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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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das uns ganz allein gehört.
    »Unser Bruder hat recht«, sagte die
älteste
ihrer Runde, ihre Mentorin, eine verehrungswürdige Greisin,
zierlich und fragil
wie ein Vogel, und doch hatten ihr unbezwinglicher Wille und ihre
starke Magie
zu der wunderbaren Entdeckung geführt. »Wir sind wie
der Geizige gewesen, der
seinen Reichtum unter der Matratze verbirgt, tags in Armut lebt und des
Nachts
sein Gold hervorholt, um sich an dem Glanz zu weiden. Wie der Geizige,
der mit
seinem Gold nichts Gutes tut, werden auch wir innerlich vertrocknen und
verdorren. Es ist nicht nur unsere Pflicht, den Reichtum zu teilen, es
ist eine
Freude. Löst den Schutzbann!«
    Es ist das einzig Richtige, dachte Alfred und
senkte den Kopf. Aber ich bin nicht mutig. Ich habe Angst.
    Eine Hand schloß sich über der seinen,
stark und
zuversichtlich. »Sie werden uns zuhören«,
sagte der junge Mann überzeugt. »Sie
können gar nicht anders!«
    Das helle, weiße und blaue Licht wurde langsam
schwächer, bis es ganz verblaßt war. Der
Lärm vor den geschlossenen Türen wurde
lauter und klang bedrohlicher: Stimmen voller Wut und Haß.
Alfred spürte, wie
die Kälte der Angst in ihm hochkroch. Seine Hand zitterte im
Griff des
Jünglings.
    Wir haben recht. Was wir tun, ist richtig,
ermahnte er sich wieder und wieder. Aber es ist schwer!
    Die steinerne Tür öffnete sich knirschend.
Der
Mob barst in den Raum, die hinteren schoben die vorderen,  um
auch an den Ort
des Geschehens zu gelangen. Die Männer und Frauen, die als
erste hereinkamen,
blieben jedoch stehen, verwirrt von der gelassenen Ruhe und den
ernsten,
gefaßten Mienen derer, die um den Tisch saßen. Ein
Mob nährt sich von Angst.
Angesichts von Ruhe und Vernunft geht ihm ein Teil seiner dumpfen
Triebkraft
verloren.
    Das zornige Stimmengewirr verebbte zu
verdrossenem Gemurmel, übertönt nur gelegentlich von
einer Stimme aus den
hinteren Reihen, die aufgebracht zu wissen verlangte, was eigentlich
los sei.
Die Eindringlinge wirkten plötzlich ratlos und hielten
Ausschau nach einem
Führer, jemandem, der es verstand, das wohlige Feuer des Zorns
wieder zu
entfachen.
    Ein Mann trat vor. Alfreds Herz wurde schwer.
Der Mann war ganz in Schwarz gekleidet, einer der Adepten der zu neuen
Ehren
gekommenen; es wurde sogar gemunkelt, daß er danach strebte,
sich zum König zu
machen.
    Er öffnete den Mund, aber die greise Mentorin,
die ihn ansah, als wäre er ein vorlautes Kind, kam ihm zuvor.
»Aus welchem
Grund stören du und deine Anhänger uns bei unserem
Werk, Kleitus?« fragte sie
mit leisem Tadel.
    »Weil euer Werk das Werk von Ketzern ist und wir
gekommen sind, dem ein Ende zu machen«, erwiderte der
Nekromant.
    »Wir sind vom Konzil beauftragt worden
…«
    »… das seine Entscheidung zutiefst
bedauert!«
Kleitus lächelte hämisch.
    Seine Anhänger hinter ihm johlten zustimmend. Er
wußte, daß sie jetzt nach seiner Pfeife tanzten
… Oder, kam es Alfred
unvermutet mit erschreckender Klarheit zu Bewußtsein, Kleitus
hatte vielleicht
von Anfang an alle Fäden in der Hand gehabt. Er war der Funke
gewesen, der das
Feuer entzündete. Jetzt brauchte er nur noch in die Glut zu
blasen, um ein
tosendes Inferno zu entfachen.
    »Das Konzil hat euch mit der Aufgabe betraut,
mit den Welten jenseits Verbindung aufzunehmen, ihnen unsere
verzweifelte Lage
zu erklären und um die Hilfe zu bitten, die uns vor der
Großen Teilung zugesagt
wurde. Und mit welchem Ergebnis? Monatelang habt ihr überhaupt
nichts getan.
Dann kommt ihr plötzlich zum Vorschein und predigt
Schwachsinn, den nur ein
Kind glauben würde …«
    »Wenn es Schwachsinn ist«, warf seine
Kontrahentin ein, »weshalb stört ihr uns dann?
Laßt uns fortfahren …« Ihre
Stimme klang beherrscht und ruhig, ganz im Gegensatz zu dem erregten,
schneidenden Tonfall ihres Anklägers.
    »Weil es gefährlicher Schwachsinn
ist!« schrie
Kleitus. Dann verstummte er und bemühte sich, die
Selbstbeherrschung
wiederzugewinnen. Er war ein intelligenter Mann und wußte,
daß kopfloses
Schweigen bei einem Wortgefecht ebenso verheerende Folgen hatte wie bei
einem
Duell mit Schwertern. Als er weitersprach, klang seine Stimme
gefaßt. »Weil es
in unserem Volk leider manche mit dem unschuldigen Gemüt von
Kindern gibt. Und
andere wie jenen dort.« Kleitus’ Blick richtete
sich auf den jungen Mann neben
Alfred, und seine Augen verdunkelten sich vor Zorn. »Junge

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