amazonen gehören, hätte Lucian erst einmal ihre Dornröschen-Festung erobert. Wahrscheinlich hätte ihn eine so junge und unerfahrene, wenn auch exquisite Schönheit dennoch nicht lange fesseln können.
    Andererseits, seine Jagdlust hatte die Kleine immerhin angefacht, und er hätte es vergnüglich gefunden, das Geheimnis, das sie so gut geschützt in sich verbarg, Stück für Stück aus ihr herauszulocken. Für derlei Zerstreuung fehlte ihm aber leider die Zeit.
    Seit gestern Abend jedoch gab es eine vollkommen neue Situation. Da hatte er als

Weitere Kostenlose Bücher