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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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er sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
    Einen Seufzer unterdrückend verabschiedete sie sich hastig: »Ich muss jetzt los.« Als sie auflegen wollte, hörte sie ihn noch sagen: »Ich muss verrückt geworden sein.« Danach ertönte das Freizeichen.
    Mila seufzte nun doch, drehte sich um und zuckte zusammen. An der Mauer, die den Leuchtturm umgab, lehnte mit verschränkten Armen Lucian und betrachtete sie schweigend. Sofort zog sie den Mantel der Unberührbarkeit enger um ihre Schulter und sah demonstrativ auf die Uhr. »Tut mir leid, heute habe ich keine Zeit.«
    Lässig stieß er sich von der groben Steinwand ab und kam auf sie zu. »Warte!«
    Mila war spät dran und hätte sich längst auf dem Heimweg befinden sollen. Stattdessen blickte sie wie hypnotisiert auf einen schmalen Streifen Haut, den sein nachlässig geknöpftes Hemd über dem tief sitzenden Bund der Jeans freigab.
    Irgendjemand räusperte sich. Sie sah auf und blickte Lucian direkt ins Gesicht. Die küssenswerten Lippen verzogen sich zu einem wissenden Lächeln, und sie wünschte, der Erdboden täte sich auf, um sie zu verschlingen, bevor er etwas zu ihrem peinlichen Verhalten sagen konnte. Weil damit nicht zu rechnen war, meldete sich ihr Fluchtinstinkt. Sie trat einen Schritt zurück und wollte sich wegdrehen.
    »Warte!«, sagte er noch einmal, griff nach ihrem Handgelenk und sah sie mit nun wieder ernster Miene an.
    Unter dem unverschämten Blick fühlte sie sich ausgeliefert, fast als könnte er tief in sie hineinblicken. Schnell stellte sie sich eine bis in den Himmel hinaufragende Mauer vor, die um ihre innersten Geheimnisse errichtet war. Daran ließ sie sicherheitshalber Rosen hinaufwachsen, deren Blüten von den langen Dornen ablenkten, die ein Erklimmen dieses undurchdringlichen Schutzwalls unmöglich machten. Nicht einmal einem Engel gelänge es, ihr Inneres zu erblicken, und Dämonen nähmen nichts anderes wahr als ein Blütenmeer. Etwas, das die Höllenwesen ob seines lieblichen Dufts irritierte, wenn nicht gar abstieß, wie Gabriel behauptete.
    Mein!
    Ein überwältigendes, ihr gänzlich unbekanntes Gefühl durchströmte Mila, als ihre innere Stimme eine Antwort flüsterte, die nicht weniger beunruhigend war. Bis ans Ende der Zeit.
    Als hätte er sich verbrannt, ließ Lucian ihre Hand los und sah sie fassungslos an. Doch ebenso rasch kehrte das ungemein verführerische Lächeln in seine Mundwinkel zurück. Die Augen erreichte es dieses Mal allerdings nicht.
    Er spielt mit mir , dachte sie betroffen.
    Beide sagten sie kein Wort.
    »Ich habe mit dem Chefredakteur von Castles & Landscapes gesprochen«, brach Mila schließlich das Schweigen, nachdem sie ein paarmal geschluckt hatte, um ihre Stimme wiederzufinden. Vollständig war es ihr dennoch nicht gelungen, sie klang wie eine heisere Krähe. »Er will dich kennenlernen, bevor er zusagt.«
    Als Lucian nicht sofort antwortete, ratterte sie die Nummer von Peters Büro herunter.
    »Gut. Wir sehen uns in Stanmore House«, sagte er, drehte sich um und ging einfach davon.
    Bedanken hätte er sich wenigstens können , dachte Mila verärgert, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte und zum Cottage zurücklief. Plötzlich wehte ein warmer Wind durch ihren Kopf, der Lucians Stimme wie aus weiter Ferne herantrug. Danke, Milotschka.
    Beinahe wäre sie gestolpert. Seit Ewigkeiten hatte sie diesen Kosenamen nicht mehr gehört. Aber natürlich war das nur Einbildung, Gedankenlesen gehörte nicht zu ihren Talenten. Vielleicht hatte Peter doch recht, und sie war dabei, viel mehr Interesse an Lucian zu entwickeln, als es ihrer Beziehung zu Anthony förderlich war. Denn natürlich hatten sie eine Beziehung. Gute Freunde küssten sich nicht, und gute Freunde müssten auch kein Gespräch über Sex vor der Ehe führen. Was für ein Schlamassel!
    Die letzten Meter rannte sie, so schnell sie konnte.
    »Nur fünf Minuten!« Der Anblick seiner neuen Uhr entlockte ihm ein zufriedenes Grinsen. Der Schweizer Chronograf war ein kleines Vermögen wert, und er wusste das Funkeln in ihren Augen richtig zu deuten.
    »Soll ich …?«
    Sie war wie eine Elster.
    »Später!«, unterbrach er schroff, öffnete das Portal und trat in die Dunkelheit.
    Wenige Sekunden darauf atmete er erleichtert auf. Magpie mochte ihm manchmal auf die Nerven gehen, aber sie war eine ausgezeichnete Navigationshilfe. Nur eine Fackel wies ihm den Weg zur Zelle. »Durival, hörst du mich?«
    »Glaubst du, ich bin taub?«
    Erschrocken fuhr er herum. Doch

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