Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
boten sie ein
nicht zu
verfehlendes Ziel.
    »Jonathan!« schrie Jera auf. Die zwei
Gestalten
verschmolzen zu einem bizarren Schatten, während ein zweiter
Pfeil sirrend die
Luft durchschnitt.
    Alfred wurde es schwarz vor Augen. Wie
verlockend der Gedanke, sich in Vergessen zu flüchten, den
Dingen ihren Lauf zu
lassen, doch er bäumte sich gegen seine Schwäche auf
und stieß die Runen
hervor, die sein Unterbewußtsein ihm eingab, ohne wirklich zu
begreifen, was er
sagte.
    Ein schweres Gewicht stürzte auf ihn, und
benommen fragte er sich, ob er womöglich das
Höhlendach zum Einsturz gebracht
hatte, aber der Verwesungsgeruch und die Berührung von
leichenkalter Haut
verrieten ihm, was tatsächlich geschehen war. Er hatte einen
Toten getötet.
    »Jera!« Jonathans Stimme klang schrill und
ungläubig. »Jera!«
    Der Leichnam lag quer über Alfreds Beinen, er
befreite sich schleunigst und rutschte ein Stück weit weg. Der
Schemen des
Toten verharrte einen Augenblick lang über dem
Körper, der ihn einmal
beherbergt hatte, und man konnte sehen, wie er fast greifbare Gestalt
annahm,
bevor er sich abwandte und im Dunkeln verschwand. Von einem
Gefühl der
Unwirklichkeit befangen, hörte Alfred die Schritte eines
Lebenden, die sich
eilig entfernten; ebenso unbeteiligt sah er zu, wie der Bewahrer sich
über den
toten Bogenschützen beugte und ihm wieder und wieder befahl,
sich zu erheben.
    Alfred hatte keine Vorstellung davon, was er tun
und wohin er gehen sollte. Er stand auf und hielt verzagt Umschau.
Schließlich
wandte er sich in die Richtung, aus der fassungsloses, ersticktes
Schluchzen
ertönte.
    Jonathan kniete auf dem Boden. Er hielt Jera in
den Armen.
    Die beiden hatten fast die Zelle des Prinzen
erreicht. Das Licht der Gaslampe fiel auf sie, beleuchtete unbarmherzig
den
Schaft des Pfeils, der tief in Jeras Brust gedrungen war. Sie hielt den
Blick
unverwandt auf das Gesicht ihres Mannes gerichtet, und in dem Moment,
als
Alfred hinzukam, tat sie den letzten Atemzug.
    »Sie hat sich vor mich geworfen«, rief
Jonathan
in namenlosem Schmerz. »Der Pfeil war für mich
bestimmt, und sie wollte mich
schützen. Jera!« Er schüttelte die Tote,
als wollte er eine Schlafende aus
tiefem Schlummer wecken. Ihre leblose Hand fiel zu Boden, der Kopf
rollte zur
Seite. Das prachtvolle Haar glitt über ihr Gesicht und
verhüllte es wie ein
Leichentuch.
    »Jera!« Jonathan drückte sie an
die Brust.
    Alfred hörte immer noch die Stimme des
Bewahrers, der offenbar nicht glauben konnte, daß sein
Schützling sich ihm für
immer entzogen hatte.
    »Doch er wird bald merken, daß es
vergebens ist,
und Verstärkung rufen. Oder vielleicht besorgt das schon
Tomas, der Verräter.«
Alfred war sich bewußt, daß er
Selbstgespräche führte, doch er war machtlos
dagegen. »Wir müssen fort, aber wohin? Und wo ist
Haplo?«
    Wie zur Antwort ertönte ein leises Stöhnen,
das
trotz Jonathans lauten Wehklagens und der Litanei des Bewahrers Alfreds
Ohr
erreichte. Er schaute sich hastig um und entdeckte Haplo hinter der
Tür seiner
Zelle am Boden.
    Rasch hervorgestoßene Runen, fließende
Handbewegungen wie die eines Tänzers verwandelten die
Gitterstäbe in ein
ordentlich nebeneinander aufgereihtes Häufchen Rost.
    Alfred tastete an der linken Halsseite des
Patryn nach dem Puls. Er konnte nichts fühlen, und ihn ergriff
die Angst, zu
spät gekommen zu sein, doch als er den Kopf des Mannes ins
Licht drehte,
zuckten die Augenlider, und warmer Atem strich über seine
Hand. Noch gab es
eine Chance, wenn auch verschwindend gering.
    »Haplo!« flüsterte Alfred
drängend und beugte
sich über ihn. »Haplo! Kannst du mich
hören?« Erleichtert nahm er das schwache
Kopfnicken wahr. »Haplo! Was ist geschehen? Bist du krank?
Verwundet? Sag es
mir! Ich …« Alfred holte tief Atem, doch im Grunde
hatte er nie daran
gezweifelt, wie er sich entscheiden würde,
»… ich kann dich heilen!«
    »Nein!« Die verkrusteten Lippen waren
steif,
aber Haplo fand die Kraft, das Wort laut auszusprechen. »Ich
will – Leben nicht
– Sartan schulden.« Er verstummte, schloß
die Augen. Ein Krampf zog seinen
Körper zusammen und rang ihm ein gepeinigtes Stöhnen
ab.
    Damit hatte Alfred nicht gerechnet. Er wußte
nicht, was er tun sollte, und rettete sich in einen
unzusammenhängenden
Redeschwall. »Du wirst mir nichts schulden. Ich stehe in
deiner Schuld. Ich
verdanke dir

Weitere Kostenlose Bücher