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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Anstalten, sich zu erheben.
    »Ich werde gehen«, meinte Jera.
»Auf die Toten
ist kein Verlaß.« Sie verschwand im Halbdunkel am
Rande des Lichtkreises.
    »Ihr werdet das auch hören
wollen.« Der Graf
deutete einladend – oder befehlend? – auf den
Stuhl, von dem Alfred soeben
aufgestanden war.
    Alfred blieb nichts anderes übrig, als sich
wieder zu setzen, obwohl er sich kummervoll der Tatsache
bewußt war, daß er
gerne darauf verzichtet hätte, zu erfahren, was es so
geheimnisvoll zu dieser
späten Stunde vom Hof des Herrschers zu berichten gab.
    Die Männer warteten schweigend. Jonathans
Züge
waren blaß und gespannt, die des alten Grafen verschlagen und
wachsam. Alfred
starrte mit leerem Blick an die kahle Wand.
    Der alte Graf lebte als Herr einstmals großer
reicher Güter in den alten Provinzen. Vor Zeiten war der Boden
fruchtbar
gewesen, Scharen von Toten arbeiteten darauf. Von den Fenstern des
Herrenhauses
sah man endlose Felder mit wogendem Kairngras und blühende
Lantibäume. Jetzt
war das Land verödet, begraben unter Asche, die der
unablässige Regen in
giftigen Schlamm verwandelte.
    Das Haus des Grafen war nicht in der Art einer
Höhle erbaut, sondern aus Steinquadern errichtet worden; es
erinnerte Alfred an
die Burgen, die von der Blütezeit der Sartan auf Arianus
kündeten.
    Es war ein weitläufiges Gebäude, aber die
meisten der hinteren Räume wurden nicht mehr benutzt und waren
verschlossen,
denn der alte Graf lebte mit einigen auferstandenen alten Dienern
allein in dem
Haus. Der vordere Teil war jedoch erstaunlich gut erhalten, verglichen
mit den
zerfallenen Bauwerken, an denen sie während der Fahrt durch
die alten Provinzen
vorüber- gekommen waren.
    »Es liegt an den alten Runen,
müßt Ihr wissen«,
erklärte der Graf, während er Alfred prüfend
musterte. »Die meisten Leute haben
sie von den Wänden gekratzt oder übermalt, weil sie
angeblich altmodisch
aussahen, aber ich habe sie gelassen und sogar ausgebessert. Wie es
scheint,
haben sie es mir vergolten. Mein Haus steht noch, während das
von manch anderem
längst in Trümmer versunken ist.«
    Alfred konnte die Runen lesen, spürte fast die
Kraft der Magie, die über Jahrhunderte hinweg die Mauern
gestärkt und gestützt
hatte. Doch er schwieg aus Furcht, zuviel zu sagen.
    Zum bewohnten Trakt gehörten die
Wirtschaftsräume im Erdgeschoß: eine Gesindekammer,
Küche, Vorder- und
Hinterausgang mit Windfang sowie ein Laboratorium, in dem der Graf
seine
Experimente durchführte. Es war sein Ziel, eine Methode zu
entwickeln, den
vergifteten Boden der alten Provinzen wieder fruchtbar zu machen. In
den beiden
oberen Stockwerken befand sich die eigentliche Wohnung: die
Schlafgemächer der
Familie, Räumlichkeiten für Gäste,
Wohnzimmer und Speisezimmer.
    Eine Herrscheruhr auf dem Weg ins Schlafzimmer
zeigte an, wie spät es war. Alfred dachte sehnsüchtig
an Schlaf, segensreiches
Vergessen, wenn auch nur für einige Stunden, bevor er sich
wieder diesem
niemals endenden Alptraum stellen mußte.
    Er mußte wohl tatsächlich
eingedöst sein, denn
als eine Tür geöffnet wurde, schreckte er mit einem
unangenehmen Frösteln auf.
Blinzelnd richtete er die trüben Augen auf Jera und einen Mann
in schwarzem
Umhang, die durch eine Tür am anderen Ende des Zimmers
hereintraten.
    »Ich glaube, Ihr solltet Euch selbst
anhören,
was Tomas zu sagen hat, falls Ihr ihn noch etwas fragen
möchtet«, sagte Jera.
    Alfred wußte sofort, daß es schlechte
Neuigkeiten waren, und er stützte den Kopf in die Hand.
Wieviel konnte er noch
ertragen?
    »Der Prinz und der Fremde mit den
Tätowierungen
auf der Haut sind beide tot«, berichtete Tomas mit
gedämpfter Stimme. Er trat
in den Lichtkreis und schob die Kapuze auf den Rücken. Er war
ein junger Mann,
ungefähr in Jonathans Alter. Seine Kleidung war schmutzig, als
wäre er schnell
und hart geritten. »Der Herrscher hat sie am heutigen Abend
im Spielzimmer des
Palastes töten lassen.«
    »Seid Ihr dabeigewesen? Habt Ihr gesehen, wie es
passiert ist?« forschte der Graf. Der schmale, scharfkantige
Kopf ruckte vor.
    »Nein, aber ich habe mit einem Wiedergänger
gesprochen,
der den Auftrag hatte, die Leichen in die Katakomben zu bringen. Er
sagte mir,
der Bewahrer hätte Anweisung, für beide
Männer die Präservationsriten
vorzunehmen.«
    »Der Tote hat es Euch gesagt!«
höhnte der alte
Mann. »Auf die Toten ist

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