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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Leute, die euch in
die Falle gegangen sind, wegen der Märchen, die ihr ihnen
erzählt!«
    Der junge Mann sagte nichts, nur sein Griff um
Alfreds Hand verstärkte sich. Ein Schatten fiel über
sein Gesicht. Was
bedeutete Kleitus dieser Junge? Der Nekromant war nicht alt genug,
daß er ein
Sohn sein konnte. Ein jüngerer Bruder vielleicht, der zu dem
älteren
aufgeblickt hatte, bis er die Wahrheit erkannte? Schiller eines
verehrten
Lehrers? Alfred merkte, daß er den Namen des Jungen nicht
wußte. Namen waren in
der Bruderschaft nie von Bedeutung gewesen, und eine innere Stimme
flüsterte
Alfred zu, daß er ihn nie erfahren würde. Es war ihm
unmöglich, den Händedruck
des jungen Mannes zu erwidern, der ihn ansah und lächelte.
    Unglücklicherweise war dieses Lächeln
Öl auf
Kleitus’ schwelendes Feuer. »Ihr seid angeklagt,
unsere Jugend zu verderben!
Dort« – er stieß den ausgestreckten
Zeigefinger in die Richtung des Jungen –
»ist der Beweis!«
    Die Menge wogte näher, der wachsende Zorn
grollte wie das Rumoren von Magma, das durch Risse im Boden quoll.
    Die Greisin wehrte die Hände derer ab, die sie
stützen wollten, und erhob sich aus eigener Kraft von ihrem
Stuhl. »Dann führt
uns vor das Konzil!« erwiderte sie in einem Ton, der der
anbrandenden Flut
Einhalt gebot. »Wir sind bereit, Rede und Antwort zu
stehen!«
    »Das Konzil ist eine Bande alter Narren, die in
ihrem feigen Bestreben, den Frieden zu erhalten, viel zu lange Geduld
mit eurem
Treiben gehabt haben. Das Konzil hat die Regierungsgewalt mir
übertragen!«
    Der Mob jubelte. Von dem Rückhalt seiner
Anhänger ermutigt, deutete Kleitus jetzt auf die alte Frau.
    »Eure ketzerischen Lügen werden keine
Unschuldigen mehr verführen!«
    Das beifällige Johlen der Menge wurde lauter,
drohender. Sie rückte wieder vor. Stahl blitzte, die Klingen
von Schwertern und
Dolchen.
    »Wer in diesem Raum zur Waffe greift, wird
erleben, daß die Klinge sich gegen seine eigene Brust
kehrt«, warnte die alte
Frau. Es war Kleitus, der mit erhobener Hand die Menge
zurückhielt, das zornige
Murren dämpfte, allerdings nicht aus Furcht oder Erbarmen,
sondern um seine
Macht zu demonstrieren und den Männern und Frauen am Tisch vor
Augen zu führen,
daß er seine Meute nach Belieben auf sie loslassen konnte.
    »Wir wollen euch kein Leid
zufügen«, meinte er
verbindlich. »Erklärt euch bereit, vorzutreten und
öffentlich zu verkünden, daß
ihr gelogen habt. Bekennt …« Kleitus
überlegte »… daß es euch
tatsächlich
gelungen ist, mit den anderen Welten in Verbindung zu treten.
Daß ihr
vorhattet, deren Reichtümer für euch selbst zu
behalten. Wenn ich es recht
bedenke, ist euch ein solcher Plan sogar durchaus zuzutrauen.«
    »Lügner!« rief der junge Mann und
sprang auf.
»Du weißt, wie alles gewesen ist! Ich habe es dir
erzählt!
    Alles habe ich dir erzählt! Ich wollte –
mit dir
teilen …« In einer Geste der Hilflosigkeit
breitete er die Hände aus und wandte
sich an seine Freunde. »Vergebt mir! Ich bin schuld,
daß wir jetzt in Gefahr
sind.«
    »Es wäre ohnehin geschehen«,
sagte ihre
Mentorin. »Es wäre ohnehin geschehen. Unsere
Entdeckung kommt zu früh – oder zu
spät. Nimm wieder deinen Platz am Tisch ein.«
    Niedergeschlagen sank der junge Mann auf seinen
Stuhl. Jetzt war es an Alfred, Trost zu spenden, soweit es in seiner
Macht
stand und sofern es in einem solchen Moment Trost geben konnte. Er
legte seinem
Nachbarn begütigend die Hand auf den Arm.
    Bereite dich vor, sagte er stumm zu sich selbst.
Bereite dich vor auf das, was unvermeidlich ist. Zu früh
– zu spät. Bitte,
nicht zu spät! Hoffnung ist das einzige, was uns noch bleibt!
    Er hörte Kleitus sprechen: »…
vor der
Öffentlichkeit, bekennt euch als Scharlatane. Man wird
über eine angemessene
Strafe befinden. Und jetzt tretet zur Seite!«
schloß er mit erhobener Stimme.
Etliche seiner Gefolgsleute näherten sich, mit Hammer und
Meißel bewaffnet.
    »Was hast du vor, Kleitus?«
    Der ausgestreckte Zeigefinger wanderte von der
alten Frau zu dem großen, rechteckigen Tisch –
»Er wird zerstört werden, damit
er nicht andere ins Verderben führt!«
    »Zur Wahrheit, meinst du«, berichtigte ihn
die
greise Mentorin streng. »Ist es nicht das, was du
befürchtest?«
    »Tritt zur Seite! Oder du erleidest das gleiche
Schicksal!«
    Der junge Mann hob den Kopf und sah Kleitus
fassungslos

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