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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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du hier bei den anderen,
während ich mit einem
Spähtrupp …«
    »Gefahr!« brauste der greise Herrscher mit
einem
Feuer auf, das seit langer, langer Zeit nicht mehr in ihm gebrannt
hatte. Daß
es ausgerechnet jetzt auflodern mußte! »Gefahr, und
du sagst mir, ich soll
zurückbleiben! Ich bin der König. Oder zumindest war
ich es.« Seine Augen
verengten sich. »Mir ist nicht entgangen, daß du
mit Baltasars Hilfe versuchst,
dir die Loyalität des Volkes zu erschleichen. Ich habe dich
und den Nekromanten
die Köpfe zusammenstecken sehen, in dunklen Ecken und Winkeln.
Es wird euch
nicht gelingen. Das Volk wird mir nachfolgen, wie es mir immer gefolgt
ist!«
    Ich hörte seine Worte. Alle hörten seine
Worte.
Die gehässigen Anschuldigungen des Königs gegen
seinen designierten Nachfolger,
des Vaters gegen den Sohn, hallten durch die Grotte. Kaum vermochte ich
den
Impuls zu unterdrücken, mich auf den Verleumder zu
stürzen und ihn mit bloßen
Händen zu erwürgen. Es war mir gleichgültig,
was er von mir dachte – ich spürte
den Schmerz, den er seinem Sohn zugefügt hatte.
    Wenn dieser alte Narr geahnt hätte, was für
einen ergebenen und liebevollen Sohn er besaßt Wenn er nur
gesehen hätte, wie
Edmund ihm während der langen, tristen Zyklen der Krankheit
nicht von der Seite
gewichen war und geduldig seinen wirren Selbstgesprächen
gelauscht hatte. Wenn
er nur erlebt hätte, wie Edmund wieder und wieder die Krone
ablehnte, obwohl
die Ratsmitglieder ihn auf Knien anflehten, sie anzunehmen! Wenn nur

    Genug. Den Toten soll man nichts Schlechtes
nachsagen. Ich will annehmen, daß die Geistesverwirrung nicht
völlig von
unserem König gewichen war und er nicht wußte, was
er sprach.
    Edmund war leichenblaß geworden, doch er bewahrte
eine gelassene Würde, die ihm wohl anstand. »Du hast
mich falsch verstanden,
Vater. Es ließ sich nicht umgehen, daß ich
während deiner Krankheit manche
Pflichten übernahm und Entscheidungen traf. Ich tat es nur
ungern, wie jeder
hier dir bestätigen kann. Niemand ist glücklicher als
ich, dich wieder deinen
angestammten Platz als Herrscher des Volkes von Kairn Telest einnehmen
zu
sehen.«
    Edmund sah mich an, in den Augen die stumme
Frage, ob ich auf die Vorwürfe etwas erwidern wollte. Ich
schüttelte den Kopf.
Wie konnte ich guten Gewissens leugnen, was ich insgeheim
gewünscht, wenn auch
nicht ausgesprochen hatte?
    Die Worte des Sohnes blieben nicht ohne Wirkung
auf den König. Er wirkte beschämt. Fast schien es,
als wollte er die Hand
ausstrecken, den Sohn vielleicht umarmen, um Verzeihung bitten, aber
der Stolz
– oder der Wahnsinn – erwies sich als
stärker. Er wandte sich ab, und während
er davonging, gab er laut Befehle an die Soldaten.
    »Einige von euch kommen mit mir«,
kommandierte
er. »Ihr übrigen bleibt hier und schützt
das Volk vor der Gefahr, die uns nach
einer Ahnung des Nekromanten hier droht. Er steckt voller Ahnungen,
Vermutungen
und Theorien, unser geschätzter Nekromant. Seit neuestem
bildet er sich ein,
der Vater meines Sohnes zu sein!«
    Edmund hielt es nicht mehr an seinem Platz, er
wollte dem Vater nacheilen, aufbegehren, ihm seinerseits bittere
Vorwürfe
entgegenschleudern. Ich griff nach seinem Arm, hielt ihn
zurück und schüttelte
den Kopf.
    Gefolgt von etwa zwanzig Mann, schritt der König
auf den Tunnelausgang zu, eine schmale Pforte im Fels. Die Doppelreihe
der
Soldaten würde Schwierigkeiten haben, sich
hindurchzuzwängen. Dahinter waberte
die orangerote Glast des Sees der flüssigen Steine.
    Die Leute schauten sich an, schauten auf Edmund.
Sie schienen nicht zu wissen, was sie tun oder sagen sollten. Einige
der
Ratsmitglieder schüttelten mißbilligend die
Köpfe. Edmund warf ihnen einen
zornigen Blick zu, und sie erstarrten. An der Felspforte angelangt,
machte der
König halt und drehte sich zu uns herum.
    »Du und dein Nekromant, ihr bleibt schön
hier
und wartet«, rief er, und Hohn schwang in seiner Stimme mit.
»Euer König wird
zurückkommen und euch sagen, ob ihr es wagen könnt
weiterzugehen.«
    Begleitet von seinen Männern verließ er den
Tunnel. Wenn doch nur …
    Feuerdrachen verfügen über eine
bemerkenswerte
Intelligenz. Man ist versucht zu sagen, bösartige Intelligenz,
doch wer sind
wir, den Stab zu brechen über ein Geschöpf, das Von
unseren Vorfahren gejagt
wurde, bis es fast völlig ausgerottet war? Ich bin sicher,

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