Feuersee
und ihren Peinigern trotzige Drohungen entgegenschleudern,
bevor sie
in den trägen, glutroten Fluten versank. Er verlor den Faden
von Jonathans
Erzählung und wurde erst wieder aufmerksam, als der junge Mann
plötzlich die
Stimme senkte.
»Während dieses Krieges ging man dazu
über,
Kompanien von Toten aufzustellen und gegeneinander ins Feld zu
schicken. Es
wird sogar gemunkelt, daß manche Befehlshaber so weit gingen,
die Ermordung
ihrer lebenden Soldaten anzuordnen, um Wiedergänger zur
Verfügung zu haben …«
Alfred hob ruckartig den Kopf. »Was? Was sagt
Ihr da? Ermordeten ihre eigenen jungen Männer!
Gütiger Sartan! Wie tief sind
wir gesunken!« Er war grau im Gesicht und zitterte an allen
Gliedern. »Nein,
kommt mir nicht zu nahe!« Er hob abwehrend die Hand.
»Ich muß fort von hier!
Fort!« Er sprang auf, als wollte er seine Worte
augenblicklich in die Tat
umsetzen.
»Liebster, was hast du gesagt, um ihn so
außer
Fassung zu bringen?« verlangte Jera zu wissen, die mit Tomas
ins Zimmer kam.
»Guter Freund, setzt Euch wieder. Beruhigt Euch!«
»Ich habe ihm nur die alte Geschichte
erzählt
von den Generälen, die während des Kriegs ihre
eigenen Männer hinrichten ließen
…«
»O Jonathan!« Jera schüttelte den
Kopf. »Aber natürlich
könnt Ihr jederzeit gehen. Ihr seid kein Gefangener
hier!«
Aber doch! stöhnte Alfred innerlich. Ich bin ein
Gefangener, ein Gefangener meiner eigenen Unzulänglichkeit!
Daß ich hier bin,
ist nur ein Zufall! Ich habe nicht den Mut, mich allein durch das
Todestor zu
wagen, und auch nicht das Wissen!
»Denkt an Euren Freund«, fügte
Tomas mahnend
hinzu und drückte ihm eine Tasse heißen Tee in die
Hand. »Ihr wollt ihn doch
nicht im Stich lassen, oder doch?«
»Es tut mir leid,‹« Alfred sank
in den Sessel zurück.
»Vergebt mir. Ich bin müde, das ist alles. Ich
glaube, ich sollte zu Bett
gehen. Komm mit, alter Junge.«
Er legte dem Hund die Hand auf den Kopf. Das
Tier schaute zu ihm auf und winselte, wischte langsam mit dem Schwanz
über den
Boden, machte aber keine Anstalten, sich zu erheben.
Es war ein merkwürdiges Winseln, ein
kläglicher
Laut, wie Alfred ihn nie zuvor von dem Hund gehört hatte.
Beunruhigt musterte
er ihn genauer. Der Hund versuchte den Kopf zu heben, doch er
ließ ihn gleich
wieder auf die Vorderpfoten sinken. Nur sein Schwanzwedeln wurde etwas
lebhafter, um zu zeigen, daß er die Anteilnahme des Mannes zu
schätzen wußte.
»Was hat er denn?« fragte Jera und sah den
Hund
an. »Glaubt Ihr, das Tier ist krank?«
»Ich bin nicht sicher. Leider verstehe ich nicht
viel von Hunden«, murmelte Alfred, während er
spürte, wie eine ungute Ahnung
von ihm Besitz ergriff.
Er wußte über diesen Hund Bescheid oder
glaubte
es wenigstens. Und wenn er recht hatte, dann war nicht nur der Hund
ernsthaft
krank, sondern auch Haplo.
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Kapitel 24
Nekropolis,
Abarrach
Im Lauf des nächsten Zyklus verschlechterte sich
der Zustand des Hundes; er war zu schwach, um sich zu rühren,
lag kraftlos auf
der Seite und atmete schwer. Er verweigerte das Futter und trank nicht
einmal
das angebotene Wasser.
Obwohl jeder im Haus Mitleid mit dem Tier hatte,
machte niemand außer Alfred sich ernsthafte Sorgen. Ihre
Gedanken beschäftigten
sich mit dem Eindringen in den Palast und der Rettung des toten
Prinzen. Der
Plan war fertig, sie betrachteten ihn unter jedem möglichen
Aspekt, klopften
ihn auf Fehler ab, doch sie fanden keine.
»Es wird beinahe lächerlich einfach
sein«,
meinte Jera beim Frühstück.
»Vergebung, ich will mich nicht
einmischen«,
meldete Alfred sich zaghaft zu Wort, »aber da, wo ich
herkomme, habe ich auch
einige Zeit bei Hofe zugebracht, und König Stephens
– das heißt, des Königs
Verliese waren besonders gut bewacht. Wie …«
»Ihr seid nicht mit von der Partie!«
unterbrach
ihn der Graf kurzangebunden. »Also braucht Euch das nicht zu
interessieren!«
Vielleicht bin ich ja doch mit von der Partie,
dachte Alfred. Er schaute auf den kranken Hund, doch beschloß
er, seine
Mutmaßungen vorläufig noch für sich zu
behalten, bis er ganz sicher war.
»Seid nicht so ungnädig,
Schwiegerpapa«, warf
Jonathan lachend ein. »Immerhin ist Alfred
vertrauenswürdig, oder etwa nicht?«
Schweigen senkte sich über den Tisch, eine
leichte Röte stieg in Jeras Wangen. Unwillkürlich
warf sie einen Blick auf
Tomas, der unmerklich den Kopf
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